Haus der Geschichte: Tausende Exponate warten in St.Pölten

(c) Clemens Fabry
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Das Landesmuseum eröffnet im Jahr 2017 den Jubiläumsreigen zum Republik-Geburtstag.

St.Pölten. Der Zeitplan für das Haus der Geschichte Niederösterreichs in der Landeshauptstadt ist straff – um nicht zu sagen ambitioniert: Im September ergeht die Ausschreibung für den Architektenwettbewerb, gleichzeitig tagt der 84-köpfige Beirat, dem Historiker und Museumsexperten aus Österreich und sämtlichen Nachbarstaaten angehören. 2017 will der wissenschaftliche Leiter, der Historiker Stefan Karner, das umgebaute niederösterreichische Landesmuseum eröffnen. Karner und sein Mitarbeiter Christoph Benedikter heben die Vorteile hervor, die ihnen das Land Niederösterreich bietet: „Sicher die beste Ausstellungsorganisation, die es derzeit gibt. Das Know-how ist also gegeben; um die Finanzierung kümmert sich der Landtag.“ Anders als die Organisatoren des Wiener HdG (in der Hofburg) müssen sich Karner & Co. nicht um die Budgetierung und die laufenden Betriebskosten kümmern.

Das Projekt wird nun doch wesentlich größer als ursprünglich angedacht. „Das Land hat tausende Objekte, die gezeigt werden können, vom alten Puch-Moped bis zu noch nie gezeigten Urkunden. In den niederösterreichischen Museen liegen Schätze, in den Stiften und Klöstern ebenfalls!“ Aber es wird „kein klassisches Museum“ werden, „sondern ein attraktiver öffentlicher Ort der Auseinandersetzung mit Geschichte – Teil eines Netzwerks niederösterreichischer Sammlungen und universitärer Foschungseinrichtungen“. Denn – so der Projektleiter: „Die kulturelle Prägung des Landes durch die Römer muss ich nicht im Museum darstellen, dazu haben wir Carnuntum.“ Karner gerät im „Presse“-Gespräch ins Schwärmen über die Möglichkeiten, die ihm Landeshauptmann Erwin Pröll einräumt. „Unser Interesse geht weit über das Kernland unter der Enns hinaus: Es umfasst ganz Zentraleuropa, Bayern, Sachsen, Prag, die Obere Adria, die alten Kronländer.“

3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen zur Verfügung, aber das Hundertfache in den vielen Sammlungen, die mit eingebunden werden. „In eineinhalb Stunden muss der Besucher das Wesentliche mitbekommen, mehr ist nicht zumutbar“, weiß Karner aus Erfahrung. Er hat bereits auf der Schallaburg zweimal Großausstellungen kuratiert. In Berlin hat das Historische Museum „Vertiefungsräume“, also Nischen, die ein Thema detaillierter behandeln. Karner: „Zehn bis 15 Sammlungen im ganzen Land erachten wir für kompatibel mit dem HdGNÖ. Aber darüber hinaus gibt es in Niederösterreich zwei Millionen Exponate, die uns zur Verfügung stehen werden. Besser geht es gar nicht.“

Doch die Leute sollen noch mehr herbeischaffen: „Das größte zeitgeschichtliche Archiv lagert auf den Dachböden und in den Kellern.“ Karner hat mit Aufrufen um Leihgaben bereits zweimal gute Erfahrungen gemacht. (hws)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2015)

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