Die Selbstmordfahrt des letzten Super-Schlachtschiffs

Filmszene aus
Filmszene aus "Die Männer der Yamato" (2005)toei.co.jp
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Im April 1945 liefen Reste der japanischen Flotte zu einer Kamikaze-Aktion vor der Insel Okinawa aus. Kern der Flottille ohne Wiederkehr: die "Yamato", das damals und bis heute größte Schlachtschiff der Geschichte.

Es war um 14.23 Uhr an diesem Samstag, das Wetter war relativ schlecht, der Himmel großteils dicht bewölkt und das Meer unruhig, als es einen gewaltigen, unnatürlichen Knall gibt. Aus den Weiten des Pazifiks, eigentlich des Ostchinesischen Meeres südlich der südwestlichen japanischen Hauptinsel Kyūshū, steigt ein schwarzer Rauchpilz in die Höhe. Sechs Kilometer hoch soll er werden, es heißt, man habe ihn noch an der Küste des rund 230 Kilometer entfernten Kyūshū gesehen und den Knall als Grollen von jenseits des Horizonts gehört.

Es sind die wirklich letzten und untrüglichen Anzeichen, dass eine Ära unwiderruflich zu Ende gegangen ist, eine politische und kulturelle ebenso wie eine der Technik und des Stolzes. Doch um was es sich genau gehandelt hat, das wird erst einen Monat später, im Mai 1945, bekannt gegeben werden. Japan, das stolze Kaiserreich, kann sich die Wahrheit jetzt noch nicht leisten.

Es war erst rund ein Jahrzehnt zuvor gewesen, Anfang bis Mitte der 1930er-Jahre, dass dieses Kaiserreich, eigentlich ein Neuankömmling im Kreis der Großmächte, beschlossen hatte, zur Vormacht einer Großregion zu werden, nämlich im Pazifik, in Ost- und Südostasien. Erst 1854 hatten amerikanische Kriegsschiffe die Öffnung des über Jahrhunderte verschlossenen Inselstaates erzwungen, es folgte eine beispiellose technische und kulturelle Aufholjagd, nachdem die Japaner erkannt hatten, wie rückständig sie im Vergleich zu Europa und Amerika waren.

Die beispiellose Aufholjagd

Siege gegen Russland und China und Eroberungen auf dem Festland, vor allem in Korea, aber auch die Besetzung etwa Formosas (Taiwans) und später der Mandschurei stärkten das national-kulturelle Selbstbewusstsein und leiteten eine Expansion ein, die schon im Ersten Weltkrieg geradezu inflationäre Ausmaße erreichte: Da besetzten die Japaner zahlreiche deutsche Überseegebiete mitten im Pazifik, etwa die Marianen, Palau und die Marshall-Islands. Sie bekamen sie als Völkerbundmandate zugesprochen und verwandelten sie praktisch zu streng geführten Kolonien.

Japanische Truppen (li.) während der Intervention in Sibirien im Russischen Bürgerkrieg, hier die Besetzung von Blagoweschtschensk (1919)
Japanische Truppen (li.) während der Intervention in Sibirien im Russischen Bürgerkrieg, hier die Besetzung von Blagoweschtschensk (1919)US Library of Congress

1933 trat Japan aus dem Völkerbund aus und kündigte 1934 die Washingtoner und Londoner Flottenverträge von 1922 bzw. 1930. Diese hatten die Rüstung zur See begrenzt, etwa die höchstzulässigen Tonnagen von Schiffen und die Kaliber der Hauptgeschütze von Schlachtschiffen (maximal 40,6 cm waren erlaubt). Ein quantitatives Verhältnis der Größe der Flotten der wichtigsten Seemächte war festgeschrieben: nämlich von 5 (USA) zu 5 (Großbritannien) zu 3 (Japan) zu 1,75 (Frankreich) zu 1,75 (Italien).

Zu jener Zeit galten Schlachtschiffe als Krönung der Rüstung zur See und höchste Insignien einer Seemacht: Diese schwimmenden Festungen waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich entstanden, als die Dampfmaschine, Fortschritte in Metallverarbeitung und Kanonenbau und weitere Entwicklungen dazu führten, dass immer größere, schwerer bewaffnete und vor allem gepanzerte Kriegsschiffe gebaut werden konnten. Lange sprach man (im deutschen Gebrauch) von Panzerschiffen oder Linienschiffen, in den 1890ern kommt in der Royal Navy der Terminus „Battleship“ auf, der sich gleich Anfang des 20. Jahrhunderts in anderen Sprachen durchsetzt, etwa als das deutsche "Schlachtschiff".

Das Schlachtschiff-Zeitalter

Dreh- und Angelpunkt und Meilenstein war die 1906 in Dienst gestellte HMS „Dreadnought“ (Fürchtenichts), die durch ihre Konstruktion – etwa die Ausstattung mit schwerer Hauptartillerie einheitlichen Kalibers in gepanzerten Türmen sowie mit Dampfturbinen – als Urahn aller modernen Schlachtschiffe gilt; man spricht sogar von einer Prä-Dreadnought- und einer Post-Dreadnought-Ära.

HMS
HMS "Dreadnought", Urahn der modernen SchlachtschiffeRoyal Navy
Struktur der
Struktur der "HMS Dreadnought" anno 1911wikipedia/emoscopes

Japan unterdessen erkannte, dass der Hauptgegner im Pazifik die USA mit ihrer deutlich größeren industriellen Basis sein würden. Es würde unmöglich sein, die US-Flotte im Ernstfall an Zahl zu übertreffen, allerdings setzten die Japaner auf zwei Punkte: (1) Die Amerikaner mussten als gleichermaßen atlantische wie pazifische Macht ihre Marine auf mindestens zwei Meere aufteilen, also war es möglich, wenigstens im Pazifik stärker zu sein. (2) Durch den Bau einiger ungewöhnlich großer Schiffe hoffte man zudem, eine größere Zahl kleinerer feindlicher Schlachtschiffe aufwiegen zu können; diese Riesenschiffe sollten überdies auch so groß sein, dass eventuell gleich große US-Schiffe nicht durch den Panamakanal passen würden – das würde deren Verlegung zwischen den Meeren stark verzögern, ja die Amerikaner würden sie erst gar nicht bauen, so das Kalkül.

Die Idee dieser „Super-Schlachtschiffe“ war indes nicht unumstritten: Sie wurde etwa von Marineminister Admiral Osami Nagano (1880-1947) vertreten, 1941-44 Chef des Generalstabs der imperialen Flotte, sohin deren höchster Offizier. Gegner argumentierten etwa mit dem enormen Materialverbrauch, der größeren Trägheit und Kompliziertheit solcher Schiffe, vor allem aber damit, dass Flugzeuge immer kampfstärker würden und man daher Flugzeugträgern den Vorrang einräumen solle – das wurde etwa von Admiral Isoruko Yamamoto (1884-1943), dem späteren Chef der japanischen Hochseeflotte („der „Kombinierten Flotte“), so gesehen.

Admiral Osami Nagano
Admiral Osami NaganoWkipedia
Admiral Isoruko Yamamoto
Admiral Isoruko YamamotoWikipedia/Imperial Japanese Navy

Dennoch wurde Mitte der 1930er mit der Planung der gewaltigen Schiffe begonnen: Einer der wichtigsten Ingenieure war Vizeadmiral Yuzuru Hiraga (1878-1943), jahrelang Leiter der technischen Fakultät der Universität von Tokio und später Rektor der Uni, seit etwa 1910 einer der wichtigsten Schiffskonstrukteure des Reichs.

