Burgtheater/Kasino: Die Liebe ist eine kurzweilige Schlacht

Ende gut, alles gut
Ende gut, alles gut(c) AP (Stephan Trierenberg)
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Niklaus Helbling interpretiert „Ende gut, alles gut“ temporeich, ironisch, mit tollen Darstellern.

Er will das Mädchen einfach nicht, der abenteuerlustige Graf Bertram (Gerrit Jansen). So ist das, wenn junge Männer an der Bar stehen, vor Regalen mit harten Sachen und Pokalen: Immer schön cool bleiben! In großer Schrift leuchtet „Battaglia“ über der Szene, die in Roussillon, Paris oder Florenz spielt. Die Liebe ist eine Schlacht, aber am Ende kriegt die trickreiche Helena (Mareike Sedl) ihren Dummkopf doch noch. Nach massiven Verwirrungen kann man sich die Tragödie in der Komödie „Ende gut, alles gut“ hinzudenken oder im Zweideutigen dieser raffinierten, Sprache aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts aufspüren.

Niklaus Helbling jedenfalls, dessen Inszenierung am Freitag im Burgtheater Kasino Premiere hatte, hört genau hin auf die Zwischentöne in scheinbar platter Handlung, ihm ist mit einer siebenköpfigen Schauspieltruppe eine rasante, umwerfend komische Aufführung gelungen. Geschickt wird unprätentiös mit Requisiten hantiert wie in bester elisabethanischer Tradition. Jeder legt Hand an. Alle dürfen sie ausgelassen sein.

Eine ganz verruchte Sängerin

Neben dem ungleichen Pärchen, das zur Paarung in leicht durchschaubaren Intrigen geradezu getrieben wird, glänzen Maria Happel und Dietmar König. Er spielt einen feigen Prahler und eine berechnende Witwe, sie ist Gräfin, Edelmann, Jungfrau und dazu noch verruchte Barsängerin. Diese Darsteller sind facettenreich und souverän, sie reizen zu unkontrolliertem Lachen. Ihre Hauptwaffen: schamlose Übertreibung und tiefstes Sentiment, wenn es sein muss.

Daniel Jesch als König, dem die Würde gelegentlich krankheitsbedingt abhanden kommt, ist gut disponiert, so wie Jörg Ratjen in umtriebigen Nebenrollen. Selbst der Barmann setzt Glanzpunkte – Imre Bozoki-Lichtenberger als Trompeter mit Selbstkomponiertem. Die Musik stammt vorwiegend von Eva Jantschitsch („Gustav“) und Moritz Wallmüller – das gibt dem knapp zweistündigen Abend einen schicken, herben Charme. Schließlich verabschiedet sich das Ensemble mit dem Lied „I've been a wicked creature“ – vielleicht wird die Ehe doch nicht so vorbildlich wie alle geloben.

AUF EINEN BLICK

William Shakespeares „Ende gut, alles gut“, im Burgtheater Kasino, Regie Niklaus Helbling, Bühne Dirk Thiele, Kompositionen Eva Jantschitsch, Imre Bozoki-Lichtenberger, Moritz Wallmüller.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2008)

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