Bier trinken gegen die Krise: „Wir“ sind Vize-Weltmeister

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Bier(c) Die Presse (Fabry)
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Österreich belegt im internationalen Bier-Ranking erstmals den zweiten Platz. Vize-Meister Deutschland schaffte 2008 „nur“ 108 Liter pro Kopf. Tschechien weiterhin auf Platz eins.

Wien (hie).2008 war ein schwieriges, aber dennoch gutes Jahr für die österreichischen Bierbrauer. 8,6 Millionen Hektoliter Bier haben die Österreicher im Vorjahr vertilgt, Alkoholfreies und Malzbier nicht eingerechnet. Das sind 109,3 Liter pro Kopf, um zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Damit belegt Österreich im internationalen Bier-Ranking erstmals den zweiten Platz. Der ehemalige Vize-Meister Deutschland schaffte 2008 „nur“ 108 Liter pro Kopf. Weltmeister Tschechien triumphierte mit einem Pro-Kopf-Konsum von geschätzten 160 Litern.

Weil die heimischen Brauereien den deutschen Kollegen bereits den Rang ablaufen konnten, werden die Ziele neu gesteckt: Nun orientiert man sich an der „Ausnahmeregion“ Bayern und dem Weltmeister Tschechien. Österreichs Männer würden den Tschechen, wie Markus Liebl, Obmann des Verbandes der Österreichischen Brauereien glaubt, um nichts nachstehen. Nur die Frauen zieren sich und bevorzugen den Wein: „Wenn es uns gelingen würde, Frauen mehr zum Bierkonsum zu bewegen, wäre das Ziel, Bayern oder Tschechien einzuholen, realistisch.“

Angesichts steigender Produktionskosten, der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage und nicht zuletzt der im Vergleich zu den Nachbarn hohen Biersteuer hütet sich Obmann Liebl vor zu rosigen Prognosen: „Eine mit 2008 vergleichbare Situation wird es heuer nicht geben.“

Märzen ist Nummer eins

Die beliebteste Sorte war im Vorjahr mit 5,5 Millionen Hektolitern (plus 3,1 Prozent) das Märzenbier. Platz zwei auf dem heimischen Biermarkt belegten weitere Vollbiere, auch das Schankbier konnte um 4,1 Prozent zulegen. Am liebsten trinkt man sein Bier hierzulande aus Flaschen: Rund die Hälfte des Bieres wird in Glasflaschen verkauft. Auch das Dosenbier konnte nach einer zweijährigen Stagnation ein Plus von 11,3 Prozent verzeichnen.

Wo die Krise nicht ist, bereitet ein ungeliebtes Gesetz der Brauwirtschaft Kopfzerbrechen: das Rauchverbot. Rund 40 Prozent des produzierten Biers würden über die Gastronomie vertrieben. Laut Liebl, der den „Stammtisch“ als wesentlichen Bestandteil der österreichischen Kultur sieht, zeige das Rauchverbot bereits negative Auswirkungen. Wie stark der Bierverkauf unter dem teilweisen Rauchverbot leidet, ist bis jetzt noch nicht bekannt, die Zahlen werden Ende des ersten Quartals bekannt gegeben. Aber so viel steht fest: „Die seit Jänner geltenden Einschränkungen haben uns das Leben deutlich schwerer gemacht“, sagt Liebl – und fürchtet ein totales Verbot: „Das hätte sich noch schlechter ausgemacht als die österreichische Lösung.“

„Die Steuern sind zu hoch“

(c) Die Presse / GK

Ein weiteres Problem ortet Liebl in der Biersteuer. Der österreichische Staat kassiert von den Biertrinkern 24Euro je hundert Liter (berechnet an der gängigsten Biersorte). Dadurch sieht Liebl die österreichische Brauwirtschaft im Vergleich zur tschechischen oder der deutschen „enorm benachteiligt“ und fordert zum wiederholten Male eine Angleichung an die Steuersätze der Nachbarn.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2009)

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