Yuzuru Hiraga, Co-Konstrukteur der Super-Schlachtschiffe
Yuzuru Hiraga, Co-Konstrukteur der Super-Schlachtschiffewikipedia/Sanseido

Projektstudien sahen Schiffe mit 60.000 bis 70.000 Tonnen Verdrängung, Hauptartillerie vom Kaliber 46 Zentimeter, eine Panzerung, die Geschossen solchen Kalibers auf Schussweiten von 20 bis 35 km standhalten sollte und eine Geschwindigkeit von 30 Knoten (ca. 56 km/h) vor. Zum Vergleich: Der britische Schlachtkreuzer HMS „Hood“, in der Zwischenkriegszeit das größte Kriegsschiff der Welt, verdrängte (beladen) bis zu etwa 47.000 Tonnen, hatte 38,1-cm-Geschütze (acht in vier Türmen) als Hauptartillerie und kam auf 31 Knoten.

Yamato, das historische Japan

1937 wurde in der Werft von Kure an der Südwestküste der Hauptinsel Honshū das erste von geplanten fünf dieser Super-Schlachtschiffe auf Kiel gelegt. Sein Name, so wie jener der ganzen Klasse: „Yamato“ – nach einer historischen Provinz auf Honshū südlich der Stadt Osaka, die ab dem siebten Jahrhundert das Kernland des kaiserlichen Japans wurde.

3-D-Darstellung der Yamato
3-D-Darstellung der YamatoThomas Schmid/3dhistory.de

„Yamato“ ist gleichzeitig ein historisches und literarisches Synonym für Japan an sich, im Sinne des „guten alten Japans“ oder eines idealtypischen Japans.

Planung und Bau liefen unter extremer Geheimhaltung ab: So wurden die Werften abgeriegelt und die Docks mit Sichtschutz umgeben (gebaut wurde die Yamato-Klasse auch in Nagasaki und Yokosuka), die meisten Arbeiter und Ingenieure kannten nur den Umfang ihrer jeweiligen Bauabschnitte. Marineminister Nagano beantragte bei der Regierung den Bau weit kleinerer Schiffe, für die das Geld dann umgeleitet wurde, der Geheimdienst hatte Hochbetrieb, sprich, nichts durfte auf das Ausmaß des Projektes hinweisen, und damit hatte man ziemlich Erfolg: Noch bis 1945 setzten die Amerikaner Verdrängung und Bewaffnung dieser Schiffe zu gering an.

Yamato 1941 bei der Endausstattung in der Werft von Kure, vorne die riesigen 46-cm-Geschütze
Yamato 1941 bei der Endausstattung in der Werft von Kure, vorne die riesigen 46-cm-GeschützeWikipedia/Imperial Japanaese Navy

Am 16. Dezember 1941, also kurz nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor, wurde die Yamato, das Typschiff, in Kure relativ still und heimlich in Dienst gestellt, ihr Schwesterschiff „Musashi“ folgte in Nagasaki im August 1942. Dabei blieb es auch, denn zwei der fünf Schiffe wurden gestrichen und ein drittes, die „Shinano“, als Flugzeugträger gebaut.

Westliche Schiffe wirkten dagegen klein

Was da entstanden war, war jedenfalls gewaltig. Die Schiffe waren je 263 Meter lang und 36 Meter breit, was im Vergleich eigentlich noch nicht zu extrem schien: Die Hood etwa maß 262 Meter mal 32 Meter, die deutsche „Bismarck“ 250 mal 36, die französische „Richelieu“ 248 mal 33 Meter. Aber schon die zeitgenössischen US-Schlachtschiffe der „South-Dakota"-Klasse waren nur 210 Meter lang, erst ihre Nachfolger der „Iowa“-Klasse (ab 1943) kamen auf 270 mal 33 Meter.

Das Riesenhafte der Yamato freilich lag vor allem unter Wasser und zeigte sich in einer Verdrängung, deren exakte Ausmaße wegen der großen Geheimhaltung, der späteren Zerstörung von Dokumenten und Unschärfen bei den verwendeten Tonnageeinheiten nicht eindeutig bekannt sind: Grob gesagt betrug die Verdrängung leer etwa 63.000 bis 66.000 Tonnen, die Maximalverdrängung 72.000 bis 74.000 Tonnen. Vergleich: Bismarck (53.500 t voll), South Dakota (46.000 t voll), Iowa (57.500 t voll), britische King-George-V-Klasse (43.000 t voll).

Klassisches Foto der Yamato von Oktober 1941
Klassisches Foto der Yamato von Oktober 1941Imperial Japanese Navy

Die Hauptartillerie Kaliber 46 cm in drei Dreiertürmen schoss Pkw-schwere Granaten (rund 1,5 Tonnen) noch 42 Kilometer weit, es war die schwerste Hauptbewaffnung in der Marinegeschichte und deutlich größer als die 40,6-cm-Kanonen der Amerikaner. Jedes Rohr war 21 Meter lang und wog 147 Tonnen, man hatte ein eigenes Schiff bauen müssen, um die Rohre zum Dock bringen zu können. Die Kadenz (Feuergeschwindigkeit) pro Rohr betrug je nach Reichweite 1,5 bis zwei Schuss pro Minute.

Als Nachteil erwies sich indes schon bald bei Testschießen, dass die Kanonen im Verhältnis zu ihrem Kaliber relativ kurz waren. Das reduzierte ihre Treffsicherheit und es ergab sich auf große Entfernung eine doch ziemlich große Streuung: Bei Maximalschussweite betrug der Streukreisradius 550 Meter und mehr und ließ einem Ziel darin also relativ viel Platz, um ungeschoren zu bleiben.

Vergleich 1: USS South Dakota (1943)
Vergleich 1: USS South Dakota (1943)US Navy
Vergleich 2: HMS
Vergleich 2: HMS "Prince of Wales" (King-George-V-Klasse), Dezember 1941 vor Singapur kurz vor ihrer Versenkung durch die JapanerRoyal Navy

Was Mittelartillerie und Flugabwehr betrifft, wurde an den Schiffen im Lauf der Jahre stark herumgebastelt: Anfangs glaubte man, mit zwölf schweren Flak Kaliber 12,7 cm und 24 Maschinenkanonen Kal. 25 mm auszukommen. Die Erfahrungen des Kriegs aber lehrten, dass die Flugabwehr nicht stark genug sein konnte, und so rüstete man die Yamato bis Anfang 1945 auf satte 152 (nach anderen Quellen 162) Maschinenkanonen und 24 schwere Flak auf. Bei der Musashi war es weniger. Die Mittelartillerie wurde dafür von anfangs vier kleinen Türmen mit gesamt zwölf 155-mm-Geschützen auf zwei Türme reduziert.

Ein Wald aus Flugabwehrkanonen

Beim massiven Ausbau der Flugabwehr musste berücksichtigt werden, dass die Hauptgeschütze enorme Druckwellen erzeugten, die angeblich dazu führen konnten, dass es Flak-Männern, die ihnen zu nahe waren, das Fleisch von den Armen riss. Man umgab daher viele Flak-Stellungen mit halbkugelförmigen Wänden, zusammen mit der enormen Kanonenanzahl verlieh das den Schiffen seitlich ein eigenartiges Aussehen, als ob aus den gepanzerten Hängen zahllose Balkönchen oder Blasen wucherten.

Darstellung des
Darstellung des "blasenhaften" Aufbaus der Flugabwehr an einem Modell der Yamato in Kure (Japan)TOKYOBLING@GMAIL.COM

Die gewaltige Fla-Bewaffnung übertraf die der meisten anderen Schiffe, allerdings waren Radar- und Feuerleittechnik der Japaner geringer entwickelt als bei Amerikanern und Briten, und die Maschinenkanonen hatten kleine Magazine mit nur 15 Patronen, was häufiges Nachladen erforderte und die Schussleistung hemmte. 

