Wiener Frauenhäuser: Anstieg der Hilfesuchenden

Symbolbild Frauenhaus
Symbolbild Frauenhaus(c) Clemens Fabry
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583 Frauen und 571 Kinder flüchteten im Vorjahr in eines der vier Frauenhäuser. Mehr als die Hälfte der 2009 betreuten Frauen waren Migrantinnen.

Die Wiener Frauenhäuser haben 2009 einen leichten Anstieg an hilfesuchenden Frauen und Kindern verzeichnet: 583 Frauen und 571 Kinder flüchteten im Vorjahr in eines der vier Frauenhäuser in der Bundeshauptstadt, weil sie in den eigenen vier Wänden häuslicher Gewalt ausgesetzt waren. Das sind um 26 Frauen und 57 Kinder mehr als 2008. Rund 41 Prozent der Gewaltopfer blieben zwei Wochen oder kürzer, 49 Prozent ein halbes Jahr und zehn Prozent nahmen die Frauenhäusern sogar länger in Anspruch.

"Mehr als die Hälfte der 2009 betreuten Frauen waren Migrantinnen", berichtete Andrea Brem, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser, am Mittwoch. Migrantinnen seien oft ökonomisch abhängig vom Partner und hätten weder Freunde noch Familie, wo sie bei Gewalt Schutz suchen könnten. Für sie gebe es meist keine andere Möglichkeit, als ins Frauenhaus zu flüchten.

"Jede Frau, die Gewalt erlebt, ist eine zu viel", betonte die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (S). Jedoch würden die steigenden Zahlen an Hilfesuchenden auch beweisen, dass "unsere Bemühungen, die Gewaltschutzeinrichtungen der Stadt bekanntzumachen, Früchte tragen". Für die kommende Funktionsperiode kündigte sie den Ausbau des "Wiener Gewaltschutznetzes" an. So werde sie Themen wie K.-o-Tropfen, sexualisierte Gewalt in Beziehungen und Pornografie aufgreifen und Aktivitäten setzen.

Aufgrund der steigenden Zahl an Hilfesuchenden wurden die Betreuungsplätze laufend ausgeweitet: 1999 gab es noch 96 stationäre Plätze, derzeit stehen 166 zur Verfügung. 2012 wird ein neues Frauenhaus in Betrieb genommen. Das Gebäude löst ein altes ab, das dem Standard nicht mehr entspricht, es wird neun zusätzliche Plätze bieten.

Zusätzlich betreibt der Verein 52 Übergangswohnungen, wo die Frauen nach dem Aufenthalt im Frauenhaus unterkommen können: In diesen Räumlichkeiten lebten im Vorjahr 87 Frauen mit ihren 83 Kindern. 36 Prozent blieben bis zu einem halben Jahr, 44 Prozent nutzten es bis zu eineinhalb Jahren und 20 Prozent blieben noch länger.

Nach ihrer Flucht erstatteten 160 Frauen im Frauenhaus Anzeige wegen Körperverletzung, 101 wegen gefährlicher Drohung, 37 wegen Nötigung und 15 wegen sexueller Gewalt. "Es gibt aber auch sehr viele Frauen, die trotz massiver Gewalt keine Anzeige erstatten wollen", betonte Martina Ludwig-Faymann, Vorsitzende des Vereins Wiener Frauenhäuser. Die Gründe dafür seien zahlreich: Die Opfer würden den Vater ihrer Kinder nicht anzeigen wollen, hätten Angst vor Rache oder könnten es sich nicht vorstellen, vor Gericht auszusagen.

(APA)

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