Das erste Schusswaffen-Attentat der Geschichte

Palast Linlithgow, Geburtsort von Maria Stuart.
Palast Linlithgow, Geburtsort von Maria Stuart.(c) Imago
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Vor 445 Jahren, am 23. Jänner 1570, tötet der schottische Adelige James Hamilton of Bothwellhaugh den damaligen Regenten von Schottland.

Als James Stewart, 1st Earl of Moray und damaliger Regent Schottlands, am 23. Jänner 1570 in der schottischen Stadt Linlithgow am Haus von Erzbischof John Hamilton vorbeireitet, fällt ein einzelner Schuss. Der Schütze ist James Hamilton of Bothwellhaugh, ein Neffe des Erzbischofs. Er feuert aus einem Fenster im ersten Stock - mit einem Karabiner, einem kurzläufigen Gewehr. Ein Pferd aus der Eskorte des Regenten stirbt auf der Stelle, Stewart selbst wird in der Bauchgegend verletzt und schleppt sich zu dem Haus, in dem er eigentlich erwartet wird. Kurz vor Mitternacht erliegt er seinen Verletzungen. Stewart ist damit laut Historikern das erste Opfer eines Attentats mit Schusswaffe.

Zum Hintergrund: James Stewart ist niemand geringerer als Maria Stuarts illegitimer Halbbruder. Maria Stuart, selbst Katholikin, ist von 1542 bis 1567 Königin Schottlands und macht ihren Halbbruder, einen Anführer der Protestanten, 1561 zu ihrem wichtigsten Berater. Sie toleriert die protestantische Mehrheit, was zur Enttäuschung bei den Katholiken führt. Maria Stuarts Eheschließung mit einem Katholiken führt 1565 allerdings zum Bruch mit ihrem Halbbruder James, der sich mit anderen protestantischen Adeligen zusammentut und offen rebelliert. Die Rebellion ist allerdings rasch niedergeschlagen und der Earl of Moray muss nach Frankreich ins Exil fliehen.

Attentäter-Brief: "Ich habe alles verloren"

Nach einem Aufstand wird Maria Stuart jedoch nur zwei Jahre später gefangengenommen. Nach Marias Abdankung übernimmt James Stewart 1567 die Regentschaft für Marias einjährigen Sohn Jakob VI. Als nun wiederum Maria die Flucht gelingt und sie eine Armee von rund 6000 Getreuen um sich schart, kommt es zur Schlacht bei Langside (heute ein Stadtteil von Glasgow). An dieser Schlacht nimmt auch der spätere Attentäter James Hamilton of Bothwellhaugh an der Seite Marias teil. Marias Truppen werden allerdings vernichtend geschlagen. Die Folge: Hamilton gerät nach der Schlacht in Gefangenschaft und wird zum Tode verurteilt, später aber begnadigt. Maria gelingt die Flucht nach England, wo sie erneut in Gefangenschaft gerät. James Stewart bleibt schottischer Regent.

1570 reift schließlich bei einer Gruppe Unzufriedener - darunter vermutlich auch Hamiltons Onkel, der Erzbischof John Hamilton - der Plan, den Regenten zu ermorden. James Hamilton führt die Tat schließlich durch. Nach dem Attentat gelingt ihm auf einem bereitstehenden Pferd die Flucht. "Ich habe meine Frau und meine Kinder verloren und alles, um weiterzuleben im Dienste Ihrer Majestät", schreibt der Attentäter in einem Brief an Maria Stuart. Maria äußert zwar ihre Genugtuung, kann den Attentäter aber finanziell nicht unterstützen. Hamilton setzt sich schließlich auf den Kontinent ab und wird bis zu seinem Tod (irgendwann zwischen 1581 und 1585) wiederholt in Paris gesehen. Sein Onkel, der Erzbischof, hat weniger Glück: im April 1571 wird er öffentlich gehängt.

(phu)

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