Kaiser Hirohito (9. von links vorne) im Juni 1943 auf der
Kaiser Hirohito (9. von links vorne) im Juni 1943 auf der "Musashi", man beachte die auffällige Flugabwehrartillerie Imperial Japanese Navy

Auch der Panzerschutz erreichte ungekannte Ausmaße: 65 Zentimeter waren es an den Frontseiten der Hauptgeschütztürme, 41 am Gürtelpanzer, die Torpedoschotte verjüngten sich vom Gürtelpanzer nach unten von 20 auf am Ende 7,5 Zentimeter, das Panzerdeck war 20 cm dick, die Böschungen seitlich 23 cm. Es würde hier zu weit führen, den komplizierten Panzerschutz, etwa die Struktur der "Kasematte" in allen Details und Flächen zu erklären, doch so viel sei gesagt: Yamato und Musashi waren die bestgepanzerten Schlachtschiffe der Geschichte.

Gepanzerte Problemzonen

Allerdings: Die Widerstandskraft der Panzerstähle lag herstellungsbedingt etwa zehn Prozent unter jener der US-Stähle, und: Die genietete Verbindung zwischen Gürtelpanzer und Torpedoschott, mithin der Übergangsbereich an der Wasserlinie, konnte wegen Zeitdrucks nicht optimal gebaut werden, sie erwies sich später als Problemzone.

Für Spezialisten: Rumpf-Querschnitt des Panzerschutzes samt Torpedoschotte
Für Spezialisten: Rumpf-Querschnitt des Panzerschutzes samt Torpedoschotte"Yamato-armorsheme-DE - magazines cut" by Alexpl.

Als Antrieb diente ein konventioneller Ölantrieb mit Dampfkesseln, die vier Wellen antrieben und 150.000 bis 167.000 PS erzeugen konnten. Die Schrauben hatten je fünf Meter Durchmesser. Bei voller Kraft wurden 63 Tonnen Öl pro Stunde verbraucht, damit kam man auf 27 bis 28 Knoten. Mit einem Ölvorrat (6300 Tonnen) waren bei normaler Fahrt 7200 Seemeilen (rund 13.000 km) möglich. Mehrere Aufklärungsflugzeuge waren an Bord, die per Katapult gestartet wurden und nach dem Einsatz wasserten; sie sollten unter anderem der Feuerleitung auf große Distanz dienen, später wurden auch Radarsysteme eingebaut, die aber nur mäßig nützlich waren.

Es gab für die Riesen nichts zu tun

Als sie dann endlich ihren Einsatz antraten, erwiesen sich die Super-Schlachtschiffe jäh als ungeheuer zahnlos, oder unterbeschäftigt: Bis Herbst 1944 kam keines von den beiden in jener Rolle zum Einsatz, für die man sie gebaut hatte: als ultraschwerer Hammer zur See gegen andere Schiffe oder Landziele. Der Seekrieg im Pazifik hatte sich (von U-Boot-Kriegsführung abgesehen) großteils zu Kämpfen zwischen Flugzeugen und Schiffen entwickelt, bei welchen letztere, wie sich nicht nur in Pearl Harbor und der Schlacht bei Midway (Juni 1942) zeigte, schlechter abschnitten.

Auch auf dem europäischen Schauplatz, vor allem im Mittelmeer, fielen Großkampfschiffe ohne Schutz durch eigene Flugzeuge den Flugzeugen des Gegners zum Opfer. Klassische Seeschlachten mit Artillerieduellen blieben überall die Ausnahme - etwa bei der Feindfahrt der Bismarck im Mai 1941 im Nordatlantik oder den Seegefechten bei den Salomonen-Inseln nordöstlich von Australien 1942/43. Die Post-Dreadnought-Ära war nach nicht einmal 40 Jahren schon wieder vorbei und die Massen an Schlachtschiffen und Kreuzern offenkundig eine Vergeudung von Mensch und Material.

Zu Beginn des Kriegs im Pazifik im Dezember 1941 sind die Japaner den USA jedenfalls klar überlegen: Allein an großen Überwassereinheiten stehen zehn aktive Schlachtschiffe, sechs große und sechs kleine Träger und 38 Kreuzer der Japaner neun Schlachtschiffen, drei Trägern und 24 Kreuzern der Amerikaner gegenüber. Zählt man die US-Atlantikflotte hinzu, sind es zwar 17 Schlachtschiffe, sieben Träger und 37 Kreuzer, aber im Atlantik sind nur wenige Einheiten abkömmlich, dort hat man ja andere Feinde, Deutschland vor allem und Italien.

Spott über "Hotel Yamato"

Im Februar 1942 wird die Yamato zum Flaggschiff der Hochseeflotte Yamamotos. Sie nimmt im Juni bei Midway teil, aber weit hinter dem eigentlichen Kampfplatz, es wird eine krachende Niederlage für Japan, das dabei vier große Flugzeugträger verliert, die US Navy einen. Später liegt sie hauptsächlich vor Truk (heute Chuuk), damals Hauptbasis der Japaner auf den Karolinen, einem Teil des heutigen zentralpazifischen Inselstaates Mikronesien, dient als schwimmende Kommandozentrale für die weit entfernten Gefechte bei den Salomonen, bei Guadalcanal und Neuguinea, ohne je direkt einzugreifen. Man lacht sogar insgeheim über das „Hotel Yamato“.

Yamato (li.) und Musashi vor Truk (Karolinen), Frühjahr 1943
Yamato (li.) und Musashi vor Truk (Karolinen), Frühjahr 1943Imperial Japanese Navy

Sie fährt zwischenzeitlich zurück nach Japan, um aufgerüstet zu werden, und bringt von dort als „Schlacht-Fracht-Schiff" Truppen und Material nach Truk zurück. Die Rolle als Flaggschiff geht an die Musashi über, die ebenfalls wenig mehr tut als zwischen den Karolinen zu kreuzen und Frachter zu spielen. Im Herbst 1943 fährt die Yamato mit einem starken Schlachtverband samt Flugzeugträgern zu den Marianen, um US-Träger abzufangen, aber es kommt zu keinem Feindkontakt.

Mehrmals greifen US-U-Boote erfolglos an, im Dezember 1943 trifft nahe Truk ein Torpedo, als die Yamato gerade als Frachter dient, und reißt ein überraschend großes Loch von 25 Meter Länge unterhalb des Torpedoschottbereichs auf. Dabei reißen Teile der Verbindung mit dem Gürtelpanzer ab, es ist ein Schaden in der Problemzone, viel Wasser dringt ein, aber man kann das Schiff sichern und nach Kure zur Reparatur fahren.

Erster Kampf bei den Philippinen

1944 folgen Fahrten nach Manila und Singapur. Die Japaner sind überall auf dem Rückzug, haben große Teile der Flotte und viele Flugzeuge verloren, während sich die US-Truppen ab Sommer auf die Rückeroberung der Philippinen einstellen. Im Oktober 1944 fahren mehrere japanische Flottenverbände zu den Philippinen, wo die Amerikaner gerade landen, beginnend auf der kleinen Insel Leyte an der Ostküste.

