Erste schmiedet Schutzschild gegen Übernahme

Erste-Chef Treichl.
Erste-Chef Treichl.(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Die spanische Criteria Caixa wird ihren Anteil an der österreichischen Bank auf knapp zehn Prozent erhöhen. Damit befinden sich mehr als 50 Prozent der Erste-Aktien in Händen „befreundeter Investoren“.


Wien. In der Aktionärsstruktur der Erste Bank zeichnet sich eine wesentliche Veränderung ab. Die in Barcelona ansässige Sparkasse Criteria Caixa hat angekündigt, über ihre Investmentgesellschaft den Anteil an der Erste Bank von 4,9 Prozent auf über zehn Prozent auszubauen. Damit steigen die Spanier zu einem führenden Eigentümer der Wiener Bank auf. Sie lassen sich diesen Schritt auch einiges kosten. Allein für den Erwerb des 4,9-Prozent-Anteils gab Criteria schon 628 Mio. Euro aus.
Untermauert wird das Engagement dadurch, dass der spanische Sparkassenchef Juan Maria Nin Genova in den Aufsichtsrat der Erste Bank einzieht. Erste-Bank-Chef Andreas Treichl steht der Veränderung positiv gegenüber. Denn der neue Investor hat versichert, ausschließlich freundliche Absichten zu verfolgen.


Die Sparkasse aus Barcelona kann Treichl sogar helfen, sein Haus nachhaltig vor einer feindlichen Übernahme zu schützen. Denn mit Criteria befinden sich bereits mehr als 50 Prozent der Erste-Bank-Aktien in den Händen „befreundeter Investoren“.

Partner haben günstig zugekauft


Zwar sind im Zuge der Finanzkrise und des Wirtschaftsabschwungs die Chancen für eine feindliche Übernahme in Osteuropa gesunken. Ob das langfristig so bleiben wird, ist freilich zu bezweifeln. Vor zwei Jahren hatte Merrill Lynch die Wiener Bank noch zu den fünf aussichtsreichsten Übernahmekandidaten in Europa gezählt.
Im Zuge der Wirtschaftskrise ist die Erste-Aktie schwer eingebrochen. Von Mai 2008 bis Ende Februar 2009 hat die Erste Bank 85 Prozent an Wert verloren. Seit Anfang März hat sich der Kurs gemessen an seinem Tiefstand auf 16,85 Euro verdoppelt.


Die österreichischen Sparkassen nutzten die Gunst der Stunde und deckten sich zuletzt günstig mit Aktien ihres Spitzeninstituts ein. Konkret bauten sie ihren Anteil von 7,0 Prozent auf 9,3 Prozent aus. Laut Michael Ikrath, Generalsekretär des Sparkassenverbands, werden rund zehn Prozent angepeilt. „Gerade in turbulenten Zeiten zeigt sich, wie wichtig eine stabile Aktionärsstruktur ist“, so Ikrath zur „Presse“.


Auch im Bankgeschäft wird die Zusammenarbeit intensiviert. Das soll beim bis morgen, Dienstag, in Salzburg abgehaltenen Sparkassentag deutlich werden. Dort beraten die Chefs der Bundesländer-Sparkassen mit den Vorständen der Erste Bank über die Strategie. „Gemeinsam werden wir zeigen, dass unser Geschäftsmodell krisenresistent ist“, sagt Ikrath.


Mittelfristig wird die Erste Bank aus drei großen Aktionärsgruppen bestehen: der Spar-Casse-Privatstiftung mit etwas mehr als 30 Prozent, der spanischen Criteria mit zehn Prozent und den österreichischen Sparkassen mit zehn Prozent.
Laut Erste-Bank-Sprecher Michael Mauritz führe man mit Criteria Gespräche über eine Kooperation. Im Mittelpunkt stehe die Betreuung von spanischen Firmen durch die Erste Bank in Osteuropa. „Criteria ist ein freundlicher Investor, der mit uns zuvor gesprochen hat“, so Mauritz. Das Engagement der Spanier sei laut Mauritz ein Zeichen, „dass die Wachstumschancen in Zentral- und Osteuropa intakt sind“.

Spanier auf Einkaufstour


Normalerweise hält die spanische Sparkasse zwischen fünf und zehn Prozent an Partnerbanken. Criteria verfügt über Beteiligungen im Wert von 17,2 Mrd. Euro. Davon entfallen 20 Prozent auf Investments im Finanzbereich. Ziel sei, diesen Prozentsatz auf 40 bis 60 Prozent zu erhöhen. Neben der Erste Bank haben die Spanier angekündigt, ihren Anteil an der in Hongkong ansässigen Bank of East Asia auf knapp zehn Prozent ausbauen zu wollen.   

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