Behörde: Polen hatte "heiße Spur" auf Mengele

Josef Mengele
Josef Mengele(c) imago
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Die polnische Justiz stand kurz davor, den Lagerarzt von Auschwitz zu fassen - tat es aber nicht. Nun sollen die Gründe dafür erforscht werden.

In den 70-er Jahren stand die polnische Justiz bei der Suche nach deutschen Nazi-Verbrechern kurz davor, den berüchtigten Lagerarzt von Auschwitz, Josef Mengele, zu fassen. Das sagte Marek Lasota, Direktor des Krakauer Büros des Institut des Nationalen Gedenkens (IPN), der Zeitung "Gazeta Wyborcza". Die Behörde, die für die juristische Aufarbeitung nationalsozialistischer und kommunistischer Verbrechen zuständig ist, sei durch Ermittlungen zu Mitarbeitern von Auschwitz auf diese, bisher unbekannte Spur gestoßen.

"Wir wissen nicht, warum sie die Sache Mengele zu einem gewissen Zeitpunkt nicht weiter verfolgt haben", sagte Lasota in dem am Freitag veröffentlichten Artikel. "Wir wollen mit denen sprechen, die sich damit befasst haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir ihnen (strafrechtliche) Vorwürfe machen."

Pseudo-medizinischen Experimente an Gefangenen

Mengele, der 1979 in Brasilien starb, hatte sich nie vor einem Gericht für seine Verbrechen verantworten müssen. Der SS-Arzt war berüchtigt für seine oft grausamen und programmiert mit dem Tod endenden, pseudo-medizinischen Experimente an Gefangenen. Zudem ordnete er bei den sogenannten Selektionen unter den Neuankömmlingen die unmittelbare Vergasung zehntausender Menschen an.

Das IPN will nach Angaben Lasotas die Namensliste aller in Auschwitz-Birkenau Beschäftigten veröffentlichen. Die Behörde habe vor drei Jahren Ermittlungen zur vollständigen Struktur des Lagers aufgenommen. "Ich hoffe, dass wir bis Jahresende alle Namen haben." Bereits jetzt seien tausende Namen von Personen bekannt, die in der Lagerverwaltung und in verschiedenen Funktionen im größten der nationalsozialistischen Konzentrationslager arbeiteten. Insgesamt umfasse sie wohl rund 8000 Namen, schätzte Lasota.

Soldaten der Roten Armee hatten die letzten noch lebenden Häftlinge am 27. Jänner 1945 befreit. In dem Lager wurden mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordet, die meisten von ihnen Juden.

(APA/dpa)

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