Schlachtverband verlässt Brunei Richtung Philippinen, Oktober 1944. Die ersten drei Schiffe im Vordergrund sind (von rechts) die Schlachtschiffe Nagato, Musashi und Yamato.
Schlachtverband verlässt Brunei Richtung Philippinen, Oktober 1944. Die ersten drei Schiffe im Vordergrund sind (von rechts) die Schlachtschiffe Nagato, Musashi und Yamato.history.navy.mil

Der Schlachtverband um Yamato und Musashi, der von Brunei herandampft, wird in der Sibuyan-See mitten im philippinischen Archipel von Flugzeugen angegriffen, dabei trifft es Musashi hart: Mindestens 17 Bomben- und 19 Torpedotreffer schicken das jüngere der zwei Super-Schlachtschiffe am 24. Oktober auf den Meeresgrund, rund 1020 der 2400 Mann an Bord sterben und es ist für niemanden ein Trost, dass vermutlich kein Schiff in der Kriegsgeschichte so viel Beschuss einsteckte wie Musashi.

Musashi im Bombenhagel, 24. Oktober 1944, Sibuyan-See
Musashi im Bombenhagel, 24. Oktober 1944, Sibuyan-SeeUS Navy

Ihr Schwesterschiff Yamato und die übrigen Schiffe indes stoßen nach einem Täuschungsmanöver, das die Amerikaner ablenkt, weiter nach Osten durch den Archipel vor und nähern sich am 25. Oktober plötzlich den praktisch schutzlosen amerikanischen Landungseinheiten auf Leyte. Nur ein dünner Schirm aus Zerstörern und leichten Begleitflugzeugträgern, deren Flugzeuge zudem fast keine panzerbrechenden Bomben haben, schiebt sich dazwischen. Aber die jetzt plötzlich brutal unterlegenen Amerikaner fahren und so fliegen so wilde, verzweifelte Angriffe, dass die Japaner – auch aufgrund von falschen Aufklärungsergebnissen wegen Schlechtwetters - fürchten, mitten in eine große Flotte samt schweren Flugzeugträgern gefahren zu sein und kehrtmachen.

Immerhin trifft die Hauptartillerie der Yamato jetzt erstmals US-Schiffe und versenkt mindestens eines, nämlich den Begleitträger USS „Gambier Bay“, und wohl auch einen Zerstörer. Mehrere Bombentreffer übersteht die Yamato ohne große Schäden und kehrt nach Japan zurück, wobei US-U-Boote dabei noch einige Schiffe der Japaner, darunter das Schlachtschiff „Kongō“, versenken. In Kure wird die Yamato repariert und erhält noch einmal weitere Maschinenkanonen zur Flugabwehr.

Es ist alles dahin...

In den ersten Monaten 1945 war absehbar, dass sich der Krieg dem Ende zuneigte, vor allem in Europa, wo alliierte Truppen an den deutschen Grenzen standen und im März die letzte deutsche Offensive, das Unternehmen „Frühlingserwachen“ in Ungarn, scheiterte. Japan war weitgehend von der Rohstoffversorgung abgeschnitten, etwa aus Indonesien und Indochina, von wo US-, britische und holländische U-Boote kaum noch einen Frachter oder Tanker durchkommen ließen.

5. US-Flotte vor Majuro (Marshall-Inseln), Jänner 1944
5. US-Flotte vor Majuro (Marshall-Inseln), Jänner 1944US Navy

Nach den verlustreichen Seeschlachten der letzten Monate und Jahre sowie durch Bombenangriffe auf japanische Häfen war auch die imperiale Flotte weitgehend vernichtet oder durch Spritmangel zur Untätigkeit verdammt. Im März 1945 zählte sie an einsatzbereiten Großkampfschiffen nur noch fünf Schlachtschiffe (darunter die Yamato, nun wieder als Flaggschiff), fünf bis zehn Kreuzer und drei Träger fast ohne Flugzeuge. Die US-Überlegenheit war dramatisch und betrug bei jedem Schiffstyp wohl das Fünf-, ja Zehnfache und mehr, wobei Teile der Kräfte freilich über weite Gebiete zur Hinterlandsicherung verteilt waren.

Man kann sich jedenfalls jene Kräfte vor Augen halten, die die Alliierten im März südlich Kyūshū zusammenzogen, um dort die Eroberung einiger der Ryūkyū-Inseln zu unterstützen, das ist eine Inselkette, die sich südlich von Kyūshū in einem Bogen nach Südwesten bis nahe Taiwan erstreckt. Dort, auf japanischem Hoheitsgebiet, wollten sich die Alliierten festsetzen, um ein Sprungbrett für eine Invasion der Hauptinseln zu haben, und der wichtigste Teil dieses Sprungbrettes war die Insel Okinawa rund 530 km südlich von Kyūshū, wo (unterschiedlichen Daten zufolge) 90.000 bis 130.000 japanische Soldaten stationiert waren.

Die Schlacht um Okinawa bahnt sich an

Die 5. US-Flotte also hatte allein dort zur Unterstützung und Sicherung der Invasion mindestens 17 Schlachtschiffe, 29 Kreuzer, elf große und 28 leichte Flugzeugträger zusammengezogen. Dazu kamen zwei Schlachtschiffe, fünf Kreuzer und vier Träger der britischen Pazifikflotte.

Um die Vorstellung von der amerikanischen Überlegenheit im Pazifik noch zu verdeutlichen, seien noch Zahlen für Juli 1945 angeführt: Durch Verstärkungen, die wegen des Kriegsendes in Europa freigeworden worden waren, standen nunmehr, wie US-Admiral Ernest King (1878-1956) später vorrechnete, 23 Schlachtschiffe, 52 Kreuzer, 26 große und 64 kleine Träger der US Navy im Pazifik - dazu zum Drüberstreuen noch beispielsweise 323 Zerstörer, 118 U-Boote, und 14.800 (!) Flugzeuge).

USS
USS "Idaho" beschießt Okinawa, 1. April 1945US Navy

Kurz vor der Invasion auf Okinawa, die am 1. April 1945 begann, gab es eine Besprechung der japanischen Militärführung in Anwesenheit von Kaiser Hirohito (Amtszeit 1926-89) zum Thema Okinawa. Dabei sagten hohe Offiziere des Heeres, dass die Garnison auf Okinawa durch massive Selbstmordangriffe aus der Luft („Kamikaze") unterstützt werden würde. Darauf soll der Kaiser in die Runde gefragt haben, was denn die Marine zu tun gedenke. Und diese Frage, so heißt es jedenfalls, löste eine Kette von Ereignissen aus, die am Ende in die gewaltige Explosion im Meer südlich von Kyūshū mündete.

US Marines landen auf Okinawa, 1. April 1945
US Marines landen auf Okinawa, 1. April 1945Privat

Am Nachmittag des 6. April 1945 legt eine kleine Flotte von der Stadt Tokuyama (heute: „Shūnan“) nahe Kure ab. Es sind acht Zerstörer: Isokaze, Hamakaze, Yukikaze, Asashimo, Hatsushimo, Kasumi, Fuyutsuki und Suzutsuki. Dazu der leichte Kreuzer Yahagi. Und die Yamato. Die Schiffe fahren durch die japanische Inlandsee, die Bungo-Straße entlang der Ostseite von Kyūshū nach Süden, mit Kurs auf Okinawa.

Anmarsch der Todgeweihten

Am Abend gibt es ein auffallend gutes Essen, dazu, was selten ist, Wein und Sake. US-U-Boote sichten den Verband, können ihn aber nicht torpedieren, bis zum nächsten Morgen hat er Kyūshū umfahren und dreht auf Westkurs weg von Okinawa, hält ihn auch noch am frühen Vormittag, aber das ist Täuschung: Die Schiffe, allen voran die Yamato, sollen nach Okinawa, um sich dort der alliierten Armada zu einem letzten Gefecht zu stellen.

