Vier Pfade durch Wiens NS-Vergangenheit

Heldenplatz
HeldenplatzAPA/HERBERT NEUBAUER
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Die vier Routen sollen Gedenkstätten und Mahnmale miteinander verbinden. Aktuell werden Guides gesucht, das Angebot soll es ab Herbst

Ab Herbst 2016 werden in Wien vier City-Rundgänge angeboten, die zahlreiche Mahnmale und Gedenkstätten verbinden sollen. Ausgearbeitet wurden die Führungen vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ). Der chronologische Bogen spannt sich vom Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie über den Austrofaschismus bis hin zur Diktatur des Nationalsozialismus, der Befreiung durch die Alliierten und der nunmehrigen Zweiten Republik.

"Wir werden nicht über jedes einzelne Denkmal selber reden", betonte MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi. Vielmehr sollen Themenkomplexe den roten Faden liefern, nach dem sich die Auswahl der besuchten Gedenkorte richtet. 8000 Jugendliche pro Jahr will man ansprechen, 30 Guides werden ab sofort und bis Ende Juni gesucht. Die Ausbildung beginnt im Herbst, das neue Vermittlungsprogramm startet im September 2016.

Die Rundgänge im Detail:

  1. "Helden": Der Fokus liegt auf dem Heldenplatz. Dabei geht es nicht nur um den Schauplatz des "Anschlusses", sondern auch um Geschichte und Funktion der Hofburg, die jüngste Debatte um die Krypta im Äußeren Burgtor oder das Thema Zivilcourage im Zusammenhang mit Wehrmachtsdeserteuren.
  2. "Republik und Demokratie": Es geht um den Brand des Justizpalasts, der Historie von Erster und Zweiter Republik (Republiksdenkmal am Renner-Ring) oder dem Polizeigefangenenhaus auf der Roßauer Lände, seiner Funktion und den Biografien berühmter Insassen von Kreisky bis Schütte-Lihotzky.
  3. "Was ist Österreich?" Unter anderem nimmt dieser Pfad das jüdische Leben und eine Reihe von Kultureinrichtungen unter die Lupe.
  4. "Wir und 'die Anderen'": Orten, die von Verfolgung und Diskriminierung während des NS-Regimes zeugen, werden gezeigt. Darunter fallen das Mahnmal am Morzinplatz, wo sich einst das Gestapo-Hauptgebäude befand, das Hrdlicka-Mahnmal gegen Krieg und Faschismus, oder die Schoah-Gedenkstätte am Judenplatz.

"Kommende Generationen haben nicht mehr die Chance, mit Zeitzeugen zu reden, die die Erinnerung wachhalten", begründete Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) die Notwendigkeit derartiger Vermittlungskonzepte. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) ergänzte, dass umfassende Erinnerungsarbeit mit jungen Menschen eine Verpflichtung der Stadt sei.

>> Informationen zu Vermittlungsprogramm und Guide-Ausbildung

(APA)

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