Schwere Krawalle gegen "Polizeiwillkür" in Athen

Krawalle in Athen
Krawalle in Athen (c) EPA (Orestis Panagiotou)
  • Drucken

Ein Jahr nach den tödlichen Schüssen auf einen jungen Demonstranten musste die griechische Polizei erneut Angriffe abwehren. Zusätzlich zu den 160 Festnahmen stellten die Beamten auch Brandbomben sicher.

Ein Jahr nach den tödlichen Schüssen von Polizisten auf einen Jugendlichen ist es am Sonntag in Athen wieder zu Straßenschlachten zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. Bei einer von mehreren tausend Menschen besuchten Gedenkveranstaltung für den am 6. Dezember 2008 von der Polizei erschossenen Alexandros Grigoropoulos flogen Steine und Brandsätze, die Polizei setzte Tränengas ein. Auch in Thessaloniki gab es Krawalle. Jugendliche schleuderten Molotow-Cocktails gegen Beamte und schlugen die Scheibe eines Cafes ein. In Athen wurden bis Montagmorgen mindestens 177 Personen und in Thessaloniki 103 Personen verhaftet. Für den Nachmittag wurde eine neue Demonstration von Schülern, Studenten und Lehrern angekündigt.

Im Zentrum Athens lieferten sich am Sonntagnachmittag rund 300 Vermummte Straßenschlachten mit der Polizei. Die Randalierer zündeten Mülltonnen an und warfen Steine auf die Sicherheitskräfte. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein, wie das Fernsehen berichtete. Autonome drangen ins historische Gebäude der Universität von Athen ein und beschmierten die Wände mit Sprüchen wie "Gewalt gegen die Staatsgewalt". Im Großraum Athen waren mehr als 6000 Polizisten im Einsatz. Berichten zufolge wollten sich an den Protesten auch zahlreiche linksgerichtete Demonstranten aus dem Ausland beteiligen.

Vorschlaghammer und Brandbomben

Im Athener Stadtteil Keratsini gab es am Samstagabend eine Razzia in einem Haus, das laut Polizei als Werkstatt für Brandbomben genutzt wurde. Die Beamten wurden nach eigenen Angaben von rund sechzig Jugendlichen mit Steinen angegriffen, drei Einsatzfahrzeuge wurden zerstört. In dem von mutmaßlichen Linksextremisten als Lager genutzten Haus wurden den Angaben zufolge Gasmasken, Vorschlaghammer und 200 leere Bierflaschen beschlagnahmt, die als Brandbomben eingesetzt werden sollten. Anschließend verschanzten sich die Randalierer mehrere Stunden lang im Rathaus, 41 Menschen wurden festgenommen. Unter den Festgenommenen waren nach Medienberichten auch zwei Frauen aus Spanien und fünf Männer aus Italien.

Präsident Karolos Papoulias hat die Bevölkerung angesichts des Jahrestags zur Ruhe aufgerufen. Der Tod des 15-Jährigen hatte zu zwei Wochen andauernden Ausschreitungen in Athen und anderen griechischen Städten geführt. Zwei Polizisten müssen sich wegen Mordes beziehungsweise versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Der Prozess soll am 20. Jänner beginnen.

Attacken auch im Ausland

Die Proteste zum Jahrestag des Todes von Alexandros Grigoropoulos schwappten auch ins Ausland über. Am Samstag wurde ein Angriff auf eine Hamburger Polizeistation verübt, der einem Bekennerschreiben der Gruppe "Koukoulofori" ("Kapuzenträger", "Vermummte") zufolge ein Racheakt für den Tod des 15-Jährigen gewesen sein soll. Die Polizeistation 16 sei für "Misshandlungen und rassistischen Terror" bekannt, hieß es in dem der "Hamburger Morgenpost" geschickten Bekennerschreiben weiter. Die Polizeistation war von zehn Linksautonomen angegriffen worden, die auch zwei Streifenwagen anzündeten.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Advent in Flammen

Krawalle in Athen


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.