Die Besprechung mit dem Kaiser hatte nämlich die Marineführung in Zug- und Gesichtwahrzwang gebracht: Es ging nicht an, nicht ebenfalls zu einer Kamikazeaktion zum Schutze des Landes anzutreten. Also entwickelte Admiral Soemu Toyoda (1885-1957), seit Mai 1944 Chef der Hochseeflotte, mit einigen Offizieren einen schrecklichen Plan: Eine Selbstmord-Kampfgruppe um die Yamato würde sich nach Okinawa durchkämpfen, an der Ostseite der Insel auflaufen und aus allen Rohren den alliierten Landungskopf und die Flotte beschießen. War die Munition verbraucht, sollten die Seeleute an Land gehen und den Kampf zu Fuß fortsetzen.

Admiral Soemu Toyoda
Admiral Soemu ToyodaImperial Japanese Navy

Verschärft wurde der Irrsinn dieses Vorhabens dadurch, dass die Flottille keinen Schutz durch Jagdflugzeuge erhielt: Die noch verfügbaren Jagdpiloten brauchte man, um die rund 100 Kamikaze-Flugzeuge, die gleichzeitig angreifen sollten, zu ihren Zielen zu eskortieren.

Plan "Himmel Nummer 1"

Dieser Plan, der den Namen „Ten-ichi-gō“, kurz „Ten-gō“, erhielt, was „Himmel Nummer 1“ bedeutet, wurde zunächst von vielen Offizieren abgelehnt, vor allem von jenen, die ihn ausführen sollten, allen voran von Vizeadmiral Seiichi Itō (1890-1945), dem erwählten Kommandeur der Kamikaze-Flotte. In einer Besprechung am 5. April bricht man aber ihren Widerstand, indem man an den Nutzen für die Kamikaze-Aktion der Heeresluftwaffe, vor allem aber an den Willen des Kaisers gemahnt: Dieser wolle das so.

Vizeadmiral Seiichi Itō
Vizeadmiral Seiichi ItōImperial Japanese Navy

An dieser Stelle soll ein früherer (mittlerweile verstorbener) Offizier der imperialen Flotte das Wort übernehmen: Kapitän Miyo Kazunari, der unter anderem als Marineflieger-Offizier im Generalstab der Marine fungierte. Im Buch „Kriegsschiffe 1939-45“ von Bernard Fitzsimons (1974, Wilhelm Heyne Verlag, München) schildert Kazunari die Ereignisse wie folgt (wichtige Einschübe erfolgen in Kursivschrift in Klammern):

„Am 5. April 1945 erließ Admiral Toyoda, Oberbefehlshaber der Vereinigten Japanischen Flotte, einen Tagesbefehl an alle Einheiten der kaiserlichen Marine: ,Das Schicksal unseres Kaiserreiches hängt von diesem einen Angriff ab. Ich befehle der Sonder-Kampfgruppe, einen verderbenbringenden, äußerst heldenhaften Angriff gegen Okinawa zu führen. Wir werden unsere kaiserlichen Marinestreitkräfte auf diesen Angriff konzentrieren und ihn in der leuchtenden Tradition der Marine unseres Kaiserreiches führen, damit sein Ruhm für immer in die Geschichte eingeht.´

Am Nachmittag des 6. April 1945, kurz vor dem Auslaufen, kam Vizeadmiral Kusaka, der Chef des Stabes der japanischen Marine, an Bord der Yamato. Er wurde von seinem Stab begleitet, wollte dem Führer des Geschwaders die Pläne des Oberkommandos erläutern und die Kommandanten und Besatzungen verabschieden. Die Pläne des Stabs sahen vor, dass nach dem Abfeuern der letzten Patrone die Schiffe von den Crews verlassen würden und die Männer sich mit den Verteidigern Okinawas vereinigten. Der Stabschef drückte die Hoffnung aus, dass der tapfere, selbstmörderische Angriff der Nation ein Beispiel für den Endkampf geben werde.

Hohe Offiziere der Yamato kurz vor dem letzten Einsatz
Hohe Offiziere der Yamato kurz vor dem letzten EinsatzImperial Japanese Navy

Um 15.20 Uhr verließ die Sonder-Kampfgruppe ihren Ankerplatz in Tokuyama südwestlich von Kure. Der Verband wurde von zwei Wasserflugzeugen und sechs Zerstörern (es waren acht) gegen überraschende feindliche U-Boot-Angriffe gesichert. Doch das Auslaufen wurde von der Besatzung einer Boeing B-29 „Super-Fortress“ beobachtet.

Kein Luftschirm, kein Überraschungseffekt

Gegen 18.30 Uhr machten die Seeflugzeuge zwei alliierte U-Boote in der Nähe der Bungo-Straße und ein weiteres vor der Ostküste von Kyūshū aus. Als Folge davon wurde das Yamato-Geschwader um 19.50 Uhr sofort nach Verlassen des schützenden Kanals umgebildet und lief mit 22 Knoten vom vorgesehenen Kurs in Zickzackfahrt nach Osten, um den U-Booten zu entkommen. Von 20.20 Uhr an wurden mit Radar, Ortungs- und Horchgeräten die Anzeichen verfolgender U-Boote wahrgenommen. Um 21.30 Uhr wurde ein dringender alliierter Funkspruch abgefangen, der das Yamato-Geschwader betraf.

Gegen Mitternacht meldete das Oberkommando der japanischen Marine, dass an diesem Tag bei starken Angriffen der eigenen Luftwaffe zahlreiche feindliche Schiffe, darunter auch Flugzeugträger, versenkt worden seien. (Eine Falschmeldung.) Am 7. April gegen 02.00 Uhr morgens nahm das Yamato-Geschwader wieder den vorgesehenen Kurs und schien die feindlichen U-Boote erfolgreich abgeschüttelt zu haben. Bei Sonnenaufgang um 06.00 Uhr bildete das Geschwader einen Ring um die Yamato, außerdem waren jetzt ständig bis zu zwei Seeflugzeuge über dem Geschwader in der Luft.

Der Oberbefehlshaber erließ keinerlei Befehle hinsichtlich eines Luftschirmes gegen feindliche Flugzeuge. Auch der Chef des Stabes, Admiral Kusaka, der sich im Hauptquartier der V. Luftflotte befand, ließ keine Jäger zur Yamato senden, um die Angriffe auf die amerikanischen Flugzeugträger nicht zu stören. So ließ der Befehlshaber der V. Luftflotte schließlich aus eigener Initiative zehn seiner Jäger zwischen 06.30 und 10.00 Uhr starten, um die feindlichen Aufklärungsflugzeuge zu vernichten - wenn nicht sogar mehr.

(Irgendwann in diesen frühen Morgenstunden ordnet Admiral Raymond Spruance (1886-1969), der Chef der 5. US-Flotte, an, dass sechs Schlachtschiffe, die eben mit Küstenbeschießungen bei Okinawa beschäftigt sind, den Japanern entgegengeworfen werden. Diese Schiffe gehören zur Feuerunterstützungs-Gruppe von Konteradmiral Morton Deyo (1887-1973), die insgesamt zehn Schlachtschiffe und elf Kreuzer umfasst.)

Admiral Raymond Spruance
Admiral Raymond SpruanceUS Navy
Konteradmiral Morton Deyo
Konteradmiral Morton DeyoUS Navy

Der Himmel war stark bedeckt, die Wolkenuntergrenze lag bei 900 bis 1000 Meter, manchmal hingen die Wolken nur wenige hundert Meter hoch. Abgesehen von Böen an einigen Stellen war die Sicht - war man einmal unter den Wolken - leidlich gut. Das waren zwar für die alliierten Aufklärungs- und Kampfflugzeuge recht gute Wetterbedingungen, doch für die Flotte und die Abfangjäger waren sie es keineswegs.

