Champions-League-Finale: Van der Sar ist der Held von Moskau

(c) GEPA (Luger)
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Der Sieger in der Königsklasse des Fußballs heißt Manchester United. Nach 120 Minuten eines hochspannenden Endspiels hält der niederländische Torhüter den entscheidenden Elfmeter und sichert "ManU" die Trophäe.

Manchester United schnappte am Mittwoch dem FC Chelsea auch den zweiten Pokal vor der Nase weg. Der englische Meister bezwang die Londoner nach einem packenden und streckenweise hochklassigen Finale im Elfmeterschießen mit 6:5. Nach 120 Minuten stand es in Moskau 1:1. Die Führung von Cristiano Ronaldo aus der 26. Minute konnte Frank Lampard kurz vor der Halbzeit noch ausgleichen. Im Elferschießen scheiterte Ronaldo mit seinem Versuch und ermöglichte Chelsea-Kapitän Terry einen Matchball. Dieser vergab jedoch ebenso wie wenig später "Blues"-Stürmer Anelka. Manchester behielt in einem Duell zweier gleichwertiger Mannschaften die Nerven und konnte sich auf seinen Keeper verlassen, der den "Reds" die größte Trophäe des Klubfußballs sicherte.

Beide Tems in Bestbesetzung

Die guten Nachrichten vor dem Beginn: Ashley Cole vom FC Chelsea, dessen Mitwirken etwas fraglich war, konnte beim Moskauer Millionenfinale mitspielen. Damit konnten sowohl Avram Grant bei Chelsea als auch Alex Ferguson, sein Gegenüber aus Manchester, ihre beste Elf aufbieten. Und auch der Rasen im mit 69.500 Zuschauern natürlich ausverkauften Luschniki-Stadion präsentierte sich in seinem sattesten Grün. Ganz optimal war das auf den normalen Kunstrasen aufgesetzte Geläuf aber nicht.

Flotter Auftakt in Moskau

Doch den Superstars in Rot und Blau machte das - abgesehen von einigen Ausrutschern - wenig aus: Chelsea zeigte nach vier Minuten, was man mit dem 4-3-3 System mit Joe Cole und Malouda als hängende Spitzen hinter Stoßstürmer Didier Drogba vorhatte: Der Franzose schlug eine nicht ungefährliche Hereingabe in den Strafraum von Manchester United, Vidic konnte aber vor Drogba retten.

Zwei Minuten später kamen auch die "Reds" zu ihrer ersten Chance - ebenfalls über die Flanke: Owen Hargreaves, der überraschend im rechten Mittelfeld aufgeboten wurde, bringt ein Mittelding zwischen Schuss und Flanke auf den Kasten von Petr Cech - der Chelsea-Keeper lässt sich davon aber nicht überraschend und hat den Ball sicher.

Nach diesem verheißungsvollen Auftakt beruhigte sich das Match deutlich: Beide Mannschaften agierten aus einer gesicherten Defensive heraus und ließen spüren, um wieviel es in diesem Finale ging.

In der 16. Minute folgte dann das erste Ausrufezeichen des Ausnahmefußballers Cristiano Ronaldo: Der Portugiese ließ Michael auf der rechten Abwehrseite im 1:1-Duell schlecht aussehen und brachte das Spielgerät in den Strafraumvon Chelsea. Dort war Carlos Tevez, die zweite Sturmspitze neben Wayne Rooney, mit seinen 1,68 Metern aber zu klein, um den Ball ins Tor zu köpfen.

Ronaldo macht es selber besser

Elf Minuten später stand Ronaldo abermals im Blickpunkt des Geschehens - und wie: Eine butterweiche Flanke von Wes Brown von der rechten Seite erreicht den Toptorschützen in Premier- und Champions League ganz genau und Ronaldo hat keine Probleme, aus acht Metern einzuköpfen. Petr Cech blieb keine Abwehrchance mehr.

