SS-Wachmann: "Man wusste, was in Auschwitz läuft"

Der Angeklagte Reinhold H. (r) wird am 11.02.2016 in Detmold (Nordrhein-Westfalen) in den Gerichtssaal im Gebäude der Industrie- und Handelskammer (IHK) geführt.
Der Angeklagte Reinhold H. (r) wird am 11.02.2016 in Detmold (Nordrhein-Westfalen) in den Gerichtssaal im Gebäude der Industrie- und Handelskammer (IHK) geführt. (c) APA/dpa
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Ein früherer SS-Wachmann sagte im Prozess gegen seinen damaligen Kollegen Reinhold H. aus. Letzterem wird Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen vorgeworfen.

Den Wachleuten in Auschwitz sind die Vorgänge in dem nationalsozialistischen Vernichtungslager nach Aussage eines Beteiligten nicht verborgen geblieben. "Wer über zwei Jahre dort war, wusste was da läuft", sagte der ehemalige SS-Wachmann Jakob Wendel in dem Detmolder Prozess gegen seinen Kollegen Reinhold H.

Dem 94 Jahre alten H. wird Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen vorgeworfen. Er wurde im Stammlager in Auschwitz - rund fünf Kilometer von Birkenau entfernt - ebenfalls als Wachmann der SS eingesetzt. Nach Aussage von Wendel sind sich die beiden damals nicht begegnet.

Beobachtet, wie Menschen in Gaskammern kamen

Der heute 92-jährige Zeuge schilderte, wie er von einem Wachturm in Auschwitz-Birkenau aus beobachtete, dass lange Züge von Menschen in Richtung der Gaskammern geschickt wurden. Er sah auch, dass die Leichen anschließend auf Loren in Richtung Krematorium geschoben wurden.

Außerdem beobachtete er, wie Männer Behälter in die Gaskammern warfen. Ob es sich dabei um das Gas Zyklon B gehandelt hat, habe er damals allerdings nicht gewusst, sagte Wendel.

Wendel war nach dem Krieg in Polen bereits für seine Zeit als SS-Wachmann zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er wird deshalb nicht mehr juristisch verfolgt. Seine Befragung wird am nächsten Verhandlungstermin am 18. März fortgesetzt.

(APA/dpa)

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