Der ,Nachtwächter´ - das Nacht-Überwachungsflugzeug der japanischen Marineluftwaffe - fand im östlichen Seegebiet nichts Bemerkenswertes. Die Morgenablösung indessen entdeckte gegen 08.10 Uhr eine Trägergruppe, die etwa 70 Meilen östlich von Okinawa langsam südwärts lief. Dann, gegen 09.00 Uhr, wurden im Süden drei andere Gruppen einschließlich diverser Flugzeugträger entdeckt. Der Befehlshaber der V. Luftflotte gab seinen Geschwadern den Befehl zum Angriff.

"Avenger"-Torpedobomber auf der USS HornetUS Navy

Um 07.30 Uhr sichteten die Einheiten des Yamato-Geschwaders im Osten zwei kleine Flugzeuge, die nach Norden flogen. Um 10.14 Uhr wurden weit im Westen zwei Flugboote gesichtet und mit der schweren Artillerie beschossen. Doch die Flugboote verschwanden hinter einer Wolke.

Die "Bienenkorb-Granaten"

(Bei diesem ungewöhnlichen Schießen mit schwerer Artillerie auf Luftziele wurden „San-Shiki“-Granaten eingesetzt, besser bekannt als „Bienenkörbe“. Das war Munition, die die Japaner für mehrere Geschützkaliber entwickelt hatten, bis hinab zu 12,7 cm, und die einen Mix aus Brandstäben und Stahlstücken enthielten – in der 46-cm-Ausführung waren 900 Brandstäbe und 600 Stahlstücke. Die Granaten explodierten nach einer voreingestellten Zeit in der Luft, die Brandstäbe aus Phosphor, Schwefel und Wachs flammten für etwa fünf bis zehn Sekunden auf; im Grunde ging es darum, Flugzeugen eine zerstörerische Wolke entgegenzuwerfen, es war wie eine glühende Schrotladung oder ein Bienenschwarm - und die Idee war, sie weniger gegen Einzelziele sondern primär gegen ganze Pulks von Flugzeugen abzufeuern, um gleich mehrere Maschinen auf einen Streich zu erwischen. Die Wirksamkeit allerdings war trotz der prinzipiell guten Idee minimal: Großkalibrige Geschütze sind einfach zu langsam und ungelenk, um sie gegen sich schnell bewegende Flugziele zu richten, die Sache mit der Zeitzündung musste notgedrungen höchst ungenau sein, sehr gut funktioniert hätte es sicher mit Annäherungszündern, doch die gab es damals nicht. Die schlecht gefertigten Geschosse beschädigten überdies rasch das Innere der Geschützläufe.)

Karte des Operationsablaufs am 7. April
Karte des Operationsablaufs am 7. AprilAlexpl

So lief das Geschwader weiter und wechselte ständig Richtung und Geschwindigkeiten. Außerdem wurde Funkstille befohlen. Um 11.14 Uhr wurden acht amerikanische Jäger gesichtet; etwa 30 Minuten später wurden weitere zehn bemerkt, die über dem Verband hin- und her flogen. Weil Admiral Itō vermutete, dass nun sehr bald Angriffe folgen würden, informierte er den Stab der Flotte und das V. Fliegerkorps über die Lage.

(Tatsächlich hatte Vizeadmiral Marc Mitscher [1887-1947], der den zentralen Flugzeugträgerverband „Task Force 58" östlich von Okinawa mit elf großen und sechs leichten Trägern führte, schon um 10 Uhr seinen Fliegern den Angriffsbefehl auf die Kamikaze-Flotte erteilt, ohne Spruance vorab zu fragen. Zu seinen Trägern zählten unter anderen die „Hornet“, „Essex“ und „Bunker Hill“, rund 400 Flugzeuge starteten in den ersten Wellen, an der Spitze Jäger, um den Luftraum freizukämpfen, was freilich nicht nötig war.)

Vizeadmiral Marc Mitscher
Vizeadmiral Marc MitscherUS Navy

Erst gegen Mittag erhielt die Flotte eine bereits um 10.45 Uhr herausgegebene Warnung eines Luftraumbeobachters, dass etwa 250 Trägerflugzeuge in Richtung Nordwesten flögen. Auch die nächste, um 11.30 herausgegebene Alarmmeldung, dass eine weitere starke Formation auf dem Weg nach Norden sei, kam erst mit erheblicher Verzögerung zur Flotte. Lange vor Mittag hatten die Radargeräte auf den Kriegsschiffen Zeichen herankommender Flugzeugformationen erkennen lassen.

Ab 12 Uhr 32 regnet es Flugzeuge

Um 12.32 Uhr brachen Formationen von mehr als 150 Flugzeugen durch die Wolkendecke und wurden in etwa 13 Meilen Entfernung auf den Schiffen erkannt. Hier war eine Chance für die San-Shiki-Granaten der Yamato, ihre Wirksamkeit unter Beweis zu stellen. Doch die Wolken machten es schwierig, die Geschütze zu richten und die Ziele zu erfassen; denn das Radar war nicht genau genug, um bei dem schlechten Wetter den direkten Beschuss durch die Wolken zu erlauben.

Als die erste US-Formation ihren Angriff begann, erhöhte der Verband um 12.34 Uhr seine Geschwindigkeit auf 24 Knoten, und die Maschinenkanonen auf Yamato eröffneten das Feuer. Die amerikanischen Piloten, die keiner Bedrohung durch japanische Jäger ausgesetzt waren, konnten sich ganz dem Angriff auf die Flotte widmen und die Wolken als Schutz gegen die Flak benutzen.

Zunächst stürzten sich Bomber und Jäger auf die Schiffe, um die Flak zum Schweigen zu bringen, danach griffen Torpedobomber an. Die großen Geschütze mussten schweigen, um nicht die kleineren Geschütze zu behindern. Die Schiffe operierten unabhängig und auseinandergezogen, was eine geballte Abwehr völlig unmöglich machte. (Die „Avenger“-Torpedobomber griffen lange nur von Backbord an, um durch erhoffte einseitige Wassereinbrüche das Kentern zu beschleunigen).

Der Angriff beginnt:
Der Angriff beginnt: "Helldiver"-Sturzkampfbomber nimmt Kurs auf die Yamato (links)US Navy

Um 12.41 Uhr wurde dem Verband höchste Kriegsfahrt befohlen. Unmittelbar darauf wurde Yamato von zwei Bomben am hinteren 15,5-cm-Turm schwer getroffen. Hier fiel dabei auch die gesamte Flak aus. Wenige Minuten später riss ein Torpedo an Backbord ein großes Loch in den Bug des Schiffes. Das führte zu einem starken Wassereinbruch. Etwa zur selben Zeit wurde der leichte Kreuzer Yahagi an Steuerbord am Heck von einem Torpedo getroffen. Das führte zum Ausfall der Maschine. Ein weiterer Torpedo und unmittelbar darauf ein Bombentreffer ließen den Kreuzer tödlich getroffen liegen bleiben. (Die Yamato steckt derweil zwei bis drei weitere Torpedos ein und kam ganz leicht in Schräglage.) Zwischendurch sank der Zerstörer Hamakaze nach je einem Torpedo- und Bombentreffer.

Der Kreuzer Yahagi wird mit Bomben und Torpedos eingedeckt
Der Kreuzer Yahagi wird mit Bomben und Torpedos eingedecktUS Navy

Während einer kurzen Ruhepause einige Minuten vor 13.00 Uhr gab Vizeadmiral Itō dem Geschwader den Befehl, Kurs auf Okinawa zu nehmen. Der Führer des Zerstörergeschwaders, Konteradmiral Komura, versuchte gerade, auf einen anderen Zerstörer umzusteigen, wurde daran aber durch das Erscheinen einer neuen Formation amerikanischer Maschinen gehindert. Es waren rund 100 Flugzeuge, die aus drei Richtungen (Osten, Südosten und Westen) angriffen. Um 13.00 Uhr wurde der Zerstörer Suzutsuki von einer Bombe schwer getroffen.

