Seit 1970 stellt die SPÖ den Bundeskanzler. Nur unterbrochen vom sechsjährigen Interregnum des Wolfgang Schüssel, das auch keine nachhaltige Wende brachte. Doch nun könnte es einen grundlegenden politischen Wandel geben.
„Als wir 1970 mit den Wahlkampfvorbereitungen begannen, war die Stimmung in der Partei auf einem Höhepunkt“, schreibt Bruno Kreisky in seinen Memoiren. „Aus unerfindlichen Gründen kam mir plötzlich ein alter Schlager in den Kopf: ,When the Lights Go on again‘“. Keiner konnte sich an ihn erinnern, Kreisky ließ danach suchen, machte ihn zur Wahlkampfmelodie. „Auch um die Kinowerbung kümmerte ich mich, obwohl ich jahrelang kein Kino von innen gesehen hatte. Unser erster Vorspannfilm zeigte ein sich in die Luft erhebendes AUA-Flugzeug, was unbewusst einen gewissen patriotischen Effekt auslöste.“ Bis ins kleinste Detail war der Wahlkampf geplant. Der Leitgedanke, der alles zusammenhielt: Eine gute Partei auch für gute Zeiten. „Wir wollten aus der Opposition heraus, ohne zu sagen, dass wir dann an der Macht wären, denn Macht korreliert mit dem Gefühl der Angst.“
Bis zu Bruno Kreisky war Österreich ein konservatives Land. In der Politik. In der Wirtschaft. In den Medien. Auf den Unis.