Röntgentechnik entziffert verkohlte Papyrusrollen

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Beim Ausbruch des Vesuv im Jahre 79, wurden hunderte Papyrusrollen verschüttet. Würden sie geöffnet, würden sie in Ascheflocken zerfallen.

Forscher haben ein Verfahren gefunden, um verkohlte Papyrusrollen aus der Region um Pompeji zu entziffern. Beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus wurde neben Pompeji auch die süditalienische Stadt Herculaneum verschüttet. Auch über die dortige Bibliothek "Villa dei Papiri" erging der Ascheregen - und begrub nicht nur das Gebäude, sondern hunderte Papyrusrollen aus der Antike. Nun will man versuchen, sie zu entziffern.

Zwar diente die Asche den Rollen in der Vergangenheit auch als Schutz vor dem Verfall. Doch sind hunderte der Fundstücke derart verkohlt, dass sie nicht aufgerollt werdenkönnen, ohne in Ascheflocken zu zerfallen, schreibt die internationale Forschergruppe um Vito Mocella vom Institut für Mikroelektronik und Mikrosysteme in Neapel in dem Fachmagazin "Nature Communications".

Deshalb wandten die Wissenschafter jetzt eine noch relativ neue Röntgentechnik an - konkret ein spezielles Computertomografieverfahren -, um Buchstaben zu entziffern, ohne eine Rolle öffnen zu müssen.

Brechung der Röntgenstrahlen

Die Idee dazu stammt bereits aus dem Jahr 2009. Der US-Informatiker Brent Seales hatte damals versucht, mittels eines Tomografieverfahren (die weniger durchlässigen Knochen heben sich dabei von dem durchlässigeren Gewebe ab) in das Innere einer Papyrusrolle zu blicken. Allerdings waren sich der verkohlte Papyrus und die darauf verwendete Tinte physikalisch zu ähnlich.

Mit der jetzt angewandten Methode, der ein sogenanntes Phasenkontrast-Verfahren zugrunde liegt, würden unterschiedliche Schichten innerhalb der Rolle besser erkennbar, schreiben die Forscher in ihrem Bericht. Dieses Verfahren nutzt die Brechung der Röntgenstrahlen beim Durchtritt durch ein Objekt und nicht - wie beim herkömmlichen Röntgen - die Abschwächung (Absorption).

"Wir waren ehrlich gesagt erstaunt, als wir bereits bei einer der ersten Messungen die ersten Buchstaben klar erkennen konnten", wird Mocella von "Spiegel Online" zitiert. Die Forscher können aufgrund ihres Verfahrens Unterschiede von bis zu 100 Mikrometer in der Papyrusstruktur erkennen. Das entspricht etwa der Dicke eines menschlichen Haars.

Komplex gerollt

In Zukunft könnten so Texte teilweise gelesen und somit das Wissen über die altgriechische Literatur und Philosophie gefördert werden, so das Fazit der Forscher. Alle Schwierigkeiten sind aber freilich noch nicht beseitigt: Denn viele der Schriften seien so komplex gerollt, dass nur einige Buchstaben erkennbar seien. Zudem sei die Struktur von Papyrus nicht ebenmäßig, was das Lesen weiter erschwere.

>> Bericht in "Nature Communications"

>> Bericht von "Spiegel Online"

(APA/dpa/Red.)

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