Hubert von Goisern: Das Logbuch des Herrn H.

Hubert Goisern Logbuch Herrn
Hubert Goisern Logbuch Herrn(c) Clemens Fabry
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12.000 Kilometer hat Hubert von Goisern bei seiner "Linz Europa Tour Ost und West" mit einem umgebauten Frachtschiff auf der Donau zurückgelegt. Nun legt er ein Reisetagebuch vor.

Das umgebaute Frachtschiff, dem die Musikcrew den Namen „Wallsee“ gab, ist längst zerlegt und transportiert Schotter auf der Donau. Die Musiker sind längst an Land gegangen. Was von einem solchen Experiment bleibt, sind die Erinnerungen. Von denen hat Hubert von Goisern jede Menge. Weshalb er sie nun aufgeschrieben und in einem Logbuch veröffentlicht hat.

Dabei hätten ihm „viele davon abgeraten“, erzählt er. Abgeraten, so viel von sich preiszugeben. „Weil es mich natürlich angreifbar macht“, sagt Goisern. „Ein Künstler sollte sich ja mystifizieren, damit er dem Publikum mehr Projektionsfläche bietet.“ Kurze Pause. „Mir ist das aber wurscht.“ Ein kurzes, verschmitztes Lachen. Hubert von Goisern hört selten auf Ratschläge, die mit „du solltest“ beginnen. Das war auch so bei der musikalischen Donaureise „Linz Europa Tour Ost und West“, die im Sommer 2007 begann und im Sommer 2009 im Rahmen des „Linz Europa Hafenfests“ endete. 12.000 Donaukilometer hat er mit seinen Musikern auf dem umgebauten Frachtschiff zurückgelegt, zwölf Länder hat er bereist, rund 60 Gigs auf der Schiffsbühne in Städten wie Novi Sad, Budapest, Sofia und Bukarest gespielt. Sein Verhältnis zur Donau hat sich nicht verbessert, sondern ist eigentlich erst entstanden. „Ich hatte davor keine Beziehung zur Donau“, sagt er. Weil sie, und das nicht nur in Österreich, an vielen Stellen alles andere als lieblich sei, die Ufer wenig bis gar nicht bespielt. „Vermutlich weil sie jedes Jahr über die Ufer tritt und es zu teuer wäre, etwas zu bauen.“ Nur in Linz sei die Donau ganz gut ins Stadtbild eingebettet, würden die Menschen „mit“ dem Strom leben.


Anfang und Ende. Das Wasser, von dem er zwei Sommer und ein bisschen mehr umgeben war, geht ihm aber nicht ab. „Es regnet derzeit eh sehr viel“, sagt er. Und schon wieder ist da dieses verschmitzte Lächeln. „Es war sehr schön, aber es musste irgendwo einen Anfang und ein Ende haben. Auch wenn ich noch gern einen Sommer angehängt hätte und mich schon schweren Herzens davon verabschiedet habe, auch weil es so ein unglaublicher Aufwand war, das Schiff zum Schwimmen zu bringen.“ Wie groß der Aufwand tatsächlich war, zeigt auch sein Buch „Stromlinien“, das aufwendige Logbuch der Reise, das soeben erschienen ist und in dem Tag für Tag, Station für Station der Reise durchaus kritisch beschrieben werden. Erst auf Seite 108 legt der Frachter endlich ab, bis dahin erzählt der Liedermacher nur über den beschwerlichen, mitunter zum Haareraufen mühsamen Weg, um an Fördermittel und Sponsoren zu kommen.

Die Suche nach Mitstreitern war zum Teil augenöffnend. Denn auch, wenn man ihm in anderen Städten entlang der Donau hie und da mit einer Mischung aus Unglauben und Desinteresse begegnet ist, „die größte Skepsis“, sagt Goisern, die habe er schon „bei uns in Österreich erfahren“. Was er zum Teil sogar versteht. „Bei uns ist das kulturelle Angebot viel größer als in den östlichen Ländern. Es gibt eine gewisse Sättigung.“ Wer da mit einer neuen Idee kommt, wird erst einmal belächelt.

Letztlich hat er die Donautour zu je einem Drittel aus der eigenen Tasche, mit Geldern aus dem Pot der Linz'09-Kulturhauptstadt (dessen Botschafter Goisern wurde) und mithilfe von Red-Bull-Zampano Dietrich Mateschitz finanziert. Der Liedermacher und der Konzernchef kannten einander schon davor. Goisern hat eine Hymne für Mateschitzs FC Redbull Salzburg geschrieben. Und Mateschitz sei von Anfang begeistert von Goiserns Schiffsreise gewesen. Dass es Gratis-Energydrinks auf dem Kahn gab, störte Goisern nicht. „Er hat nie verlangt, dass ich Werbung für sein Unternehmen mache“, sagt Goisern. „Er wollte nur, dass ich ein Privatkonzert für ihn und seine Freunde spiele.“ Pause. „Des ham ma a gmocht.“

Hubert von Goisern ist ein ruhiger, bedachter Mann. Was er tut, tut er aus Überzeugung. Das spürt man. Mit dem „Hiatamadl“, das ihn und die „Alpinkatzen“ Anfang der 90er-Jahre schlagartig berühmt gemacht hat, wird er längst nicht mehr ausschließlich in Verbindung gebracht. Im Gegenteil, mittlerweile gibt es junge Menschen, die das Lied nicht einmal mehr kennen.

„Natürlich fängst du bei den Leuten wieder bei null an. Andererseits erspart einem das die Reduktion auf dieses eine Volkslied. Ich hadere nicht, dass es dieses Lied gibt und auch nicht, dass es viele gibt, die es nicht mehr kennen.“ Er habe aber ein gutes Gefühl, wenn er „durch die Straßen gehe und mir die Leute sehr wohlwollend begegnen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2010)

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