Run auf Sigmund-Freud-Uni Rektor kündigt Ausbau an

(c) AP (Sigmund Freud Museum)
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Bildung. Lehrangebot und Studentenheime werden erweitert.

WIEN.Die Wiener Sigmund-Freud-Universität (SFU) platzt aus allen Nähten. Verirrten sich im Gründungsjahr 2005 knapp 50 Studenten an die private Hochschule, so werden im Sommersemester 2008 schon 425 angehende Akademiker die Hörsäle bevölkern.

Besonders der Zustrom der ausländischen Studenten will nicht abreißen. Amerikaner, Philippinen, Japaner, Isländer, Albaner, Iraner – Studenten aus aller Welt reißen sich um die wenigen Plätze des europaweit einzigartigen Psychotherapiestudiums nach humanwissenschaftlichen Grundsätzen.

Zurzeit gibt es nur einen kleinen Campus, auf dem nur wenige Studenten auch wohnen können. „Doch das wird sich ändern“, verspricht der Rektor der SFU, Alfred Pritz.

Zwei Großprojekte stehen zur Auswahl. Die Evaluierungsphase soll Anfang Mai beendet sein. Zum einen steht ein Bundesgebäude zum Verkauf, das für die Nutzung der Hochschüler adaptiert werden könnte. Und als Alternative wird gar der Neubau eines Studentenheims an der ausgebauten U-Bahn-Linie U2 oder im Prater angedacht. „Wir diskutieren noch“, hält sich Pritz bedeckt, jedoch nicht über die Geldmittel. Er ergänzt: „Die Finanzierung ist das geringste Problem.“

Englisch als Unterrichtssprache

Aber auch die Lehrangebote sollen noch weiter ausgebaut werden. Das Psychologiestudium wird ab nächstem Jahr noch um die Spezialfächer Wirtschafts- und Medien-Psychologie und Klinische Psychologie und Gesundheits-Psychologie erweitert. „Noch fehlt die Akkreditierung der zuständigen Behörden. Aber das dürfte kein Problem sein“, so Pritz.

Überraschend ist das Interesse von Studenten des dritten Lebensabschnittes. Deshalb bietet die Sigmund-Freud-Universität ein dreisemestriges „Seniorenstudium“ ab dem kommenden Wintersemester an. Der Lehrgang ist nicht als Berufsausbildung gedacht, schon eher als Informations- und Ergänzungsstudium. Wegen der ständig steigenden Nachfrage ausländischer Studenten wird ab dem Wintersemester 2008/09 das psychologische Bakkalaureats- und das Magister-Studium in englischer Sprache angeboten.

Auch geforscht wird fleißig: Zur Zeit schreiben 45 Studenten an ihrer Dissertation. Auch hier unterscheidet sich die SFU von anderen Psychologie-Instituten: Wird etwa an der Wiener Universität nach der quantitativen Methode, also vor allem mit Fragebögen, geforscht, so bekommen die Dissertanten der SFU die Möglichkeit mit qualitativen Methoden zu arbeiten. Die Dissertationen behandeln Themen wie Biographieforschung, Metaphernanalyse und Konversationsanalyse.

Als Konkurrenz sieht Pritz die staatlichen Universitäten nicht: „Wir können Sachen, die für andere eben nicht möglich sind.“ Etwa jedem Studenten einen Mentor zur Seite stellen. Die intensive Betreuung macht sich bezahlt: Vergangenes Jahr wurden zwei Studentinnen mit dem Marianne-Ringel-Preis für Psychotherapieforschung ausgezeichnet.

AUF EINEN BLICK: Kosten und Privatunis

Für die Zulassung zur Aufnahmeprüfung an die SFU (3., Schnirchgasse 9a) sind 480 € zu bezahlen. Besteht man, werden fürs Psychologiestudium 3900 € an Studiengebühren fällig. So gesehen sind die 1600 € fürs Psychotherapiestudium ein Schnäppchen.

Andere Privatunis in Österreich: Die Webster University und die Privatuni für Management befinden sich in Wien. Die Privatuni der Kreativwirtschaft liegt in St. Pölten, die Anton-Bruckner-Privatuniversität und die Katholisch-Theologische-Privatuniversität sind in Linz; weiters: Paracelsus – Medizinische Privatuni (Salzburg), Umit – Privatuni für Gesundheitswissenschaften (Hall).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2008)

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