Italien: Eklat bei historischem Besuch Gaddafis

ITALY LIBYA GADDAFI VISIT
ITALY LIBYA GADDAFI VISIT(c) EPA (Alessandro Di Meo)
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Muammar al-Gaddafi trug bei der Landung ein Foto eines anti-italienischen Widerstandskämpfers aus dem Jahr 1931 auf der Uniform. Sein berühmtes Zelt hat er in der größten römischen Parkanlage aufgeschlagen.

Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi hat am Mittwoch zu Beginn seines historischen Besuchs in Rom für Aufsehen gesorgt. Nach seiner Landung mit einer Delegation von über 300 Personen auf dem Militärflughafen Ciampino zeigte sich Gaddafi in Uniform mit einem großen Foto in der Hand. Es handelte sich um ein Schwarz-Weiß-Bild der Festnahme im Jahr 1931 des Helden des anti-italienischen Widerstandskampfes in Libyen, Omar al-Mukhtar. Der als "Löwe der Wüste" bekannte Mukthar führte fast 20 Jahre lang die Revolte gegen die koloniale Besatzung Italiens an, bevor er gehängt wurde. Auf dem Foto ist er in Ketten und von hohen italienischen Offizieren umringt zu sehen.

Gaddafi sieht eine neue Ära in den Beziehungen zu der früheren Kolonialmacht seines Landes. Im Interesse beider Staaten seien Freundschaft, Frieden, Stabilität und gute Handelsbeziehungen, erklärte er. Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi sprach von einer "echten und tiefen Freundschaft" zu dem libyschen Staatschef. Gaddafis Besuch gilt als Zeichen dafür, dass sich die Beziehungen zwischen dem energiereichen Wüstenstaat und der Regierung in Rom in letzter Zeit deutlich verbessert haben.

Besuch von Protesten überschattet

Der Besuch Gaddafis wurde von Protesten überschattet. Menschenrechtsorganisationen kritisierten den Besuch als eine "Feier für das schmutzige Abkommen", das beide Länder kürzlich erreichten. Es regelt die Abschiebung illegaler Einwanderer, die von Libyen aus versucht haben nach Italien zu gelangen. In der Innenstadt von Rom demonstrierten mehrere hundert Menschen und schwenkten Plakate mit der Aufschrift "Wir brauchen keinen weiteren Diktator in Italien" oder "Menschenrechte sind nicht zu verkaufen". Auch die Zentrumspartei "Italien der Werte" protestierte gegen den geplanten Besuch Gaddafis im Senat.

Gaddafi hat sein Zelt in der größten römischen Parkanlage, der Villa Doria Pamphili, aufgeschlagen, wo er einige Gäste empfangen wird. Gaddafi wird in der Residenz der Villa übernachten. Das Zelt im Park der Villa Doria Pamphili löste den Protest vieler Bürger aus, die wegen des ausländischen Gasts die Grünfläche zum Teil nicht betreten dürfen.

Libyen unter italienischer Herrschaft

Italien hatte Libyen 1911 dem Osmanischen Reich im Krieg abgenommen und mehr als 30 Jahre lang besetzt gehalten. Nach einer Zeit unter UNO-Verwaltung wurde der Maghreb-Staat 1951 unabhängig. Mit dem Abkommen vom vergangenen Jahr sind Milliardenentschädigungen sowie eine stärkere Zusammenarbeit beider Länder im Kampf gegen die illegale Einwanderung verbunden.

(Ag.)

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