Russland: Moskau findet US-Cartoons nicht lustig

Da macht Homer Simpson Augen: Den Russen ist er nicht
Da macht Homer Simpson Augen: Den Russen ist er nicht "patriotisch" genug.(c) Reuters (Mario Anzuoni)
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Homer Simpson ist der russischen Staatsanwaltschaft nicht patriotisch genug: Die gelbe Comic-Figur soll mit anderen amerikanischen Serienhelden vom Bildschirm verschwinden.

Moskau (zoe). Homer Simpson trinkt gerne Bier, wendet bei seinen drei Kindern fragwürdige Erziehungsmethoden an und nichts und niemand ist ihm heilig: Der zynische Humor der Zeichentrickserie über die schräge Familie Simpson aus einer fiktiven Stadt in den USA geht Moskau zu weit. Aus dem russischen Fernsehen sollen solche Sendungen, in denen Späße über Familienwerte und Heimat gemacht werden, künftig verschwinden. Das wünscht sich zumindest die Moskauer Staatsanwaltschaft.

„Die Simpsons“, „South Park“, und ähnliche Serien werden als „extremistisch“ eingestuft und würden den Hass zwischen den Konfessionen schüren. „Diese Serien können negative Reaktionen bei einer Mehrzahl der Zuschauer auslösen, da sie die Gefühle gläubiger Menschen unabhängig von deren Konfession beleidigt und ethnische Konflikte auslösen kann“, hieß es jüngst in einer Erklärung der Staatsanwaltschaft. Anlass war eine Folge von „South Park“, über die sich ein Kirchenverband beschwert hatte.

Gehirnwäsche durch den Kreml

Ausgestrahlt werden die Cartoons vom Sender 2x2, dessen Frequenz nun an einen Regierungssender gehen soll, der stattdessen patriotische Programme für Kinder ausstrahlen will. Der Chef von 2x2 betonte, dass sich die Serie an Erwachsene richte und zu entsprechenden Sendezeiten ausgestrahlt werde. Die Opposition spricht vom Versuch des Kreml, Kinder und Jugendliche indoktrinieren zu wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2008)

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