Lehman Brothers: Die bankrotte Bank und die Atombombe

Archivbild: Atombombe
Archivbild: Atombombe(c) AP
  • Drucken

Die bankrotte US-Bank Lehman Brothers sitzt auf 200 Milliarden Dollar Schulden - und 225.000 Kilogramm Uran. Genug, um eine Atombombe mit geringer Sprengkraft zu bauen. Nun sucht die Bank nach Käufern.

Die bankrotte US-Bank Lehman Brothers sitzt auf genug Uran, um eine Atombombe zu bauen. Das insolvente Geldhaus verfügt laut Nachrichtenagentur Bloomberg über mehr als 225.000 Kilogramm Uran, die auf Käufer warten. Das entspricht bei einem aktuellen Preis von 40 Dollar pro Pfund einem Wert von rund 20 Millionen Dollar - bei Gesamtschulden in der Höhe von 200 Milliarden Dollar eigentlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Um seine Schuldner zufrieden zu stellen, will Lehman nun seine Uranbestände verkaufen. "Wir planen das Uran innerhalb der nächsten zwei Jahre zu verkaufen", sagt Lehman-Vorstandschef und Insolvenzverwalter Bryan Marsal.

Uran-Preise im Keller

Das dürfte aber gar nicht so leicht werden: Der Preis für Uran ist in den letzten fünf Monaten von 55 Dollar pro Pfund abgestürzt. Der Markt befürchtet, dass Länder wie China und Indien ihre Nuklearprojekte angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise auf Eis legen. Auch wird damit gerechnet, dass Lehman seine Uran-Vorräte zu Dumping-Preisen auf den Markt wirft.

Zwar verdoppelte sich das Volumen gehandelten Urans im Jahr 2007, doch seither hat eine Sättigung eingesetzt. Das Überangebot in dem illiquiden Markt ließ die Preise sinken. "Die Leute mussten feststellen, dass es nicht dasselbe ist wie Weizen zu handeln, wo der Markt liquid ist", sagt der Londoner Fonds-Manager John Wong. Das bekam auch die Hedge-Fonds-Branche zu spüren. "Viele der Fonds, die mit Uran handelten, sind in die Luft gegangen", fügt Wong hinzu.

Lehman erhielt Lizenz einen Monat vor Pleite

Uran wird üblicherweise über Brokerhäuser wie MF Global und Tullett Prebon gehandelt. Im Direkthandel verkaufen zudem Minengesellschaften einen Großteil des jährlich geförderten Urans. Doch auch Finanzinvestoren spielen zunehmend eine bedeutende Rolle im Handel mit Uran.

Der Markt ist durch Regierungen reglementiert, die den Transport von radioaktivem Material kontrollieren und die Zahl von Käufern und Verkäufern durch die Vergabe von Lizenzen limitieren. Lehman erhielt rund einen Monat vor der Pleite im September 2008 die Lizenz, um Uran handeln zu dürfen

Genug Uran für eine Atombombe

Die 225.000 Kilogramm Uran reichen laut Nuklearexperten Gennady Pshakin knapp aus, um eine Atombombe - allerdings mit geringer Sprengkraft - zu bauen oder einen modernen Atomreaktor ein Jahr lang zu betreiben.

(phu)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.