Ehemaliger Links-Terrorist "Bommi" Baumann gestorben

Michael "Bommi" Baumann
Michael "Bommi" Baumann(c) imago stock&people (imago stock&people)
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Das Mitglied der "Bewegung 2. Juni" war an einem tödlichen Attentat beteiligt. In der Folge stieg er aus der Guerilla-Bewegung aus.

In den 70er Jahren terrorisierte die "Bewegung 2. Juni" Deutschland mit Bombenattentaten und Entführungen. Eines ihrer bekanntesten Mitglieder, das allerdings früh wieder ausgestiegen war, ist nun gestorben: Michael "Bommi" Baumann. Der geläuterte Terrorist ist am Dienstag nach langjähriger Krankheit mit 68 Jahren in Berlin gestorben, wie seine Witwe am Donnerstag bestätigte.

Mit Bombenbauer hatte der Spitzname "Bommi", wie immer wieder vermutet wurde, nichts zu tun, sondern mit "Bommerlunder". Den Hochprozentigen nahm er zusammen mit anderen "Gammlern", wie die unangepassten Jugendlichen genannt wurden, schon zu Schulzeiten wohl nicht zu knapp zu sich. Dann folgten der erste Joint und die Gründung des "Zentralrats der umherschweifenden Haschrebellen". Baumann und seine Freunde machten sich über die Politgruppen an den Universitäten lustig. Für "Bommi" und die anderen sollten Drogen das Bewusstsein erweitern im politischen Kampf - "High sein, frei sein, Terror muss dabei sein", hieß das damals.

Mitarbeit an tödlichem Sprengkörper

So wurden aus den "Haschrebellen" die "Tupamaros West-Berlin", später folgte die "Bewegung 2. Juni". Der Name sollte an den am 2. Juni 1967 bei einer Demonstration gegen den Schah von Persien von einem Polizisten getöteten Studenten Benno Ohnesorg erinnern. Jetzt war es Zeit "zurückzuschießen", schrieb Baumann später in seinen Erinnerungen "Wie alles anfing".

Als durch einen Anschlag der Gruppe auf den Britischen Yachtclub in Berlin-Gatow ein Bootsbauer getötet wurde, war Baumann erschüttert. Er hatte an dem Sprengkörper mitgebaut, der nur Sachschaden anrichten sollte. Dann wurde bei einem Schusswechsel mit der Polizei sein Kampfgenosse und Freund Georg von Rauch erschossen, Baumann stand daneben. Er löste sich von der Organisation und lebte bis 1981 auf der Flucht, unter anderem in Syrien, Iran, Afghanistan und Indien.

1981 in London verhaftet

Aus diesen Jahren stammt Baumanns Autobiografie "Wie alles anfing", die 1975 unmittelbar nach Erscheinen wegen "Aufrufs zur Gewalt" beschlagnahmt wurde. Dabei rief er dort seine ehemaligen Genossen dazu auf, den bewaffneten Kampf aufzugeben. Das Verbot löste eine Protestwelle aus und einen jahrelangen Rechtsstreit, der dem Buch noch mehr Popularität verschaffte. Mehr als 100.000 Exemplare wurden verkauft, in New York wurde es als Theaterstück inszeniert.

Der inzwischen weltweit gesuchte Baumann wurde 1981 in London verhaftet und danach in Berlin zu fünf Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung arbeitete er in der Drogentherapie. Über seine Drogenerfahrungen berichtete er in seinem Buch "Rausch und Terror. Ein politischer Erlebnisbericht". Durch den langjährigen Rauschgiftkonsum war Baumann gesundheitlich angeschlagen und musste immer wieder medizinisch behandelt werden.

Ein "Spiegel"-Bericht enthüllte 1998, dass Baumann nach einer Festnahme im DDR-Transit von der Stasi erpresst wurde und einen Bericht über Mitglieder des terroristischen Untergrunds in der Bundesrepublik verfasst hatte. Später entschuldigte sich Baumann dafür.

2011 Zeuge im RAF-Prozess

Am Ende holten Baumann die wilden West-Berliner Jahre wieder ein. 2011 sagte er als Zeuge beim Stuttgarter Prozess gegen die frühere RAF-Terroristin Verena Becker wegen der Ermordung des Generalstaatsanwalts Siegfried Buback aus. Becker hatte zunächst dem "2. Juni" angehört, ging dann zur "Roten Armee Fraktion".

(APA/DPA/Esteban Engel)

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