Bombenhagel, Torpedoschwärme

Eingedeckt von Bomben und Torpedos, erhielt Yamato, die vielen Treffern mit knapper Not entgehen konnte, zwei Torpedotreffer an der Backbordseite, die ihre Funkzentrale ausschalteten. Der Geschwaderchef ließ deshalb seinen Lagebericht durch einen Zerstörer übermitteln. Er empfahl angesichts der steigenden Verluste, den Tag des Angriffs zu verschieben. Eine zweite Angriffswelle führte zu schwersten Beschädigungen auf dem Zerstörer Kasumi.

Eine Bombe explodiert knapp neben der Yamato
Eine Bombe explodiert knapp neben der YamatoUS Navy

Erneut versuchte Konteradmiral Komura einen Wechsel seines Flaggschiffs vorzunehmen. Doch ein neuer Angriff von etwa 150 Flugzeugen, deren Ziel es war, den großen Schiffen den Rest zu geben, hinderte ihn auch diesmal daran. Um 13.33 Uhr griffen mehr als 20 Torpedoflugzeuge die Yamato von Backbord an, wo ihre Feuerkraft bereits stark geschwächt war. Sie erzielten drei Treffer mittschiffs, die zu einer Verstärkung der Schlagseite führten, die auch mit Hilfe der Ballasttanks an Steuerbord nicht mehr auszugleichen war. Gleichzeitig klemmte das Hilfsruder in harter Backbordlage.

Massenhaftes Ertrinken im Schiffsraum

Um die Lage des Schiffes schnell zu stabilisieren, gab es keine andere Wahl, als Kessel- und Maschinenräume auf der Steuerbordseite zu fluten. Innerhalb weniger Minuten ließ sich das Ruder gerade stellen, doch dann blieb es weiter unbeweglich und schränkte damit die Manövrierfähigkeit des Schiffes stark ein.

(Was Kazunari verschweigt: Die drei Torpedos sowie einige weitere danach rissen so große Löcher in den Rumpf, dass sich das Schiff auf 15 bis 18 Grad nach Backbord legte und zu kentern drohte. In einer verzweifelten Aktion wurden nun die gesamten Räume der Steuerbordantriebe samt der Kesselräume absichtlich geflutet, um die Neigung zu senken. Das geschah ohne Warnung, worauf hunderte Seeleute in den Sturzfluten wie Ratten ohne Chance auf Flucht ertranken. Die Schlagseite glich sich indes halbwegs aus.)

Yamato bereits mit Backbord-Schlagseite
Yamato bereits mit Backbord-SchlagseiteUS Navy

Die Fahrt der Yamato musste wegen der Wassereinbrüche und des erhöhten Tiefgangs stark herabgesetzt werden. Nachdem der Kreuzer Yahagi von mittlerweile sieben Torpedos und zwölf Bomben getroffen worden war, sank er. Währenddessen entging auch die Yamato den ständig fortgesetzten Angriffen nicht, und um 14.02 Uhr wurde sie mittschiffs von drei Bomben getroffen. Zwei von ihnen schalteten die kleinen Geschütze an der Backbordseite aus. Minuten später wurde die Yamato von einem Torpedo an Steuerbord getroffen, und dann, fünf Minuten darauf, trafen zwei Torpedos an Backbord. Sie verstärkten wieder die Schlagseite des Schiffes erheblich und die starke Neigung (wieder mehr als 20 Grad) machte die meisten Maschinenwaffen unbrauchbar. Die Fahrt war auf 7 Knoten reduziert worden.

Der Kapitän lässt sich festbinden

Gegen 14.17 Uhr gab der zehnte Torpedotreffer - es war der neunte an Backbord - der Yamato den Todesstoß. Kapitän Kōsaku Aruga (1897-1945) meldete Admiral Itō, dass es keine Möglichkeit mehr gebe, das Schiff vor dem Untergang zu bewahren. Admiral Itō gab daraufhin seinem Stab den Befehl, auf einen Zerstörer umzusteigen. Er selbst schloss sich in seinem Raum unter der Brücke ein. Kapitän Aruga wurde auf eigenen Wunsch an den Kompass-Sockel festgebunden. Er befahl allen Besatzungsmitgliedern, sich an Deck zu begeben.

Kōsaku Aruga, letzter Kapitän der Yamano
Kōsaku Aruga, letzter Kapitän der Yamano Imperial Japanese Navy

Zwischenzeitlich hatte sich die Schlagseite des Schiffes verstärkt. In den Munitionsbunkern fielen die Granaten aus ihren Lagern und explodierten. Flammen loderten auf, starke Rauchwolken stiegen in den Himmel. Das Super-Schlachtschiff sank innerhalb weniger Sekunden und verschwand um 14.23 Uhr unter Wasser. Zehn Torpedos, sechs Bomben und unzählige Treffer von Granaten sowie Bomben, die unmittelbar neben dem Schiff einschlugen, hatten den Untergang bewirkt. Von den 3332 Mann der Besatzung wurden ganze 269 gerettet.

Das einzige bekannte Bild von Yamato in der Sekunde der Explosion um 14.23
Das einzige bekannte Bild von Yamato in der Sekunde der Explosion um 14.23US Navy

Die amerikanischen Flugzeuge zogen sich gegen 14.25 Uhr zurück, nachdem sie sich überzeugt hatten, dass die Yamato gesunken war und die restlichen Schiffe des Verbandes noch einmal bombardiert worden waren.“

Digital colorierte Aufnahme der Explosionswolke
Digital colorierte Aufnahme der ExplosionswolkeUS Navy/blog.livedoor.jp

Nun, bis heute kursieren verschiedene Zahlen, wie viele Torpedos und Bomben denn Yamato wirklich eingesteckt hat: Man liest auch von elf, ja 13 Torpedos, sowie von acht bis 20 Bomben. Bei den Bombentreffern ist allerdings zu berücksichtigen, dass viele davon Nahtreffer und leicht mit Direkttreffern zu verwechseln waren, allerdings auch diese den Rumpf beschädigen, vor allem den Torpedopanzer schwächen konnten.

Wenige Minuten vor der großen Explosion hatte sich das Schiff zu drehen begonnen, in Backbordrichtung, viele Flak fielen ins Wasser, die Hauptartillerietürme lösten sich aus ihren Barbetten und sanken noch vor dem Rest des Schiffs samt ihren Insassen wie gewaltige Felsen in die Tiefe. Zur Explosion kam es, als die Yamato schon 120 Grad nach Backbord verdreht und mit ihren Aufbauten im Wasser lag: Da ging eines der Magazine der vorderen Türme hoch.

Im Rückwärtsgang nach Japan

Von den Begleitzerstörern schafften es vier nach Japan, einer davon, die Suzutsuki, obwohl ihr Bug abgerissen war: Der Kapitän ließ im Rückwärtsgang fahren. Diese Schiffe nahmen Überlebende auf: die angeblich 269 der Yamato, 555 der Yahagi (von etwa 1000) und rund 800 Mann der anderen Zerstörer. Von den mindestens 228 auf dem Zerstörer Asahimo wurde niemand gerettet, er war sehr früh wegen Maschinenschadens zurückgeblieben und wurde sozusagen einsam von US-Flugzeugen versenkt.

