Der Wachturm steht schon in St. Pölten

St. Pölten
St. Pölten(c) Bilderbox
  • Drucken

Das niederösterreichische Haus der Geschichte soll am 9. September eröffnen.

Der hölzerne Wachturm, Überbleibsel des Eisernen Vorhangs, ist in St. Pölten schon aufgebaut. Hier, im künftigen Haus der Geschichte (HdG), erinnert der Turm an die einst von der Tschechoslowakei hermetisch abgeriegelte Grenze zum Weinviertel – eine Epoche, die jungen Museumsbesuchern möglichst plastisch nähergebracht werden soll.

3300 Exponate werden zurzeit von den Wissenschaftlern und den Mitarbeitern im HdG eingeräumt, aufgestellt, beschriftet. Am 9. September soll die festliche Eröffnung sein. „Wir sind finanziell und zeitlich genau im Plan“, sagt Geschäftsführer Matthias Pacher. Und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner lobt und dankt den Historikern Stefan Karner und Wolfgang Maderthaner, die dieses Jahrhundertprojekt im Auftrag Erwin Prölls nun nach drei Jahren abgeschlossen haben.

Autos und Römerscherben

Sechs Millionen Objekte seien in den diversen niederösterreichischen Sammlungen abrufbar, schwärmt denn auch Karner, der die Schau in elf Schwerpunkte gegliedert hat, die jeweils in eigenen Foren vertieft werden können. „Eigentlich sollte eine Familie pro Besuch nur einen Schwerpunkt behandeln“, sagt Mikl-Leitner: „Also werde ich meine beiden Töchter elfmal ins Museum schleppen.“

Dafür werden sie auch einiges zu sehen bekommen. Im Gegensatz zum geplanten HdG in der Wiener Hofburg wird man in St. Pölten „griffiges“ Anschauungsmaterial vorfinden, Flugzeuge und Steinbeile, Automobile und Römerscherben, Digitales und Altmodisches.

Das glänzend ausgebaute Landesmuseum wird man auch durch den Hinterausgang betreten dürfen und so eine verkehrte Zeitreise antreten können. Eine aparte Variante, die Schulklassen vielleicht eher animieren könnte. 100.000 Besucher pro Jahr sind anvisiert, dafür erscheinen die Umbaukosten von drei Millionen Euro gerechtfertigt. Mit der zusätzlichen Sonderausstellung „Die umkämpfte Republik“ beginnt St. Pölten im September den Gedenkreigen zum 100. Jahrestag der Ausrufung der Republik Deutschösterreich, des Endes des Ersten Weltkriegs und der damit verbundenen Katastrophe, die für Mitteleuropa bereits Auslöser für einen zweiten, noch grässlicheren Krieg werden sollte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.