Marc Janko: Mit der Kraft eines Vollblutstürmers

(c) Gepa (Thomas Bachun)
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Marc Janko hat Trainer Giovanni Trapattoni dazu gebracht, sein Defensiv-Konzept über Bord zu werfen. Auch am Samstag im Schlager gegen Austria Wien.

SALZBURG/WIEN. Viele hatten ihn schon abgeschrieben – als Sportinvaliden. Aber in Marc Janko steckt nicht nur eine baumlange Stürmer-Hoffnung, sondern auch eine riesige Kämpfernatur. Die Leidensgeschichte ist vorerst wieder vorbei, der 24-Jährige hat sich in der Vorbereitungszeit so ins Zeug gelegt, dass ihn nicht einmal Defensiv-Apostel Giovanni Trapattoni übersehen konnte. Der „Maestro“, der im Sommer auf die Insel wechselt, um den Posten des irischen Teamchefs zu übernehmen, stellte sogar sein System um, um dem vor Tatendrang sprühenden Janko eine Chance geben zu können. Die „Korrektur“ brachte den gewünschten Erfolg, denn die Salzburger fertigten Mattersburg vor einer Woche locker mit 4:0 ab und blieben damit voll im Titelrennen.

Mentalität und der Stolz

Marc Janko hat so hart an seinem Comeback gearbeitet, dass seine Mannschaftskameraden ins Schwärmen geraten. „In der Form kann ihn Josef Hickersberger nicht außer Acht lassen“, meint sein in die Jahre gekommener Sturm-Partner Alexander Zickler. Trapattoni lachte zuletzt ebenfalls das Fußballer-Herz. Auch im schweren Auswärtsspiel am Samstag bei der Wiener Austria wird es einen Zwei-Mann-Angriff geben. Für die Salzburger ist jedes Match ein „Endspiel“, ohne Risiko wird man den Titel nicht verteidigen können. „Es geht um die Mentalität“, erklärt Trapattoni. Und meint Einstellung und Einsatzbereitschaft. „Wir müssen stolz sein auf dem Platz, dann werden wir auch erfolgreich sein.“

Mit der Rückkehr von Janko sind die Titel-Chancen der Salzburger gestiegen, denn der bullige Sohn der ehemaligen Leichtathletin Eva Janko (Bronze im Speerwurf 1968 in Mexiko) kann jeder Abwehr Probleme bereiten. Nicht nur seiner Größe (1,96 Meter) wegen, sondern auch wegen seines Durchsetzungsvermögens. Gegen die Austria will sich Janko nicht unter Druck setzen lassen, wenngleich er zugibt, dass er sich wieder Hoffnungen auf die Euro 2008 macht. „Ich lasse mich nicht verrückt machen, aber die EM ist natürlich das große Ziel. Das wichtigste Ziel in meiner Karriere. Ein Match alleine wird aber nicht reichen, um im Juni in den Kader zu kommen.“ Treffer gegen die Austria wären allerdings keine schlechte Eigenwerbung. „Wenn der Faden nicht reißt, dann könnte es klappen.“ Vielleicht schon Ende März gegen Holland.

Der ehemalige Unter-21-Stürmer, der einst gegen England im Doppelpack getroffen hat, im Mai 2006 gegen Kroatien sein Debüt in der Nationalmannschaft gegeben hat, kennt keine Furcht oder Angst mehr. „An Verletzungen denke ich gar nicht mehr – so eine Pechsträhne kommt auch nie mehr wieder.“

258 Tage im Krankenstand

Schon in seiner Jugend haben Marc immer wieder Verletzungen zurückgeworfen. Ursprünglich war das rasche Wachstum (Rücken, Schiefstellung des Beckens) die Wurzel des Übels, später war es das Becken – und zuletzt das Sprunggelenk. Ganze 258 Tage dauerte der Krankenstand – bis November 2007. „Ans Aufgeben“, meint Janko, „habe ich nie gedacht. Nur die Unsicherheit, das Hinhalten, wann es weiter geht, das hat mich fast aufgefressen.“

Der Wahl-Salzburger hat die Winterpause großteils in Wals-Siezenheim verbracht, Regeneration war bis zum gemeinsamen Trainingslager in Dubai angesagt. Dazwischen hat der 24-Jährige immer wieder in München bei Dr. Müller-Wohlfahrt vorbei geschaut, um sich eine Spritzenkur verpassen zu lassen. „Jetzt bin ich seit einiger Zeit völlig schmerzfrei, meinem Fuß geht es hervorragend.“ Gegen Mattersburg war von der Verletzung nichts mehr zu bemerken. Schon gar nicht beim Führungstreffer.

„Rivale“ Zickler als Vorbild

Kraft hat Janko immer wieder Alexander Zickler gegeben. Der ehemalige Bayern-Profi, in Deutschland schon längst abgeschrieben, erlebt in Salzburg seinen mindestens dritten Frühling. „Der Alex ist mein großes Vorbild. Ich möchte beweisen, dass alle Kritiker voreilig waren.“ Probleme mit seinem Sturm-Partner hat Janko keine, auch wenn Zickler ein direkter Konkurrent im Kampf um ein Leiberl ist. „Wenn ich fit bin, dann brauche ich mich vor niemanden zu verstecken. Ich bin kein Mann für die Ersatzbank. Es gibt viele Sportler, die nach einer Verletzung noch stärker zurückgekommen sind.“

Für Salzburg, auswärts in dieser Saison erst einmal erfolgreich, geht es am Samstag auch um den ersten Sieg gegen die Austria. Daheim auf Kunstrasen hatte man sich mit 0:1 geschlagen geben müssen, im Horrstadion holte man im Juli trotz numerischer Überlegenheit nur ein 2:2.

ZUR PERSON

Marc Janko (* 25. Juni 1983). Sohn der ehemaligen Leichtathletin Eva Janko, die bei den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexiko-Stadt die Bronzemedaille im Speerwurf errang.

In seiner Jugend musste Janko oft mit Verletzungen (Wachstumsschub, 1,96 cm) kämpfen.

Bisherige Stationen: Admira Wacker Mödling, seit Sommer 2005 bei Salzburg. Team-Debüt: Mai 2006 gegen Kroatien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2008)

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