Theodor Körner: Den Maria-Theresien-Orden knapp verpasst

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Der spätere Bundespräsident der Zweiten Republik, Theodor Körner, war als Stabschef der k.-u.-k.-Armee an der italienischen Isonzofront als tüchtiger und prinzipientreuer Offizier angesehen.

Als einer seiner ehemaligen untergebenen Offiziere Körner bat, er solle ihm helfen, ins „Feldherrngestüt“ (Generalstab) nach Wien versetzt zu werden, lehnte Körner ab: „Ein tüchtiger Kerl hat es nicht nötig, ein untüchtiger verdient es nicht, geschoben zu werden. Und außerdem habe ich auch kein Talent zum Schieber.“

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Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurde Oberst Körner von seinen Vorgesetzten befohlen, sich um den Maria-Theresien-Orden, die höchste militärische Auszeichnung, zu bewerben. Für diesen Orden reichte es nicht, von Vorgesetzten vorgeschlagen zu werden. Es war Vorschrift, sich selbst mit Angabe seiner Verdienste zu bewerben. Körner, der sich nichts aus Orden machte, reichte befehlsgemäß ein, aber ohne Begründung. Dieses Gesuch wurde von fünf Generälen, darunter Generaloberst Boroevi?, sowie einem kommandierenden Erzherzog unterstützt. Das Ordenskapitel verlangte eine Begründung. Körner sah das nicht ein und schrieb zurück: „Ob sich meine Tathandlungen über das gewöhnliche Maß der nach Ehre und Pflicht zu leistenden Schuldigkeit hervorheben, kann und darf ich nicht selbst beurteilen, sondern nur mein jeweiliger vorgesetzter Kommandant – es ist mir nach meinem militärischen Gefühl nicht gestattet, irgendwelche Berichte zu verfassen, um meine Anspruchsberechtigung zu beweisen, wenn die beiliegende Aufforderung der Kommandanten der Isonzoarmee und das Urteil meiner jeweiligen vorgesetzten Kommandanten nicht genügen.“

Man beschäftigte sich erst am 7. März 1921 mit dem Ansuchen und lehnte einstimmig ab. Denn Körner hatte sich inzwischen als Generalstäbler im Heer der Ersten Republik bei seinen alten Kameraden ziemlich unbeliebt gemacht, weil er das Tragen von Orden als monarchistische Demonstration betrachtete, das in einer republikanischen Armee nichts verloren hätte.

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Oberst Körner entging nicht die zunehmende Disziplinlosigkeit innerhalb der aus vielen Nationen zusammengewürfelten Truppe. Als Generalstabsoffizier war er eigentlich darin nicht involviert. Es ist allerdings überliefert, dass er einmal in Vertretung des erkrankten Korpskommandanten ein kriegsgerichtliches Todesurteil wegen Aufruhrs bestätigte. Die „Arbeiter-Zeitung“ berichtete damals über den Fall: „Der Elende, dem diese sinnlose Tötung eines Menschen zur Last fällt, ist der Oberst Körner, dem für den erkrankten Korpskommandanten die Bestätigung zufiel. Wir können nicht mehr tun, als dass wir den herzlosen Menschen der allgemeinen Verachtung übergeben!“ Einige Jahre später fiel das Urteil der „AZ“ schon anders aus: Körner war in der Armee der Ersten Republik zum Heeresinspektor bestellt worden. Nach einem Streit mit dem christlichsozialen Verteidigungsminister Vaugoin trat Körner 1923 zurück. Er wurde SPÖ-Mitglied, Bundesrat und Mitglied einer vom Parlament bestellten zivilen Heereskommission, die das Bundesheer kontrollieren sollte. Die „AZ“ knüpfte große Hoffnungen daran, dass Körner, „der die Isonzofront gegen die Durchbrüche des großen Cadorna (Italiens Generalstabschef, Anm.) geschützt hat, nun auch die republikanische Front gegen die Durchbrüche der kleinen Vaugoins schützen wird“.

Nach 1945 waren die Berichte der „AZ“ über Körner als Bürgermeister von Wien und als Bundespräsident naturgemäß nur noch hymnisch. hws

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2009)

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