Kanada: Der HMS Terror auf der Spur

 Im September 2014 ist in der Arktis die verschollene Erebus entdeckt worden, nun haben Forscher wohl auch das Wrack der Terror gefunden.
Im September 2014 ist in der Arktis die verschollene Erebus entdeckt worden, nun haben Forscher wohl auch das Wrack der Terror gefunden. (c) APA
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Das Wrack des zweiten Schiffes der britischen Expedition von Sir John Franklin ist offenbar entdeckt worden: 1848 waren die Terror und die Erebus in der Arktis verschwunden.

Ottawa. Die Terror ist offenbar aufgetaucht: Das zweite Schiff der Expedition des britischen Seefahrers und Forschers Sir John Franklin wurde vermutlich in den eisigen Gewässern der Nordwestpassage in Nord-Kanada gefunden. Zwei Jahre nach Entdeckung des Schwesterschiffs Erebus scheint nun der Verbleib beider Schiffe geklärt. Die Expedition Franklins Mitte des 19. Jahrhunderts ist bis heute die größte Tragödie der Geschichte der Arktiserforschung. Alle 129 Teilnehmer kamen ums Leben und beide Schiffe verschwanden im Eis der Nordwestpassage.

Ein Team auf dem kanadischen Forschungsschiff Martin Bergmann entdeckte das in 24 Metern Wassertiefe nahe der King-William-Insel liegende Schiff – in einer Bucht, die bezeichnenderweise Terror Bay heißt. Die Bergmann ist Teil einer Flotte von Schiffen, die auch in diesem Jahr, geführt von der Nationalparkbehörde Parks Canada, nach der Terror sucht. Eine offizielle Bestätigung durch die Unterwasserarchäologen von Parks Canada lag vorerst nicht vor. Man sei begeistert über Berichte, dass die Terror gefunden worden sei, erklärte aber eine Sprecherin.

Inuit halfen bei der Suche

Bei dem Versuch, den Seeweg durch die nordkanadische Inselwelt der Arktis zu finden, der die Fahrt von Europa nach Asien erheblich verkürzen würde, waren Franklin und seine 128 Mann zählende Crew ums Leben gekommen. Die Expedition hatte im Mai 1845 begonnen, aber ab Herbst 1846 steckten die Schiffe im Eis der Nordwestpassage fest. Franklin, der die „Erebus kommandierte, starb bereits 1847 an Bord seines Schiffs. Sein Vize, Francis Crozier, gab die Schiffe im Frühjahr 1848 auf und machte sich mit den noch lebenden 105 Seeleuten auf den Weg nach Süden, um einen Handelsposten zu erreichen. Keiner kam an und die beiden Schiffe, die HMS Erebus und die HMS Terror, blieben trotz vielfacher Suche verschollen.

Im September 2014 wurde nahe der Adelaide-Halbinsel die Erebus entdeckt. Es war nach den vielen vergeblichen Suchaktionen eine Sensation, die weltweit Schlagzeilen machte. Mündliche Überlieferungen der Inuit, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreichen, haben dabei geholfen, die Gegend für die Wracksuche abzustecken. Auch jetzt half ein Hinweis eines Angehörigen des Volks der Inuit: Ein Jäger erinnerte sich daran, dass er vor einigen Jahren ein großes Stück Holz aus dem Wasser aufragen sah. In diesem Gebiet wurde nun gesucht.

Die Forscher hoffen nun, klären zu können, wie es zu dem Scheitern einer der am besten ausgerüsteten Expeditionen kommen konnte. Die Terror wurde immerhin 90 Kilometer südlich des Punktes gefunden, an dem sie angeblich aufgegeben wurde. Vielleicht kehrte doch ein Teil der Besatzung zum Schiff zurück und fuhr es nach Süden, wie es auch bei der Erebus vermutlich der Fall war, die noch weiter südlich liegt.

„Dies sind aufregende Neuigkeiten“, erklärte der bekannte Autor John Geiger, Vorsitzender der Royal Canadian Geografic Society. Die Entdeckung unterstreiche die bedeutende Rolle, die die Inuit damals wie heute in der Franklin-Saga spielten.

Kanadas Ex-Premier Stephen Harper hatte sich stark für die seit 2008 stattfindenden Suchexpeditionen eingesetzt. Für ihn war die Geschichte der Franklin-Expedition, die Suche und die Entdeckung der Erebus stets auch ein Argument für die Souveränität Kanadas in der Arktis. Die Nordwestpassage wird durch den vom Klimawandel bedingten Rückgang der Meereisfläche für Schiffe zugänglich, Kanada sieht diesen Seeweg als internes Gewässer unter seiner Hoheit, was die USA und die EU bestreiten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2016)

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