Dieselskandal auch bei Fiat Chrysler

A Fiat car logo is seen on media day at the Paris auto show
A Fiat car logo is seen on media day at the Paris auto showREUTERS
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Kurssturz. Die US-Umweltbehörde teilte am Donnerstag mit, dass der US-Autokonzern ähnlich wie VW bei den Abgaswerten geschummelt hat. Der Aktienkurs von Fiat Chrysler brach ein.

Es war ein Kurssturz, wie man ihn nur selten sieht. Binnen Sekunden sank am Donnerstag der Aktienkurs von Fiat Chrysler dramatisch. An der Mailänder Börse brach die Aktie um bis zu 20 Prozent ein, an der Wall Street betrug das Minus zuletzt um die neun Prozent. Auslöser war eine Stellungnahme der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA. Diese bestätigte, dass ser italienisch-amerikanische Konzern im Verdacht steht, bei 104.000 Dieselfahrzeugen die Emissionswerte von Stickoxiden gefälscht zu haben. Dem Konzern droht eine Strafe von maximal 4,6 Milliarden Dollar.

Die ganze Geschichte erinnert frappant an die VW-Abgasaffäre. Auch bei Fiat Chrysler geht es dem Vernehmen nach um jene Software, die zur Abgaskontrolle verwendet wird. Somit habe das Unternehmen gegen US-amerikanische Umweltgesetze verstoßen. Betroffen seien SUV und Pick-up-Trucks der Typen Jeep Grand Cherokee und Dodge Ram 1500 der Modelljahre 2014 bis 2016 mit 3,0-Liter-Dieselmotoren.

Fiat Chrysler geht indes davon aus, sich mit der Abgastechnik im legalen Rahmen zu bewegen. In einer Stellungnahme kündigte der Konzern an, nach dem Regierungswechsel in den USA am 20. Jänner im Sinne einer raschen Lösung mit den Behörden kooperieren zu wollen. Um die Bedenken der Behörden auszuräumen, plane das Unternehmen eine aktualisierte Version der fraglichen Software. 

Die EPA wies in einer Telefonkonferenz darauf hin, dass Fiat Chrysler bereits gegen das US-Luftreinhaltegesetz „Clean Air Act“ verstoßen habe, indem der Hersteller die zweifelhaften Programme bei der Zertifizierung der Autos verschwiegen habe.

Im September 2015 hatte die EPA Volkswagen erstmals öffentlich vorgeworfen, in großem Stil Abgaswerte bei Dieselwagen manipuliert zu haben. Dies stürzte VW in die tiefste Krise seiner Geschichte und führte zu enormen Kosten. Mittlerweile hat sich der Konzern mit Kunden, Autohändlern, Behörden und dem Justizministerium in den USA im Rahmen von Vergleichen auf Strafen und Entschädigungen in Höhe von mehr als 20 Milliarden Dollar geeinigt. Jedoch sind die Fälle bisher noch nicht direkt vergleichbar und haben unterschiedliche Größenordnungen – bei VW waren 600.000 US-Diesel betroffen.

Sauber nur auf dem Papier

Wie genau getrickst wurde, ist noch nicht bekannt. Fest steht gemäß einer Aussendung der EPA, dass FCA der Behörde eine Software verschwiegen hat, die Einfluss auf die Abgasreinigung nimmt. Dabei gibt es mehrere Optionen, obwohl das Prinzip immer gleich bleibt: Auf dem Prüfstand, unter streng genormten Bedingungen, sollen die Schadstoffwerte im Dieselabgas (allen voran: Stickstoffdioxid) den gesetzlichen Grenzwerten entsprechen. Fährt das Auto dann auf der Straße, im Alltagsbetrieb, wird die Abgasreinigung zurückgefahren, weil diese unweigerlich einen Mehrverbrauch bedeutet und Leistung kostet. Motto: Was das Auto ausstößt, kann der Kunde, der am Steuer sitzt, weder messen noch fühlen, wohl aber, wie spritzig sich das Auto fährt und wie viel Sprit es verbraucht. Besonders dreist operierte Volkswagen, denn die geheime Software erkannte, ob eine Prüfung auf dem Messstand stattfindet, um in diesem Fall grenzwerttaugliche Abgaswerte zu generieren. Andere Hersteller wie Mercedes und Opel unterhielten Systeme, die bei bestimmten Fahr- und Außenbedingungen die Abgasreinigung herunterfahren – dabei eine europäische Gesetzeslücke ausnutzend, die „zum Schutz des Motors“ derlei Funktionen erlaubt.

Während diese Tricks in Europa bislang bestenfalls höflichen Ermahnungen der zuständigen Behörden nach sich zogen, war bislang kein Hersteller neben Volkswagen (samt Audi und Porsche) bekannt, der sich damit auf den US-Markt wagte. Der tatsächliche Dieselskandal findet nicht in den USA statt, sondern in Europa, wo nach Schätzungen der Brüsseler Umweltorganisation Transport & Environment 80 Mio. Diesel-Pkw mit einem Schadstoffausstoß bis zum Zigfachen über den geltenden Grenzwerten im Verkehr sind.

((tiv/ag.))

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