Kampusch: "Bin entsetzt und wütend"

(c) APA (Matthias Silveri)
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Die heute 19-Jährige reagiert empört auf jüngste Gerüchte, wonach es bereits kurz nach ihrer Entführung direkte Hinweise auf ihren Kidnapper gegeben haben soll.

Bereits kurz nach der Entführung von Natascha Kampusch soll es direkte Hinweise auf den Entführer Wolfgang Priklopil gegeben haben, behauptet Ex-Bundeskriminalamts-Chef Herwig Haidinger.

Bestürzt hat Natascha Kampusch am Mittwoch auf diese Aussagen reagiert. "Scheinbar durfte ich trotz stichhaltiger Hinweise auf meinen Entführer achteinhalb Jahre warten, bis ich aus eigener Kraft den Weg in die Freiheit finden konnte", sagte die heute 19-Jährige. "Am eigenen Leib zu erleben, wie hier Prioritäten gesetzt wurden, macht mich entsetzt und wütend."

Anwalt erwägt Amtshaftungsklage

Als "unverständlich und unerklärlich" beurteilte auch Natascha Kampuschs Anwalt Gerald Ganzger den Umgang mit dem Hinweis auf den Kidnapper Wolfgang Priklopil nur wenige Wochen nach der Entführung seiner Mandantin, der von einer Sonderkommission "ignoriert und verschlampt" worden sein soll.

"Wenn alle Erhebungen da sind, wird man prüfen ob ein Amtshaftungsanspruch da ist." Gibt es diesen, werde man ihn geltend machen.

Beamter: "Alle Hinweise überprüft"

Ein Beamter des damaligen Sicherheitsbüros bestätigte am Mittwoch, dass er seinerzeit einen Anruf von einem Kollegen bekommen hat, der ihn auf Priklopil als Natascha Kampuschs Entführer aufmerksam gemacht habe. Dieser Kollege - ein Hundeführer - wollte nicht namentlich in den Akten geführt werden , weshalb er ihn anonymisiert habe.

Er habe den Akt an seinen Vorgesetzten weitergegeben, man habe damals "alle Hinweise überprüft." Eine rechtliche Grundlage für eine Hausdurchsuchung habe es aufgrund des telefonischen Hinweises nicht gegeben.

Der Akt ist mit 14. April 1998 datiert. Schon am 6. April war Priklopil von der Polizei im Zuge der Ermittlungen zur Kampusch-Entführung überprüft worden, da er einen weißen Kastenwagen besaß. Wie aus dem entsprechenden Akt hervorgeht, hatte das Sicherheitsbüro Wien die Kollegen im Gendarmerieposten Deutsch-Wagram dazu aufgefordert, "an der Adresse 2231 Strasshof/N., Heinestraße 60 Nachschau zu halten".

Aus einem Akt des Sicherheitsbüros vom selben Tag geht hervor, dass Wiener Kriminalisten sich offenbar anschließend zu Priklopils Haus begaben, wo er auch "angetroffen" wurde. Den Polizisten sagte er laut Akt, dass er mit einer Überprüfung schon gerechnet habe, da er in den Medien gehört habe, dass ein weißer Kastenwagen gesucht werde. Er sperrte für die Beamten den Mercedes auf und gab an, diesen als Baufahrzeug verwendet zu haben. Ein Alibi für den Entführungstag habe er nicht. Die Akten sind auf der Homepage des Grünen Sicherheitssprechers Peter Pilz veröffentlicht worden.

(APA)

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