Gauck: "Österreich und Deutschland verbindet Wertefundament"

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck (l.) Bundespräsident Heinz Fischer
Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck (l.) Bundespräsident Heinz FischerAPA/ROLAND SCHLAGER
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Der deutsche Bundespräsident betonte die Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Außenpolitik. Österreicher und Deutsche lebten heute in einem "freundlichen Verhältnis".

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat anlässlich des 70. Jahrestages der Wiedererrichtung der Republik Österreich die Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Außenpolitik betont. "Wenn keine Garantie mehr besteht, dass überall in Europa das Völkerrecht geachtet wird, dann haben die Mitglieder der EU neu über die gemeinsame Sicherheit nachzudenken", sagte er mit Blick auf die Ukraine.

Daher sei ein abgestimmtes und gemeinsames Vorgehen in der Außenpolitik besonders wichtig. Europa bestehe auf dem Respekt vor der Souveränität und territorialer Integrität jeden Landes - und das Recht, seine Partner frei wählen zu dürfen, sagte der deutsche Präsident, der als Ehrengast in der Wiener Hofburg eine Festrede hielt. Nichts sichere den Wohlstand und das friedliche Zusammenleben besser, als die Einhaltung der Menschenrechte in einem Rechtsstaat, sagte er.

"Gefahren für Rechtsstaat und Pluralismus"

Gauck verwies darüber hinaus darauf, dass es in einigen Ländern - "auch innerhalb der EU" - "Gefahren für Rechtsstaat und Pluralismus" gebe. Populismus und nationalistische Strömungen und Parteien seien in manchen Ländern im Anwachsen begriffen. "Selbst ein so wichtiger Partner wie Großbritannien hat Probleme, seine Mitgliedschaft immer wieder zu bejahen."

Zum Jahrestag betonte Gauck, sowohl für Deutschland wie auch für Österreicher sei das Ende der NS-Schreckensherrschaft eine Befreiung gewesen. "Schrecklich alleine die Vorstellung, die Alliierten hätten uns nicht befreit und unsere Vorgängergeneration hätte uns Europa unter dem Hakenkreuz hinterlassen", so der Präsident. "Heute darf ich die österreichische Freiheit und Befreiung feiern", denn heute vor 70 Jahren habe Österreich die Grundlagen für seine demokratische Nachkriegsordnung gelegt.

Österreicher und Deutsche würden heute in einem "spannungsfreien und freundlichen Verhältnis" leben - "wir sehen von Fußball-Länderspielen einmal ab", sagte er. Der deutsche Präsident betonte weiters die "besondere Vertrautheit" der beiden Länder, die er nicht nur in der gemeinsamen Sprache, sondern auch der gemeinsamen Geschichte begründet sieht. Aber auch das gemeinsame Wertefundament und die gemeinsamen Ideale würden die beiden Länder verbinden. "Österreich und Deutschland haben heute die gemeinsame Verantwortung, die Ordnung und die Werte, auf denen sie beruhen, in Zukunft zu sichern." Es gelte, "den Geist der europäischen Zusammenarbeit" zu sichern.

Gauck lobt "beispiellose Einigungsprozesse"

Mit Blick auf die letzten Jahrzehnt der europäischen Geschichte sprach Gauck von einem "beispiellosen Einigungsprozess". Staaten, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg misstrauisch gegenüber gestanden waren, wurden vereint. Den Europäern sei es fast überall gelungen, den Dialog und das Miteinander des Verschiedenen anstelle dem Kampf um Vorherrschaft und Macht zu setzen, so der Präsident.

Nach Ende des rund eineinhalbstündigen Staatsaktes, der von den Klängen des Quartetts des Radio Symphonie Orchesters umrahmt wurde, war noch ein Empfang in den Räumlichkeiten der Präsidentschaftskanzlei angesetzt.

(APA)

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