Die Autorin Friederike Mayröcker spricht über ihre Jahre als Lehrerin und erklärt, wie aus einer idealistischen Pädagogin eine Lehrerin ohne Begeisterung wurde.
»Am Anfang war ich noch sehr idealistisch, da waren auch die Kinder seelisch noch sehr bedürftig, und ich habe ihnen wahrscheinlich ein bisserl was geben können, seelisch. Später wurde das immer schwieriger.«
Friederike Mayröcker
24 Jahre lang arbeitete Friederike Mayröcker als Englischlehrerin an verschiedenen Wiener Hauptschulen. In dieser Zeit wurde aus einer anfangs idealistischen Pädagogin eine (nach eigenen Worten) schlechte Lehrerin ohne Begeisterung.
Während sich die Autorin immer mehr der Literaur zuwandte, empfand sie gleichzeitig die Rahmenbedingungen für den Unterreicht als immer problematischer: "Die Klassen wurden größer, die Koedukation ist gekommen, was alles noch viel schlimmer machte und habe diese Stunden in der Schule wirklich nur abgearbeitet, muss ich sagen. Ich habe unterrichtet ohne Freude, ohne Begeisterung, ohne Begabung."
»"Ich war eine schlechte Pädagogin. Ich wollte nie diesen Lehrberuf ausüben, aber meine Eltern haben gemeint, dass das ein für mich geeigneter Brotberuf wäre. Von der Literatur konnte man damals überhaupt nicht leben."«
Friederike Mayröcker
Im Nachhinein sieht sich Mayröcker als schlechte Pädagogin und sagt, dass sie nie das Zeug für eine pädagogische Laufbahn hatte. Bis 1969 gab sie trotzdem weiter Englischunterricht und bis heute hat die Schriftstellerin Albträume, in denen sie supplieren muss.
Zur Person
Friederike Mayröcker gilt als eine der bedeutendsten zeitgenössischen Lyrikerinnen in Österreich. Sie war auch mit Hörspielen erfolgreich. Vier davon verfasste sie gemeinsam mit Ernst Jandl, mit dem sie bis zu dessen Tod im Jahr 2000 zusammenlebte und der ebenfalls lange Zeit als Lehrer arbeitete. Mayröcker wurde oft ausgezeichnet, unter andrem mit dem Georg-Büchner-Preis 2001.
(APA/Red.)