Atommüll-Transport entfacht Debatte um Gorleben

Gorleben Castor Atommuell
Gorleben Castor Atommuell(c) AP (Fabian Bimmer)
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Elf Atommüll-Container haben nicht nur heftige Proteste von Atomgegnern, sondern auch eine Diskussion um ein deutsches Endlager hervorgerufen. Denn das Ziel des Transports, Gorleben, ist bis heute nur ein Zwischenlager.

Kurz vor der letzten Etappe eines umfangreichen Atommülltransportes in das deutsche Zwischenlager Gorleben (Niedersachsen) haben Kernkraftgegner ihre Proteste am Montag noch einmal verschärft. Die Polizei begann am Nachmittag mit der Räumung der Zufahrtsstraße. Demonstranten wurden einzeln weggetragen, weil sie die Straße nicht verlassen wollten. Es blieb zunächst friedlich. Rund 1000 Atomkraftgegner saßen zu Mittag noch auf der Zufahrtsstraße zum Lager. Der Transport beschert Deutschland eine neue Debatte über ein Endlager.

Bei dem Transportgut handelt es sich um nicht wiederverwertbare Reste alter Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken, die in der französischen Wiederaufbereitungsanlage in La Hague bearbeitet wurden. In Deutschland gibt es weder eine Wiederaufbereitungsanlage noch ein Endlager.

Zweifel am Standort Gorleben

Vertreter der deutschen Grünen forderten, die Suche nach einem Atommüll-Endlager neu zu beginnen. Die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Bärbel Höhn, sagte am Montag im Bayerischen Rundfunk, Gorleben habe viele Schwächen. Auch Umweltstaatssekretär Michael Müller (SPD) äußerte in der ARD Zweifel am Standort Gorleben. Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) appellierte dagegen, das Zwischenlager als nationales Endlager zu akzeptieren. "Wir haben das Endlager, und ich finde, es gibt klare Beschlüsse", sagte Althaus am Montag in Berlin.

Ein unter der damaligen rot-grünen Regierung erzielter Atomkonsens aus dem Jahr 2000 sieht vor, die deutschen Atomkraftwerke noch eine bestimmte Menge Strom produzieren zu lassen und sie danach abzuschalten. Für den Salzstock Gorleben, der Ende der 70er Jahre zum Standort für ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle erkoren wurde, wurde gleichzeitig ein Erkundungsmoratorium verhängt. Das sollte nach dem Willen der damaligen Regierung dazu dienen, die Suche nach einem Endlager noch einmal aufzurollen. Dieses Ziel verfolgt Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) noch immer, während sich der jetzige Koalitionspartner CDU/CSU dagegen stemmt.

Strahlung über zulässiger Jahresdosis

Die Umweltorganisation Greenpeace schlug am Montag Alarm: Die Strahlenbelastung durch den aktuellen Atommülltransport sei deutlich höher als bei früheren Castor-Transporten. Die Radioaktivität bei den neuen "TN 85"-Behältern liege zwar vermutlich noch innerhalb der Grenzwerte. In unmittelbarer Nähe zu den Containern würde jedoch binnen weniger Stunden die zulässige Strahlen-Jahresdosis erreicht. "Die Belastung des Begleitpersonals, der Anwohner und Demonstranten ist unverantwortlich", kritisierte der Atomexperte von Greenpeace, Heinz Smital.

Der Zug mit dem Atommüll aus La Hague hatte in der Nacht den Verladebahnhof in Dannenberg erreicht. Dort wurden die Container auf Speziallastwagen umgeladen. Die Strecke zum 20 Kilometer entfernten Zwischenlager war aber von den Atomkraftgegnern blockiert. So protestierten auch im Ort Grippel 40 bis 50 Bauern, von denen sich acht an selbst gebauten Straßensperren angekettet haben. Die Lkw sollten erst nach Gorleben abfahren, wenn die Blockaden aufgelöst seien, hieß es. Die Proteste fallen dieses Mal deutlich heftiger aus als beim letzten Transport 2006.

Schon am Wochenende hatte die Kernkraftgegner versucht den Transport aufzuhalten. Der Transport verzögerte sich dadurch erheblich - etwa weil sich Menschen an der deutsch-französischen Grenze an Gleise gekettet hatten. Der Gesamteinsatzleiter der deutschen Bundespolizei, Thomas Oberroth, sagte, die Atomkraftgegner seien teils mit krimineller Energie vorgegangen, etwa bei Unterhöhlungen von Gleisen.

(Ag.)

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