Janet Jackson: "Mein Leben war ziemlich schlimm"

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Esssucht & Depression Janet Jackson hat soeben ihre Biografie veröffentlicht. Ein guter Zeitpunkt: Der Hype um ihren Bruder Michael ist ungebrochen.

Als sie zwei Jahre alt war, war sie schon berühmt: das jüngste Kind des Jackson-Clans, wie ihre älteren Geschwister vom gestrengen Vater Joe zum Singen gedrillt. Mit elf wurde sie – wiewohl alles andere als übergewichtig – zu ihrer ersten Diät gezwungen. Da gab es bereits Anzeichen einer Depression. Darüber hat Janet Jackson, anders als ihr verstorbener Bruder, der „King of Pop“ Michael, bisher nie viele Worte verloren.

Nun, mit 44 und nicht eben am Höhepunkt ihrer Sänger- und Schauspielkarriere, hat Janet Jackson ihre Autobiografie verfasst, die soeben auf Englisch erschienen ist. Darin spricht Jackson, wie schon der Titel „True You“ suggerieren will, über ihr wahres Ich. Und erzählt von einem Mädchen, das ins Star-Sein gezwungen wird, dessen mangelndes Selbstwertgefühl sie in Depression und Esssucht treibt, die sie auch später als Erwachsene nicht loslassen sollen. „Es ist kein leichtes Leben. Essen ist immer noch ein Problem“, erzählte sie nun dem Larry-King-Nachfolger Piers Morgan in seiner TV-Show. Es gab Zeiten, da habe sie sich so unattraktiv gefühlt, „dass ich meinen Kopf gegen die Wand schlug“.

Nun ist Jackson nicht die erste Prominente, die mit ihrer Bekanntheit nicht zurecht kommt und sich in Bulimie, Alkohol oder Drogen stürzt. Andere Stars, so erzählt Jackson, ohne Namen zu nennen, würden Taschentücher essen, um das Hungergefühl zu unterdrücken und schlank zu bleiben.

Freilich, nicht jeder schreibt darüber gleich eine Biografie. Jackson hat dabei gar missionarische Ansätze, versteht sie ihr Buch auch als Ratgeber für junge Menschen – daher auch der Untertitel „A Journey To Finding and Loving Yourself“. Dabei präsentiert sie sich als zwar millionenschweres, aber abschreckendes Beispiel, wie man sich vom Druck von außen fast zerstören lässt. Es sei kein leichtes Leben gewesen, sagt sie, vielmehr „pretty bad“, ziemlich schlimm.

Keine Frage. Lange Zeit stand sie, der in den 1980ern- und 1990er-Jahren im Schatten ihres Bruders Michael eine eigene Weltkarriere gelang, unter Beobachtung. Die Bilder ihrer durch Essstörungen stark schwankenden Figur wurden von den Boulevardmedien dankbar abgedruckt. Jackson ist dick, Jackson ist wieder schlank, Jackson kann wegen Depressionen (so wie 1996) nicht an ihrem Album arbeiten. Und dann war da noch ihr Auftritt bei der Superbowl-Pausenshow 2004, als man für einen kurzen Moment ihre nackte Brust sah. Ein Riesenskandal im prüden Amerika – und einige wenige Sekunden TV-Geschichte, für die Jackson wohl länger im kollektiven Gedächtnis bleiben wird als wegen ihrer 130 Millionen verkauften Tonträger.

Der Zeitpunkt für Jacksons Biografie ist jedenfalls kein schlechter. Der Familienclan ist fast zwei Jahre nach Michaels Tod immer noch medial präsent. Zum einen, weil sich sein Leibarzt Conrad Murray – er soll Jackson das Betäubungsmittel Propofol verabreicht haben, das zu dessen Tod führte – ab 28.März wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten muss.

Zudem könnte das Geschäft mit dem toten King of Pop nicht besser laufen. Allein der posthum veröffentlichte Film „This Is It“ hat 261 Millionen Dollar eingespielt. Wie am Freitag bekannt wurde, konnten seine enormen Schulden (400 Mio. Dollar!) deutlich reduziert werden. Die Einnahmen seit seinem Tod belaufen sich auf 310Millionen Dollar. Einen beträchtlichen Teil des Geldes soll allerdings Jacksons Mutter Katherine (80) erhalten haben, die sich um die drei Kinder ihres Sohnes kümmert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2011)

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