Folter in Abu Ghraib: US-Soldatin beschuldigt Rumsfeld

(c) EPA (Washinton Post)
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Die wegen Folter im irakischen Gefängnis Abu Ghraib verurteilte Lynndie England erhebt Vorwürfe gegen den ehemaligen US-Verteidigungsminister: "Ich bin davon überzeugt, dass Rumsfeld alles wusste".

Fotos, die sie bei Misshandlungen von Gefangenen im irakischen Gefängnis Abu Ghraib zeigen, verhalfen der US-Soldatin Lynndie England zu trauriger Berühmtheit. Vier Jahre nach Veröffentlichung der Bilder erhebt sie nun schwere Vorwürfe gegen den damaligen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. "Ich bin immer noch davon überzeugt, dass auch Rumsfeld alles wusste", sagte die 25-Jährige dem Magazin "Stern" laut Vorabmeldung vom Dienstag. Rumsfeld sei während ihrer Dienstzeit auch in Abu Ghraib gewesen. "Wie soll er nicht davon gewusst haben?"
Ihre Militärpolizei-Einheit habe bei ihrer Ankunft im Jahr 2003 nur fortgesetzt, was in dem Gefängnis anscheinend üblich gewesen sei, wird England zitiert. "Als wir im September eintrafen, waren die Gefangenen schon nackt, sie trugen schon Frauenunterwäsche, sie waren schon in Stresspositionen gebracht worden. Das lief schon eine ganze Weile so in Abu Ghraib, lange vor uns. Wir übernahmen diese Praktiken von unseren Vorgängern."

Der Missbrauch sei vom Militär und Geheimdienstlern sogar ausdrücklich abgesegnet worden. "Soften them up" ("kocht sie weich"), sollen die Männer England zufolge gesagt haben. "Sie gaben genaue Instruktionen über Schlafentzug, Essen oder auch darüber, dass der Gefangene nackt in der Zelle auf dem Boden schlafen solle."

"Ich tat, was ich tun musste"

England sagte dem Magazin zufolge, sie habe sich bei ihren Taten nicht richtig schuldig gefühlt, weil sie Befehle ausgeführt habe: "Weil ich tat, was ich tun musste."

Die im Jahr 2004 veröffentlichten Fotos von Demütigungen der Gefangenen in Abu Ghraib sorgten weltweit für Empörung. Auf den Bildern ist - neben anderen Soldaten - England zu sehen, wie sie lächelnd auf die Genitalien eines Häftlings zeigt und einen Gefangenen an einer Hundeleine führt. England wurde wegen sechs Misshandlungsfällen zu drei Jahren Haft verurteilt. Nach Verbüßung der Hälfte der Strafe wurde sie im März 2007 aus einem Militärgefängnis in San Diego entlassen.

(APA/Red.)

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