Alaba – auch für Guardiola ist er eine Fixgröße

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Alaba ndash auch fuer(c) EPA (TOBIAS HASE)
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Bayern München ist als Triple-Sieger der Gejagte. Der Renommierklub ist das Aushängeschild der deutschen Bundesliga, in der vierzehn ÖFB-Legionäre in dieser Saison spielen werden.

Der Geruch von Gülle bleibt den Stars von Bayern München erspart. Wer normalerweise nach Rehden kommt, der fährt durch einen Landstrich mit gepflegter Massentierhaltung. Das riecht man an den meisten Tagen auch überaus intensiv. Aber am Montag, wenn der ortsansässige Ballsportverein in der ersten Runde des DFB-Cups gegen den Triple-Sieger der abgelaufenen Saison antreten wird, fällt die Fahrt in das Dorf im Landkreis Diepholz aus. Stattdessen fahren fast alle Rehdener nach Osnabrück – 55 Kilometer Fahrt sind billiger als der Ausbau des Dorfstadions. Und, ist schon einmal Deutschlands größter Renommierklub zu Gast, muss der Festakt in einem großen Stadion tunlichst unter die Haut und nicht unter die Nase gehen.

Die Vorkehrungen dieses kleinen Klubs spiegeln aber in Wahrheit den Umgang der ganzen Nation mit dem FC Bayern wieder. Mit dem Gewinn des Triples aus Champions League, Meisterschaft und Cup steht der Verein ganz oben in der Wahrnehmung. Für Rehden ist es ein ungeahnter Geldsegen. Die Live-Übertragung (ARD, 20.30 Uhr) macht es möglich. Dieses Spiel allein spült 400.000 Euro in die Klubkassa – das Zehnfache des Jahresetats...

Durch die Verpflichtung von Startrainer Pep Guardiola wurde der Konkurrenz schon seit dem Frühjahr klar und deutlich signalisiert, dass man es überaus ernst meine mit dem Anspruch der unangefochtenen Nummereins. Jupp Heynckes legte dem Katalanen zwar die Latte hoch, doch damit hat Barcelonas ehemaliger Stratege keinerlei Problem. Der Katalane stellt sich eben neuen Zielen, nahezu mühelos, so wie er binnen kürzester Zeit Deutsch zu sprechen gelernt hat. „Warum sollte es Bayern München nicht gelingen, als erster Klub den Champions-League-Titel zu verteidigen?“

Aber auch Guardiola, 42, ist vor Rückschlägen nicht gefeit. Die bittere 2:4-Niederlage im Supercup gegen Dortmund hat gezeigt, dass sein System noch nicht ausgreift ist. Auch hat noch nicht jeder Spieler seine Vision des 4-1-4-1-Systems mit nur einem Sechser samt weit vorrückenden Außenverteidigern verstanden. Es dauert, das zeigten trotz des Triumphes auch noch mitunter die Spiele beim Audi-Cup. Doch dem Auftakt in der deutschen Bundesliga am Freitag gegen Gladbach steht nichts im Weg. Guardiola ist Perfektionist, das weiß auch Österreichs bester Fußballer: David Alaba.


»Kumm her, mei Bua.« Alaba, 21, ist auf der linken Seite der offensiven Viererkette „gesetzt“. Spieler müssten bei Guardiola stets offen für Neues sein, der Wiener – seit 2009 im Profikader des deutschen Rekordmeisters – habe ihm durch Einsatz und Geschick signalisiert, dass er es könne. Auch funktioniert das Zusammenspiel mit seinem Mentor Franck Ribery nunmehr nahezu blind. Also gibt es keinen Zweifel, dass der ÖFB-Teamspieler auch in dieser Saison eine wichtige Rolle im Spiel der Bayern einnehmen wird. Es gleicht einer Bilderbuchkarriere, die von Respekt, Ansehen, aber auch Erfolg und einem Hauch Wiener Schmäh untermalt wird. Seine ersten Begegnungen mit dem französischen Superstar wird er dabei nie vergessen: „Er rief immer: ,Kumm her, mei Bua.‘“

