Romed Baumann: „Ich will ein Siegläufer werden“

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Allrounder Romed Baumann gilt als größte ÖSV-Hoffnung für den Gesamtweltcupsieg. Der „Presse“ erzählt er, wie er mit dem großen Erwartungsdruck umgeht.

Die Presse: Als Allrounder werden Sie als künftiger Kandidat auf den Gesamtweltcup gehandelt. Wann werden Sie dieses Versprechen einlösen?

Romed Baumann: Ich weiß, dass ich es draufhabe. Aber ich denke über meine Rolle nicht viel nach. Ich möchte auf jeden Fall mehr, ich will konstant unter die Top fünf kommen. Und ich möchte Rennen gewinnen. Ich arbeite daran, ein Siegläufer zu werden. Und viel fehlt ja nicht dazu. Ein Weltcupsieg kann jederzeit passieren. Vielleicht schon hier in Gröden. Im Training bin ich in der Abfahrt konstant dabei. Und da haben wir im Team mit Klaus Kröll eine ideale Messlatte. Er ist schließlich der Einzige bei uns, der schon eine Abfahrt gewonnen hat.

Sie bestreiten vier Disziplinen. Ist die Abfahrt für Sie die Königsdisziplin?

Ein Abfahrtssieg wäre schon etwas ganz Besonderes. Weil man dafür so viel investieren muss. Wenn du im Riesentorlauf einen Fehler machst, landest du im Schnee. Wenn dir das in der Abfahrt passiert, zappelst du im Netz und bist eine Saison lang außer Gefecht. Jede Abfahrt hat unvergleichliche Highlights. Ob hier die Kamelbuckel oder die Mausefalle, da ist jeder Meter eine Faszination. In der Abfahrt zählt vor allem die Routine, da braucht man viele Trainingskilometer. Als Abfahrer musst du ein Allrounder sein und gut gleiten können. Das muss man von Kindheit an lernen. Ein Gröden-Sieg gelingt nur mit viel Gefühl.

Kann man als Allrounder überhaupt noch alle Rennen bestreiten?

Das ist schwierig. Es gibt nur wenige Athleten, die das durchdrücken. Entscheidend ist, dass du nicht abstumpfst. Sogar Ivica Kostelić hatte zuletzt leichte Probleme. Wenn du einen Lauf hast, packst du das. Sonst wird das auch mental schwierig.

Fällt heuer wieder im Jänner eine Vorentscheidung im Weltcup?

Kostelić hat den Weltcup im Vorjahr in diesem Zeitraum gewonnen. Da geht es nicht nur darum, dass so viele Rennen gefahren werden, sondern da stehen auch die Klassiker wie Wengen oder Kitzbühel auf dem Programm. Und so eine Kitzbühel-Woche, die zehrt an den Kräften. Du kannst jedoch eine gute Saison haben – und kein Rennen gewonnen haben. Das ist aber nicht mein Ziel.

Welche Vorbilder hatten Sie als Kind?

Hermann Maier. Oder Benni Raich und Stephan Eberharter. Das waren immer nur große Österreicher.

Hermann Maier hat einst den Ergometerwahnsinn im Weltcup eingeführt. Der besteht noch immer?

Ohne Ergometertraining geht es nicht. Ich sitze jeden Tag 40 Minuten oben, teile ihn hier in Gröden mit Mario Scheiber. Das Radl ist ein ständiger Begleiter. Aber es ist kein Hobby von mir. Wenn ich Zeit habe, gehe ich Trial fahren. Oder ich fahre mit meiner alten Puch TS 50 mit meiner Freundin spazieren. Man muss auch abschalten können. Ich war vier Wochen in Übersee, das ist schon sehr anstrengend. Auch, was die Ernährung betrifft. Denn in ein Rennauto tankt man auch keinen Diesel.

Warum gehen viele Talente im Weltcup verloren?

Ich weiß nur, warum ich es geschafft habe. Ich bin von gröberen Verletzungen bisher verschont geblieben. Und ich habe einen wahnsinnigen Ehrgeiz. Mit „Schau ma mal“ geht da gar nichts. Ich bin in den Skisport so richtig hineingewachsen. Die Luft oben, die wird dünn. Ich bin jedenfalls stolz, dass mir die Trainer immer das Vertrauen gegeben haben. Es hilft dir nix, wenn du als Talent giltst. Vorschusslorbeeren sind nichts wert. Man darf nicht vergessen, dass der finanzielle Aufwand auch schneidig ist. Ohne Unterstützung der Eltern wäre das gar nicht gegangen. Das erste Preisgeld hat's irgendwann einmal im Europacup gegeben. Da braucht man schon einen langen Atem.

Schon Gedanken an die Karriere nach der Karriere gemacht?

Ich beschäftige mich erst damit, wenn ich das erste Kapitel geschlossen habe. Ich mache etwas ganz oder gar nicht. Ich brauche auch meine Pausen, denn genau in diesen Momenten wird man stärker. Aber eines würde ich gerne einmal machen – Heliskiing in aller Ruhe. Im Moment habe ich im Weltcup einfach nur Spaß.

Zur Person

Romed Baumann
(* 14. Jänner 1986 in St. Johann in Tirol) feierte im Skiweltcup bislang einen Weltcupsieg (Superkombination in Sestriere 2009) und wurde bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver Fünfter. Der Allrounder will heuer im Weltcup konstant unter die Top fünf kommen. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2011)

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