Chelsea wirkte nach diesem Nackenschlag geschockt, vor allem in der Defensive lief bei den Londonern nicht viel zusammen. Doch Manchester tat den "Blues" den Gefallen und zog sich nun weit zurück, sodass Chelsea sich wieder formieren konnte. Und in der 33. Minute hätte sich die Nachlässigkeit von "ManU" beinahe böse gerächt: Drogba bringt den Ball für das Tor von Van der Sar, Rio Ferdinand bekommt den Ball im Zweikampf mit Ballack an den Kopf und prüft seinen eigenen Keeper. Doch der Niederländer kann mit einem unglaublichen Reflex den Ausgleich verhindern.

Cech der Champ im Tor

Im Gegenzug hätte die Ferguson-Elf auf 2:0 erhöhen können, wenn nicht müssen. Doch Petr Cech ließ sich mit zwei Glanztaten bei einem Kopfball von Tevez aus wenigen Metern und dem Nachschuss von Michael Carrick nicht überwinden.

Das Spiel hatte nun richtig Fahrt aufgenommen, auf beiden Seiten kam es zu packenden Torraumszenen. Die größeren Chancen hatte aber Manchester, das klug die Räume nutzte, die die aufrückenden Londoner boten. So brachte Rooney in der 42. Minute den Ball von rechts flach herein, in der Mitte verpasste Makelele, doch auch der dahinter lauernde Tevez konnte den Ball nicht verwerten.

Chelsea mit Fortuna im Bunde

Dass zur Halbzeit aber wieder alles offen war, hatte Chelsea einer großen Portion Ballglück zu verdanken: Kurz vor der Pause spingt das Leder von Essien im Manchester-Strafraum Ferdinand an den Rücken und landet genau vor Frank Lampard. Der 29-Jährige sagt Danke und staubt aus neun Metern ab.

Das 1:1 nach 45 Minuten war äußerst schmeichelhaft für Chelsea, das sich bei Fortuna und Keeper Cech bedanken konnte, dass die mitgereisten Londoner Fans noch auf den großen Coup hoffen konnten.

Grant mit langer Kabinenpredigt

Avram Grant hatte seinen Kickern in der Kabine offensichtlich einiges zu sagen. Mit einer kleinen Verspätung kamen die Chelsea-Spieler vom Pausentee zurück. Und die Kabinenpredigt des Israeli dürfte gefruchtet haben, denn seine Elf bemühte sich nun, mehr nach vorne zu spielen. Doch außer einem schönen Sololauf von Essien, der mit einem Schuss über die Latte endete und einem Gewaltschuss von Ballack aus 25 Metern (ebenfalls vorbei) sprang in den ersten zehn Minuten nichts dabei heraus.

Aber die Hauptstädter waren nicht mehr so passiv wie in der ersten Hälfte, sondern versuchten weiter, die rote Abwehr unter Druck zu setzen. Manchester kam nur noch zu vereinzelten Entlastungskontern, die aber nicht konzentriert genug zu Ende gespielt wurden.

Die Partie verflachte nun sehr, keine Mannschaft wollte in dieser Phase den entscheidenden Fehler machen. Manchester konnte sich aus der Umklammerung der Londoner etwas befreien. Gegen die besten Abwehrreihen der Premier League gab es aber auf beiden Seiten kein Durchkommen.

Drogba donnert an die Latte

Die Ferguson-Elf setzte ihre Hoffnungen auf einen Geniestreich Ronaldos, die Londoner die ihrigen auf Torjäger Drogba. Und der Ivorer zeigte in der 78. Minute, warum: Aus knapp 20 Metern zieht Drogba aus dem Stand einfach ab, sein prächtiger Schuss klatscht aber an die Stange.

Zwei Minuten später versuchte es auf der Gegenseite Carlos Tevez aus ähnlicher Position, der Argentinier zielte nur knapp am Kreuzeck vorbei.

Erst in der 87. Minute gab es den ersten Wechsel des Spiels - und zwar einen geschichtsträchtigen: Ryan Giggs kam für Paul Scholes aus Feld und kam so zu seinem 759. Einsatz für Manchester. Damit brach der Waliser den Rekord von Legende Bobby Charlton.

Auf dem Spielfeld selbst spielte sich nur noch wenig ab. Mit einem 1:1 nach 90 Minuten ging es in die Verlängerung.

Hin und her in der Verlängerung

Die erste Halbzeit in der zusätzlichen Spielzeit gehörte Manchester: Eine gute Kombination von Rooney und Tevez landete aber in den Armen von Cech.

