Syrien: „Nicht einmal Tiere müssen so leben“

Syrische Flüchtlinge
Syrische Flüchtlinge(c) EPA (LUCIE PARSAGHIAN)
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Kälte und Schnee verschärfen die Lage hunderttausender syrischer Flüchtlinge noch weiter. Allein im Libanon kamen seit Jahresbeginn 13.000 neue Flüchtlinge hinzu.

Damaskus/Kairo. Das alte Armeezelt steht mitten im Schnee, auf dem gefrorenen Boden liegt schlafend ein Kind, unter sich eine dünne Decke, notdürftig zugedeckt mit einem kleinen Teppich, über den Kopf eine Pudelmütze gezogen. Aufgenommen wurde das Foto in der libanesischen Bekaa-Ebene. Auch hier haben zehntausende Syrer Zuflucht vor den Massakern in ihrer Heimat gesucht, die meisten von ihnen Frauen und Kinder.

Während in Syrien die Kämpfe unvermindert weitergehen und immer mehr Menschen in die Flucht treiben – am Freitag nahmen die Rebellen einen zentralen Luftwaffenstützpunkt im Norden ein –, erlebt die Region den schlimmsten Winter seit einem Jahrzehnt. Schnee, Regen und Stürme machen das Leben der Flüchtlinge zur Hölle. „Nicht einmal Tiere müssen so leben“, klagen die Betroffenen. Allein im Libanon kamen seit Jahresbeginn 13.000 neue Flüchtlinge hinzu, in Jordanien waren es 10.000 – eine weitere Eskalation in diesem bisher größten Flüchtlingsdrama in der Nahost-Geschichte.

Spendengelder aufgebraucht

Zusätzlich irren 2,5 Millionen Syrer in ihrer zerstörten Heimat herum und versuchen, in Höhlen und Kellern dem Morden zu entkommen. Hunderttausende hungern, Nahrungsmittellieferungen werden im Hafen von Tartus festgehalten. Der Syrische Rote Halbmond als Partner vor Ort ist vom Ausmaß der Not überfordert. Viele Helfer fürchten um ihr Leben, höchstens die Hälfte aller Notleidenden in den Kampfzonen kann mit Essen versorgt werden.

Im jordanischen Flüchtlingslager Zaatari haben Sturm und Dauerregen das Gelände in ein einziges Schlammloch verwandelt, viele der 4500 Zelte sind unbewohnbar geworden oder zusammengebrochen. Kinder in Plastiksandalen waten durch eiskalte Pfützen. Rund um die Uhr versuchen Helfer, Wasser abzupumpen.

„Sämtliche Spendengelder von 2012 sind aufgebraucht“, sagt Dominique Hyde von Unicef. Bereits vor Weihnachten wandte sich die UNO „an alle Regierungen, Firmen und Privatleute“. 1,5 Mrd. Dollar würden benötigt – von denen bisher weniger als ein Drittel eingezahlt worden seien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2013)

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