Österreich zahlt die höchsten Pensionen

(c) AP (Christof Stache)
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Die Krise gefährdet die Pensionen. Private Vorsorgen sind durch schwindende Werte ihrer Veranlagungs-Formen bedroht während staatliche Pensionssysteme durch die steigende Arbeitslosigkeit unter Druck geraten.

Wien/Berlin. Seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise im vergangenen Herbst wurden an den globalen Börsen Werte in Milliardenhöhe vernichtet. Bei den Betroffenen der Verluste handelte es sich meist nicht um die häufig genannten „gierigen Spekulanten“, sondern um Inhaber privater Pensionsversicherungen.

Diese gehören über Pensionsfonds nämlich zu den weltweit größten Investoren. Mit 5,4 Billionen Dollar (3,85 Bio. Euro) haben diese Fonds seither fast ein Viertel ihres Wertes verloren. Das geht aus dem jüngsten OECD-Pensionsbericht hervor, der in Berlin und Paris präsentiert wurde. Doch nicht nur die kapitalgedeckten privaten Pensionen sind durch die Krise hart getroffen. Durch steigende Arbeitslosigkeit und in manchen Fällen sinkenden Löhne gehen die Einnahmen im staatlichen Pensionssystem zurück, womit auch die öffentlich Altersvorsorge langfristig unter Druck gerät.

Österreich: Langfristig Probleme

Hierzulande liegt das effektive Pensionsantrittsalter indes mit nicht einmal 60 Jahren immer noch deutlich unter dem gesetzlichen. Von der Krise wird Österreich aufgrund der schwachen Ausprägung des privaten Pensionssystems – nur 1,9 Prozent aller Pensionszahlungen sind nicht staatlich – kurzfristig zwar weniger stark getroffen. Langfristig ist die Lage dafür umso schlimmer. So gibt Österreich mit 12,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts am zweitmeisten für die Alterssicherung aus.

Die Pensionen machen somit mehr als ein Viertel der öffentlichen Ausgaben aus, verglichen mit 17 Prozent im OECD-Schnitt. Ein Grund dafür ist, dass hierzulande die international höchsten Pensionen gezahlt werden. Die Pensionshöhe liegt mit 80 Prozent vom Bruttoarbeitseinkommen deutlich höher als der OECD-Schnitt mit 59 Prozent. „Eine stattliche Leistung“, so Queisser. „Aber wie lange ist das  zu finanzieren?“

Private Vorsorge „unerlässlich“

„Nicht alle Menschen sind im gleichen Maße betroffen“, sagt die OECD-Pensionsexpertin Monika Queisser. „In Deutschland oder Österreich ist die feste staatliche Leistungszusage an die Pensionisten nicht aufgeweicht.“ Jene aber, die privat viel angespart haben, etwa in den USA, würden hart getroffen, vor allem, wenn sie auch auf Immobilien gesetzt haben. „Ihnen steht jetzt viel weniger zur Verfügung, als sie sich vorgestellt haben.“ Gefährdet seien auch ältere Arbeitnehmer, die kurz vor der Pension stehen und ein höheres Risiko hätten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Anders als die Jüngeren „haben sie wenig Zeit, dass sich die Finanzmärkte erholen“.

Dennoch warnt die OECD davor, die Aufteilung der Pensionsvorsorge auf Umlageverfahren und Kapitaldeckung aufzugeben. „Nicht alles, was kapitalgedeckt ist, ist des Teufels. Es ist unerlässlich, dass ein Teil über den Kapitalmarkt finanziert wird“, so Queisser. Allerdings müsse man intelligenter investieren. So propagiert die OECD das „Lebenszyklus-Investment“: In jungen Jahren wird in riskantere und renditestärkere Aktien investiert. Je näher man dem Pensionsalter kommt, desto mehr wird dann zu relativ sicheren Anleihen umgeschichtet.

Die Notwendigkeit der privaten Pensionsvorsorge ergibt sich einfach aus der Mathematik: Finanzierten 1950 noch sieben Werktätige einen Pensionisten, sind es heute vier. Bis 2047 wird diese Zahl auf zwei sinken. Die staatliche Pension muss daher geringer ausfallen und zum Teil durch private Vorsorge ersetzt werden, so die OECD. Außerdem wird man an späteren Pensionsantrittsaltern nicht herumkommen. Schon jetzt  planen Länder wie Deutschland, Australien und Großbritannien das gesetzliche Antrittsalter auf 67 oder 68 Jahre anzuheben. In Dänemark soll es überhaupt fix an die ständig steigende Lebenserwartung gebunden werden.

(Die Presse, Printausgabe, 24. 6. 2009)

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