Österreich profitiert von Gasdebatte

(c) Bloomberg (Vincent Mundy)
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Die Vorbereitungen der EU für einen Ausfall russischer Gaslieferungen nutzen Österreich. Überdimensionierte Pipelines und Speicher könnten etwa in Osteuropa Anklang finden.

Noch vor wenigen Jahren galten Gaskraftwerke als die Zukunft einer vergleichsweise umweltschonenden Stromproduktion. Davon ist nicht viel geblieben: Neue Anlagen werden nicht mehr gebaut, bestehende-wie das Verbund-Gaskraftwerk im steirischen Mellach-dichtgemacht.

Laut Michael Schmöltzer, Österreich-Chef des deutschen Speicherbetreibers Eon Gas Storage, wurde die heimische Transport-und Speicherinfrastruktur für eine um mindestens 30 Prozent höhere Auslastung konzipiert-da die Gaskraftwerke bei den Planungen voll berücksichtigt wurden. In den vergangenen fünf Jahren seien rund zwei Milliarden € in den Ausbau geflossen. Investitionen, die aus heutiger Sicht in dieser Höhe nicht notwendig gewesen wären.

Reserven im Fokus

Mit den aktuellen Bestrebungen der EU, die Mitgliedstaaten für einen Ausfall von russischen Gaslieferungen zu wappnen, könnte die Infrastruktur in Österreich freilich eine Aufwertung erfahren. Laut einem aktuellen Papier der EU-Kommission sollen etwa die Vorhalteregeln für Gasreserven vereinheitlicht werden-womit vor allem jene Länder in Südosteuropa, die besonders stark von russischem Gas abhängig sind, auf Speicher in anderen Ländern zugreifen könnten. "Der österreichische Gasmarkt würde mit seinen gut ausgebauten Speichern profitieren", sagt Schmöltzer zum WirtschaftsBlatt.

Mit neuen Kunden aus dem Ausland könnten Netzbetreiber die Auslastung verbessern und damit mehr verdienen. "Insgesamt wird dadurch der Gashandelsplatz Österreich attraktiver", so der Eon-Manager. Auch Bernhard Painz, Leiter der Gasabteilung beim Regulator E-Control, rechnet mit einer steigenden Nachfrage nach Gasspeichern. Durch die gut ausgebaute Infrastruktur habe Österreich das Potenzial, "nicht nur für das Inland, sondern auch für angrenzende Marktgebiete Reserven zu bieten".Die intensive Diskussion über Versorgungssicherheit als Folge der Ukraine-Krise habe auch dazu geführt, dass die heimischen Speicher im Vergleich zu den Vorjahren wieder stärker befüllt werden. "Die Entwicklungen führen uns schließlich wieder die Abhängigkeit von einem Lieferanten vor Augen",so Painz.

(WirtschaftsBlatt, Print-Ausgabe, 2014-06-05)

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