Insgesamt kamen 3700 bis 4250 Japaner ums Leben, die Differenz liegt vor allem an der Crew der Yamato, die einmal mit 2750, dann mit erwähnten 3332 Mann angegeben wird. Die Verluste der Amerikaner: zehn Flugzeuge, einige Dutzend Flugzeuge schwer, oft irreparabel beschädigt, zwölf tote Flieger. Die zeitgleichen Kamikazeangriffe auf die US-Flotte vor Okinawa beschädigten ein Schlachtschiff, einen Träger und einen Zerstörer leicht. Dafür mussten alle 100 Piloten sterben.

Weiteres Bild der Wolke
Weiteres Bild der WolkeUS Navy

Der schwarze Rauchpilz der Yamato also war ein Zeichen einer mehrfachen Zeitenwende. Es markierte die praktisch völlige Vernichtung des Rests der imperialen Flotte in einer sinnlosen Aktion, die Japans Niederlage nicht aufhielt, ja vielleicht schlimmer machte: Die Selbstmordaktion zur See bekräftigte die Vermutung, dass die für Herbst 1945 avisierte Invasion der Hauptinseln zu einem Blutbad ohne  Beispiel ausufern könnte, und machte die Entscheidung für den Atomwaffeneinsatz im August leichter.

Der symbolhafte Rauchpilz

Der Rauchpilz markierte auch in der Kultur und im Selbstverständnis Japans eine Zäsur, ging doch mit der Yamato ein Schiff unter, das eben genau den alten, ja poetischen Namen Japans trug. Die starke Symbolik des Namens zeigte sich mithin erst Jahrzehnte später: 1974 beginnt in Japan eine Cartoon-TV-Serie mit dem (englischen) Namen „Space-Battleship Yamato“; deren Handlung beginnt im Jahr 2199 und dreht sich um einen Krieg gegen Außerirdische, im Rahmen dessen aus dem Wrack der Yamato ein Raumschiff gebaut wird (das Wrack liegt heute übrigens in 340 Meter Tiefe auf den Koordinaten 30° 22′ 0″ Nord, 128° 4′ 0″ Ost, ca. 390 Kilometer nördlich von Okinawa, siehe die Markierung auf der Karte zu Beginn der Geschichte). Die Serie hat mehrere Ableger und Kinofilme hervorgebracht.

Das Space-Battleship Yamato
Das Space-Battleship Yamatopixshark.com

Anno 2005 kam auch ein höchst erfolgreicher, unglaublich blutiger Kinofilm namens „Die Männer der Yamato“ heraus, der im wesentlichen die Geschichte mit fiktionalen Elementen gespickt erzählt (siehe Videoausschnitt unten, es gibt den Film auf Youtube auch in deutscher Fassung in voller Länge: youtube.com/watch?v=JpaUvRNy0xI).

Von den davongekommenen vier japanischen Zerstörern der Kamikaze-Flotte schaffte es nur einer, die Yukikaze („Schneewind“), halbwegs unbeschädigt in die Nachkriegszeit; er musste sogar 1947 an China als Reparation ausgeliefert werden und war dort bis in die 1970er in Dienst. Von den übrigen war einer irreparabel beschädigt, einer wurde das erst noch durch eine Seemine und der dritte sank durch eine ebensolche.

Szene aus
Szene aus "Die Männer der Yamato" (2005)toei.co.jp (Screenshot)

Admiral Osami Nagano, der Förderer der Super-Schlachtschiffe, wurde 1944 als Generalstabschef abgesetzt und zu einem einfachen „Berater“ der Regierung herabgestuft. Nach dem Krieg von den Alliierten bei den Tokioter Prozessen als Kriegsverbrecher ersten Ranges angeklagt, starb er im Jänner 1947 noch während des Verfahrens an Lungenentzündung.

Admiral Isoruko Yamamoto, der lieber mehr Flugzeugträger gehabt hätte, wurde im April 1943 von US-Flugzeugen gezielt in seiner Maschine über Bougainville (Salomonen) abgeschossen. Er gilt als Nationalheld und wird im Tokioter Yasukuni-Schrein verehrt.

Kaiser Hirohito, der 124. Tenno Japans, wurde nach dem Krieg aus verschiedensten Gründen im Amt belassen, etwa auch deshalb, weil er sich bei den Amerikanern durch Bescheidenheit schnell Respekt verschaffen konnte. In seiner überhaupt ersten Radiorede an sein Volk, am 15. August 1945, kündigte er an, dass man nicht zuletzt angesichts der abgeworfenen Atombomben den Krieg beenden werde, und benutzte dabei eine legendäre Untertreibung: Der Krieg habe sich nämlich „nicht unbedingt zu Japans Vorteil entwickelt“. Nach 1945 regierte der faktisch entmachtete Herrscher im wesentlichen als Symbolfigur, trat aber oft öffentlich auf und widmete sich auf wissenschaftliche Weise der Meeresbiologie (vor allem Quallen). Hirohito starb im Jänner 1989 in Tokio nach einem nicht überwundenen Krebsleiden.

Admiral Soemu Toyoda, der Hauptplaner des maritimen Kamikaze-Angriffs, war ab Ende Mai 1945 bis Kriegsende der letzte Oberbefehlshaber der imperialen Flotte und hätte den Krieg auch nach Abwurf der Hiroshima-Bombe fortsetzen wollen. Er kam vor ein normales alliiertes Militärgericht, wurde freigesprochen und 1949 enthaftet. Er schrieb seine Memoiren und starb im September 1957 an Herzinfarkt.

Admiral Raymond Spruance (5. US-Flotte) zog sich 1948 aus der Marine zurück, fungierte in den 1950ern als US-Botschafter in Manila und lebte bis zu seinem Tod im Dezember 1960 in Kalifornien relativ ruhig. Man benannte in den 1970ern eine Klasse von Zerstörern nach ihm.

Konteradmiral Morton Deyo von der Beschießungsgruppe vor Okinawa war 1946-49 Leiter hoher Stabsstellen in Boston (USA) und lebte danach ebenfalls ruhig bis zu seinem Tod November 1973 in Maine.

Vizeadmiral Marc Mitscher, der Sieger über die Yamato, wurde als Chef der Träger-Einsatzgruppe 58 kurz vor Kriegsende ohne bestimmten Grund abgelöst, und zwar durch einen gewissen John McCain, dessen gleichnamiger Enkel 2008 erfolglos gegen Barack Obama für die Republikaner für die Präsidentschaft antrat. 1946 übernahm er die Atlantikflotte, starb aber schon im Februar 1947 in Virginia.

Vizeadmiral Yuzuru Hiraga, der führende Schöpfer der Super-Schlachtschiffe, starb schon im Februar 1943 an Lungenentzündung. Man entnahm ihm das Gehirn und verwahrt es in der Uni-Klinik von Tokio.

Das Ende einer ganzen Schiffsklasse

Der Untergang seiner Riesenkähne besiegelte auch abschließend die Ära der Schlachtschiffe, von denen bis Ende der 1940er nur noch einige, deren Bau weit vorangeschritten oder politisch wichtig war, vor allem in Frankreich und Großbritannien, fertiggestellt wurden. Die übrigen wurden eingemottet oder verschrottet, dennoch kamen einige noch lange nach 1945 bei der Beschießung von Küstenzielen zum Einsatz, etwa im Vietnamkrieg. Zwei Schiffe der Iowa-Klasse (Missouri und Wisconsin) beschossen noch im Golfkrieg 1991 irakische Ziele mit ihren schweren Geschützen und mit Marschflugkörpern.

Beide wurden 2006 als letzte der Stahl-Dinosaurier aus dem Schiffsregister gestrichen - exakt 100 Jahre nach der Indienststellung der HMS Dreadnought in der Royal Navy.

ENDE

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Zum Abschluss: Das Ende der Yamato, Sequenz von Luftaufnahmen
Zum Abschluss: Das Ende der Yamato, Sequenz von LuftaufnahmenUS Navy

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