Der 89-jährige John Demjanjuk soll nach Meinung der deutschen Staatsanwaltschaft an NS-Gräueltaten beteiligt gewesen sein. Seine Auslieferung ist auf gesundheitlichen Gründen ausgesetzt.
Die Auslieferung des mutmaßlichen NS-Verbrechers John Demjanjuk an Deutschland wird in den USA nicht wieder aufgerollt. Das entschied am Donnerstag ein Berufungsausschuss für Einwanderungsfragen in Virginia. In Kraft bleibt aber weiter die Anordnung eines Berufungsgerichts, dass die Auslieferung vorläufig ausgesetzt hatte. Die endgültige Entscheidung des US-Bezirksgerichts in Cincinnati steht noch aus. Der mutmaßliche ehemalige KZ-Aufseher soll in München wegen Beihilfe zum Mord in 29.000 Fällen vor Gericht gestellt werden.
Demjanjuks Sohn erhob deswegen Vorwürfe gegen die deutsche Justiz. Im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" sagte John Demjanjuk junior, die Strafverfolger in der Bundesrepublik betrieben den Prozess gegen den 89-Jährigen in voller Kenntnis der Möglichkeit, dass seinen Vater allein der Flug nach Deutschland das Leben kosten könnte. Ein Berufungsgericht in den USA hatte am Dienstag die Auslieferung Demjanjuks nach Deutschland in letzter Minute gestoppt, nachdem er bereits im Rollstuhl aus seinem Haus ins Flugzeug gebracht worden war.
Sein Vater sei "nicht nur nicht fit, er würde wahrscheinlich schon den Flug nach Deutschland nicht überleben", sagte sein Sohn laut Zeitungsmeldung. Dies müsse den deutschen Behörden bewusst sein. Demjanjuk sei prozessunfähig. "Wir haben alle Informationen rübergeschickt, Gutachten von vier Fachärzten, inklusive der Blutwerte", wird Demjanjuk junior weiter zitiert.
(Ag.)