Duisburg: Anklage im Loveparade-Verfahren

Die Massenpanik beim Nadelöhr Tunnel auf der Loveparade in Duisburg wurde zum traumatischen Ereignis für viele Party-Besucher. 21 Menschen kamen ums Leben.
Die Massenpanik beim Nadelöhr Tunnel auf der Loveparade in Duisburg wurde zum traumatischen Ereignis für viele Party-Besucher. 21 Menschen kamen ums Leben. (c) EPA/DANIEL NAUPOLD
  • Drucken

21 Menschen starben in der Massenpanik von Duisburg. Dreieinhalb Jahre später erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage.

Die Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten wird zum Fall für die Richter. Rund dreieinhalb Jahre nach dem Unglück hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen mutmaßliche Verantwortliche erhoben. Die Ermittlungen um das Geschehen seien abgeschlossen, teilte die Duisburger Staatsanwaltschaft am Dienstag mit.

Wer angeklagt ist und wie der Tatvorwurf lautet, soll an diesem Mittwoch bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben werden. Die Anklageschrift sei beim Landgericht Duisburg eingegangen, sagte ein Gerichtssprecher am Dienstag. Das Landgericht muss nun prüfen, ob es das Hauptverfahren gegen die Beschuldigten eröffnet.

Am 24. Juli 2010 war während der Loveparade eine Massenpanik ausgebrochen. Am Zugang zum Veranstaltungsgelände der Technoparade wurden 21 junge Menschen erdrückt oder zu Tode getreten. Hunderte wurden verletzt. Es hatte für das ganze Gelände nur einen einzigen Ein- und Ausgang gegeben.

Die Zugangsrampe sei viel zu klein für die Besucherströme gewesen, hatte der britische Massendynamik-Experte Keith Still resümiert. Ihm zufolge war es mit dem von der Stadt genehmigten Konzept nicht einmal theoretisch möglich, das Fest gefahrlos durchzuführen.

Vermutlich zehn Angeklagte

Bei den Angeklagten dürfte es sich um Angestellte der Stadt Duisburg und Verantwortliche der Firma Lopavent, welche die Techno-Veranstaltung 2010 organisiert hatte, das hatte der "Spiegel" Ende Jänner berichtet. Details zur Anklage waren am Vormittag noch nicht bekannt. Frühere Medienberichte gingen von zehn Anklagen aus. Die Ermittlungen gegen den Polizeieinsatzleiter und einen leitenden Mitarbeiter der Stadt Duisburg sollen hingegen eingestellt worden sein.

Ende November hatte das deutsche Magazin "Focus" bereits unter Berufung auf Justizkreise berichtet, dass die Anklage gegen zehn Beschuldigte im Entwurf fertig sei. Die Staatsanwaltschaft hatte dies damals nicht kommentiert. Auch die Love Parade-Selbsthilfe und Opferanwalt Julius Reiter sehen dem Prozess kritisch entgegen. "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen", meinte Reiter.

Bürgermeister zurückgetreten

Rainer Schaller, Inhaber der Fitness-Kette McFit und Geschäftsführer von Lopavent, hatte ebenso wie Duisburgs damaliger Oberbürgermeister Adolf Sauerland nicht zu den Beschuldigten im Ermittlungsverfahren gezählt. Das Stadtoberhaupt musste jedoch rund eineinhalb Jahre nach der Tragödie abtreten. Eine Bürgerinitiative hatte seine Abwahl durchgesetzt. Er hatte lange Zeit jegliche Verantwortung von sich gewiesen.

Die Ermittler befragten mehr als 3500 Zeugen und sichteten mehr als 900 Stunden Videoaufnahmen. Alleine die Hauptakten zum Loveparade-Verfahren habe 35.000 Seiten, schreibt n-tv.

(Red./APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.