Planking: Flache Modeerscheinung

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Es ist noch keine Woche her, dass die große „Planking“-Welle Österreich überrollt hat. Internettrends wie Planking tauchen plötzlich auf - und ebenso schnell auch wieder unter.

Wie sie alle da liegen! Stocksteif auf dem Schreibtisch, auf der Rolltreppe oder im Kühlregal im Supermarkt, und das immer in der gleichen Position: die Hände fest an den Oberkörper gepresst, den Blick geradeaus, als wären sie lebendige Bretter, die nur darauf warteten, zu einem großen Stapel verbaut zu werden.

Es ist noch keine Woche her, dass die große „Planking“-Welle Österreich überrollt hat. „Planking“ kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „beplanken“. Erfunden haben das Spiel, bei dem man sich steif wie ein Brett macht und an ungewöhnlichen Orten fotografieren lässt, angeblich die beiden Engländer Gary Clarkson und Christian Langdon vor fast 14 Jahren. Damals nannten sie es noch das „Lying-Down-Game“, also das „Leg-dich-nieder“-Spiel. Mit dem Internet fand es immer mehr Anhänger in England, in Amerika und Australien – und erreichte vergangene Woche auch Österreich, als ORF-Anchorman Armin Wolf stocksteif auf dem Tisch seine „ZiB2“-Moderation beendete.

„Trends wie diesen hat es schon immer gegeben, nur verbreiten sie sich durch das Internet schneller“, sagt Sandra Gerö, klinische und Gesundheitspsychologin in Wien, die sich in ihrer Arbeit immer wieder mit den Themen Internet und Social-Media befasst. Denn: „Wir befriedigen damit unser Grundbedürfnis nach Nachahmung, Spaß und Anerkennung.“

http://www.plankingaustralia.com

Zwei, die das genauer erklären können, sind die beiden Wiener DariusL. und Andy A. Sie haben am Sonntag vor einer Woche die Facebook-Gruppe „Planking Österreich“ (derzeit: 81 Mitglieder) gegründet. „Wir haben Planking im Internet gesehen, fanden die Idee lustig, und haben es einfach ausprobiert“, sagt Andy A., 19 Jahre alt und derzeit Zivildiener. Darius L., 21 Jahre alt und Fotografie-Lehrling, fügt hinzu: „Es ist einfach interessant zu sehen, an welchen Orten sich die Leute hinlegen, da sind echt kreative Einfälle dabei.“ Für die beiden ist es mehr eine kreative Freizeitbeschäftigung als ein sinnloser Zeitvertreib.

Blöd kommen sie sich daher keine Minute vor, wenn sie sich in aller Öffentlichkeit flach hinlegen. Je mehr Leute zusehen, desto lustiger empfinden sie es: „Ich mach das ja, damit wer zuschaut“, sagt Darius.


Bitte mitmachen. Psychologin Gerö sieht an derartigen mehr oder weniger kreativen Spielereien nichts Verwerfliches: „Es ist unsere Art zu lernen. Vieles wissen wir erst, wenn wir es ausprobieren. Das ist besser, als alles Neue gleich als Blödsinn zu verurteilen.“

Zwar ist Planking heute noch für viele neu. Doch die Art seiner Verbreitung ist es nicht: „Mem“ nennen Experten das Internetphänomen, eine Idee, Fotos, Texte oder Videos unter einer großen Zahl von Menschen populär zu machen. Ein Beispiel aus jüngster Zeit: Auf Facebook wurde die Aufforderung verbreitet, die Lieblings-Comicfigur aus der Kindheit als Profilfoto zu verwenden. Tausende stellten daraufhin Mickey Mouse, Asterix & Co. auf ihre Profilseiten. Davor geisterten etwa Videos durchs Web, in denen der Kopfstoß von Zinedine Zidane bei der Fußball-EM 2006 von Internetusern nachgestellt wurde – in zahlreichen kreativen Varianten. Keine Altersgruppe ist gegen Mems immun, wie auch die Gruppe „Planking Australia“ mit ihren 147.000 Fans eindrucksvoll beweist: Dort finden sich Planking-Fotos von Großmüttern ebenso wie von Kindern.


Zu gefährlich? „Das Alter oder der Bildungsgrad sind bei solchen Trends kein Kriterium“, sagt Gerö, „wichtig ist nur, dass der Spieltrieb ausgeprägt ist.“ Der kann allerdings auch gefährlich werden. Jüngstes Beispiel: Der 20-jährige Australier Acton B. stürzte betrunken beim Planking auf einem Balkongeländer aus dem siebenten Stock. Gerö differenziert trotzdem: „Die Bewegungen sind nicht gefährlich, aber Jugendliche sind es, vor allem dann, wenn sie sich gegenseitig übertreffen wollen.“ Nachsatz: „Aber das hat nichts mit dem Internet zu tun.“

http://www.plankingaustralia.com

Darius und Andy wollen die Gefahr jedenfalls nicht herausfordern: Beschädigung von fremdem Eigentum oder Gefährdung der eigenen Gesundheit? „Nein, das geht zu weit“, sagt Darius. Oder doch nicht? Im Kampf um das kreative Foto will jeder die Nase vorne haben. Andy fände es etwa lustig, sich auf einen frisch gestrichenen Zebrastreifen zu legen. Dass er den Zebrastreifen damit zerstören würde, daran denkt er im ersten Moment gar nicht.

Wie lange Darius und Andy an solchen Aktionen Spaß haben werden? Vermutlich nur eine kurze Zeit. Denn die Erfahrung zeigt: Fast alle Phänomene, die plötzlich aus dem Internet auftauchen, tauchen ebenso schnell wieder unter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2011)

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