Narziss gegen Kopiermaschine: Erstes Duell endet eins zu eins

Joerg Haider, Heinz Christian Strache
Joerg Haider, Heinz Christian StracheAP (Hans Punz)
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TV-Debatte. Strache und Haider zeigten sich zwar friedlicher als erwartet. Gestritten wurde aber um die Frage, wer glaubwürdiger ist.

Wien (aich). Sie sind erbitterte Kontrahenten - doch aus taktischen Gründen gaben sich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und sein oranges Pendant Jörg Haider im ersten TV-Duell am Freitagabend eher zahm. „Warum sollten Jörg Haider und ich hier streiten", meinte Strache zu Beginn der Debatte. Haider duzte Strache sogar. Offenbares Kalkül: Da die Bevölkerung vom Streit in der rot-schwarzen Regierung die Nase voll hat, wollen Haider und Strache nicht als Streithanseln dastehen. Doch ganz so freundlich war die Stimmung zwischen den beiden Parteichefs auf Dauer dann doch nicht. „Herr Haider, ich pflege mit ihnen seit dem Jahr 2005 das Du-Wort nicht", betonte Strache, um der Umarmung Haiders zu entfliehen.

Überhaupt war Strache sichtlich um deutlichere Abgrenzung zu Haider bemüht als umgekehrt. Schließlich galt es herauszukehren, dass man die wahren Freiheitlichen sei. Klar ausgeschlossen wurde vom FPÖ-Frontmann daher auch jede Zusammenarbeit mit dem BZÖ. Auf Fragen über andere Koalitionsvarianten wich der Freiheitliche aus. Haider versuchte hingegen, den konstruktiven Politiker herauszukehren, der mit allen könne: So sei es für die Orangen vorstellbar, in welcher Konstellation auch immer zu regieren. Um den seriösen konstruktiven Politiker zu suggerieren, setzte Haider auch immer wieder bewusst seine Brille auf - und stöberte in Akten, während Strache sprach. Der FPÖ-Chef hingegen pflegte hämisch zu lachen, wenn Haider redete - um die Glaubhaftigkeit des Kärntner Landeshauptmannes zu beeinträchtigen.

Ein Rückgrat als Geschenk

Genau an diesem Punkt setzte Strache auch an: Er rügte mehrfach, dass die FPÖ zu Haiders Zeiten in der Regierung die freiheitlichen Werte verraten habe. Auch die Abspaltung des BZÖ sei Verrat gewesen und Haider sei ein Narziss. Und um Haiders mangelnde Standfestigkeit anzuprangern, schenkte Strache Haider noch ein künstliches Rückgrat.
Haider warf Strache wiederum vor, „so überheblich" wie eine der großen Parteien" zu agieren. Und so schlecht könne er nicht sein, meinte Haider: „Sie sind ja bis zur Stunde eine komplette Kopiermaschine von mir", sagte der BZÖ-Chef zu Strache. Auch der FPÖ-Plakat-Spruch „Sie sind gegen ihn, weil er für euch ist" sei gestohlen. „Ich werde Ihnen die Rechnung für die urheberrechtlichen Gebühren schicken", so Haider in Straches Richtung.

Und als Beweis, dass doch er der Bessere ist, gab der Kärntner Landeshauptmann noch seinen jüngsten Coup bekannt: Die bisherige Bundesgeschäftsführerin der FPÖ, Martina Schenk, wechsle nun zum BZÖ, so Haider.
Inhaltlich blieb die Debatte dürftig. Die bekannten Positionen zu Inflationsbekämpfung und Hilfe für Familien wurden aufgezählt. Strache möchte etwa ein Familiensplitting zur finanziellen Entlastung einführen, Haider propagierte die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten.

Auch bei den Sozialthemen zeigte sich die etwas unterschiedliche Taktik der Kontrahenten: Haider versuchte, seine Erfolge in Kärnten als richtungsweisend zu rühmen. Strache hingegen ging stärker in die Offensive: Gerade viele Kärntner stünden an der Armutsgrenze, meinte er. Kalkül dahinter: Strache möchte Haider in Kärnten Wähler abspenstig machen.

Resümee: Das Match Haider gegen Strache endete ohne große Höhepunkte 1:1. Der Kampf um das Dritte Lager geht weiter.

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