Auch in dieser Saison versuchen sich weitere Österreicher in der höchsten deutschen Fußballliga. Mit Alaba sind vorerst vierzehn ÖFB-Legionäre (siehe Grafik oben) aktiv, der eine oder andere wird noch kommen oder wieder gehen. Doch für das größte Aufsehen wird abermals der Verteidiger sorgen. Welches Ansehen der Wiener genießt, zeigt auch eine Tatsache, bei der es nur um Popularität und Marktwert geht. Alaba ist auf dem Cover des EA-Spiels „Fifa 14“ zu sehen – neben Lionel Messi. Das Computerspiel erscheint am 26. September in Österreich. „Es ehrt mich sehr, dass ich es zum zweiten Mal hintereinander auf das Cover geschafft habe. Es ist toll. Wer weiß, vielleicht treffen wir ja auch in diesem Jahr wieder auf dem Platz aufeinander.“

Auch für Guardiola wäre es eine willkommene Rückkehr. Ein Freundschaftsspiel gewannen die Bayern gegen Barcelona und Messi ja mit 2:0. In der Bundesliga aber wartet zuerst der Alltag und die Gewissheit, dass „uns jeder schlagen will“, sagt Alaba. „Wir sind der FC Bayern, der Triple-Sieger. Jeder will uns schlagen, aber wir wollen immer bestimmend sein.“


Bayern entdecken China.
Der FC Bayern steht in dieser Saison auch tatsächlich vor sehr großen Herausforderungen. Einerseits müssen alle Klubmitglieder, Spieler, Trainer und Vorstände mit der Steueranklage rund um Präsident Uli Hoeneß zurechtkommen. Fragen zu diesem Thema werden von Vereinsseite mit „Kein Kommentar“ abgehandelt, nach der Anklageerhebung am vergangenen Dienstag gegen seine Person wegen Steuerhinterziehung lehnt nun auch Hoeneß weitere Stellungnahmen ab.

Aber der Klub hat es mit seinen Erfolgen endgültig geschafft, weltweit Beachtung zu finden. Dank der Champions League nun auch in Asien. Ein Terrain, das bislang vorwiegend englischen Klubs vorbehalten war, wird nun von den Bayern als neuer Absatzmarkt entdeckt. Der Klub geht neue Wege und wird in Peking, China, ein eigenes Büro eröffnen. Man will vor Ort „präsent“ sein, als Klub und Marke.

Aus sportlicher Sicht sind die Aufgaben weitaus leichter durchschaubar. Dafür wurden auch gezielt Zugänge verpflichtet wie Mario Götze (für 37 Millionen Euro von Dortmund) oder der Spanier Thiago Alcantara (25 Mio. Euro, Barcelona). Nach dem Supercup-Flop soll der Ligaauftakt leichter von den Füßen gehen, am 30. August folgt der erste international ausschlaggebende Vergleich im europäischen Supercup gegen Europa-League-Sieger Chelsea in Prag. Gefolgt vom Startschuss zur Titelverteidigung in der Champions League und einem Highlight, dem Alaba schon besonders entgegenfiebert – der Klub-WM im Dezember (11. bis 21.) in Marokko.

Von allen ÖFB-Legionären ist Alaba die schillerndste Figur: beim größten Klub, mit den besten Perspektiven. Das schlägt sich auch in seinem Marktwert nieder. Gemäß der Online-Plattform „transfermarkt.de“ steht er bei 28 Millionen Euro. Aus heutiger Sicht ist es kaum vorstellbar, was wohl mit Alaba passiert wäre, wenn er im Sommer 2008 als Sechzehnjähriger nicht Wien und Austria in Richtung München verlassen hätte...

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Alaba ndash auch fuer(c) Die Presse / GK

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2013)

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