Auf den anderen Seite hatte Fortuna den Bund mit Chelsea scheinbar gelöst. Nach einem etwas zu selbstlosen Zuspiel von Ballack kommt Lampard zehn Meter vor dem Tor zum Schuss, trifft aber nur die Unterkante der Latte.

Drei Minuten vor dem neuerlichen Seitenwechsel hätte sich Giggs zum Helden des Spiels machen können: Evra tankt sich in den Strafraum und legt zurück auf den Waliser. Doch dessen Versuch, aus kurzer Distanz das Cech-lose Tor zu treffen, kann Terry per Kopf gerade noch zur Ecke klären.

Verlängerung, Teil 2: Ein Mann sieht rot

Die zweite Hälfte der Zugabe brachte in der 111. Minute einen sehenswerten Freistoß von Didier Drogba, der aus 28 Metern nur knapp verzog.

Beiden Mannschaften war nun anzumerken, dass ihnen ein lange Saison in den Knochen steckte. Jede noch so kleine Pause wurde im mittlerweile strömenden Moskauer Regen zur Krampfbehandlung genutzt.

Vier Minuten vor Schluss schwächte sich Chelsea selbst: Drogba verpasst Vidic eine Ohrfeige - dafür sieht der Ivorer zurecht die Rote Karte. Ein schwerer Schlag für die Londoner - vor allem für das Elferschießen, dass sich immer deutlicher abzeichnete.

Die "Reds" konnten aus der kurzen numerischen Überlegenheit kein Kapital schlagen - die Nervenprobe namens Elfmeterschießen musste die Entscheidung bringen.

Elferschießen ist Heldenzeit

Im Duell vom Punkt aus trafen zunächst Tevez und Carrick für die "Reds sowie Ballack und Belletti für die "Blues". Dann folgte der Auftritt von Cristiano Ronaldo. Der Portugiese stoppte seinen Anlauf und schoss seinen Elfer so schwach, dass Cech parieren konnte - der Topscorer der Premier League scheiterte nach dem vergebenen Strafstoß gegen Barca im Halbfinale abermals vom ominösen Punkt. Alle weiteren Schützen trafe, und so hatte Chelsea-Kapitän John Terry den ersten Matchball. Doch er rutschte weg und setzte seinen Elfmeter nur an die Latte. Fortuna war nun endgültig ins Lager der "Reds" gewechselt.

So musste auch das Elferschießen verlängert werden. Und die siebte Runde sollte endlich die Entscheidung bringen: Giggs verwandelte souverän, Anelka hingegen scheiterte an Van der Sar. Alle Blauen versammelten sich um Terry, um den Kapitän zu trösten, während die Roten in Jubel ausbrachen.

Für Manchester war es der dritte Triumph im dritten CL-Endspiel, Chelsea muss weiter auf die größte Trophäe des Klubfußballs warten.

Champions League 2007/08, Finale

Manchester United - FC Chelsea 1:1 n.V., 6:5 i.E.

Tore:

1:0 Cristiano Ronaldo (26.)
1:1 Lampard (45.)

Elfmeterschießen:

1:0 Tevez
1:1 Ballack
2:1 Carrick
2:2 Belletti
Cristiano Ronaldo scheitert an Cech
2:3 Lampard
3:3 Hargreaves
3:4 A. Cole
4:4 Nani
Terry schießt an den Pfosten
5:4 Anderson
5:5 Kalou
6:5 Giggs
Anelka scheitert an Van der Sar

Stadion: Luschniki (Moskau)

Zuschauer: 69500 (ausverkauft)

Schiedsrichter: Lubos Michel (Slowakei)

Manchester United: van der Sar - W. Brown (Anderson), R. Ferdinand, Vidic, Evra - Carrick, Scholes (87. Giggs) - Hargreaves, Cristiano Ronaldo - Rooney (102. Nani), Tevez

Trainer: Alex Ferguson

FC Chelsea: Cech - Essien, Ricardo Carvalho, Terry, A. Cole - Makelele (120.+4 Belletti) - Ballack, Lampard - J. Cole (98. Anelka), Malouda (92. Kalou), Drogba

Trainer: Avram Grant

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