Marko Arnautović wurde zu einem Teil der Werder-Krise

Marko Arnautovic
Marko Arnautovic(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ Witters)
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Der 21-jährige ÖFB-Teamspieler steht bei Werder bis zur Winterpause unter besonderer Beobachtung. Die Kritik wird heftiger. Einer hält aber immer noch große Stücke auf den Floridsdorfer.

[Wien] In Bremen läuft es nicht und das passt nicht nur Trainer Thomas Schaaf nicht. Auch Klubchef Klaus Allofs zeigt angesichts der Krise, in die Werder geschlittert ist, Nerven. Auch die Fans sind bereits ungeduldig. Anderen Spielern verziehen sie Fehler, die jüngsten Fehltritte von Marko Arnautović waren einigen dann doch zu viel. Zuletzt hagelte es für den österreichischen Teamspieler in Bremen sogar Pfiffe. Er hat es sich mit den Anhängern bereits verscherzt.

Der 21-Jährige ist im Sommer um 6,5 Millionen Euro geholt worden, die relativ hohe Summe hat die Erwartungen zusätzlich in die Höhe getrieben. Zunächst waren sie in Bremen sehr angetan von Arnautović, jetzt aber wird ihm der Spiegel der Tabelle brutal vor Augen gehalten. Jede vergebene Chance wird in Deutschland festgehalten. „Arnauto-nix" schrieb die „Bild" bereits mehrmals. Pizarro, Almeida und Co. kommen in den Medien weit besser davon. Dabei haben die Bremer nicht nur Ministranten unter Vertrag. Auch ein Ailton hat seinerzeit bei Werder seine Spompanadeln getrieben. Und ist später Torschützenkönig geworden.

Die Schrauben neu ansetzen

Vorerst hat Marko Arnautović bei Trainer Schaaf sein Leiberl verloren - dazu hat er es schon zu oft verärgert auf den Boden geschmissen. Die Eskapaden reißen nicht ab, den Verein und Geldgeber als „Saftladen" zu bezeichnen, ist auch nicht sonderlich gut bei den Verantwortlichen angekommen. Die Tür ist aber für das „Enfant terrible" noch nicht zu. Bis zur Winterpause ist alles offen, denkbar aber ist, dass der Klub die Möglichkeit der Nachbesserung auf dem Spielersektor nützt. „Nach Weihnachten sehen wir, wo wir die Schrauben neu ansetzen müssen", sagt Klaus Allofs.

Von Marko Arnautović nach wie vor überzeugt ist einer seiner Förderer. Heute ist Unter-21-Teamchef Andreas Herzog für den 21-Jährigen nicht mehr zuständig, die Karriere des Exzentrikers verfolgt er aber sehr genau. Nicht zuletzt deshalb, weil Herzog seinem Ex-Klub Werder Bremen zum Kauf des ÖFB-Teamspielers geraten hatte. Unvergessen ist die Aussage von Herzog, dass Arnautović einer der besten österreichischen Fußballer der letzten 30 Jahre ist. An dieser Meinung, so der Nachwuchs-Teamchef, hat sich nichts geändert.

In Bremen und in Österreich gehen die Meinungen über den Ausnahmekönner auseinander. Arnautović polarisiert, derzeit steht er bei seinem Klub im Abseits. Für Andreas Herzog nicht ganz nachvollziehbar. „Hätte er im Pokalspiel gegen Bayern München getroffen, dann wäre vermutlich alles anders. So aber steht Arnautović als Buhmann da. Hätte er die zwei riesigen Möglichkeiten genützt, dann wäre er womöglich als Held gefeiert worden." Und nicht als arroganter Arnauto-nix bezeichnet worden.

Das hat sich der junge Österreicher selbst zuzuschreiben. Mit Frings, dem heimlichen Chef auf dem Platz, hat er sich bereits vor Wochen angelegt. „Hast du die Champions League gewonnen - oder ich?", soll Arnautović gefragt haben. Der Schriftzug der europäischen Eliteliga ziert auch das Schuhwerk des Werder-Legionärs. Am großen Triumph von Inter Mailand im Mai dieses Jahres hatte der Floridsdorfer allerdings keinen Anteil. Nur auf den Siegerbildern, da war Arnautovic immer wieder zu finden.

Arnautovic' Schuhwerk
Arnautovic' SchuhwerkAPA/Robert Jaeger

Mit Gewalt geht gar nichts

Teamchef Didi Constantini hatte mit Arnautović bislang keine größeren Probleme. Auch das Verhältnis zu den Mitspielern ist relativ gut. „Vielleicht liegt es daran, dass er uns nicht jeden Tag sieht", orakelt Constantini. Auf Arnautović angesprochen werden vor allem auch die Legionäre. Nur Sebastian Prödl, sein Mannschaftskollege bei Werder, hält sich auffallend zurück.

Christian Fuchs, der Mainz-Legionär, geht davon aus, dass man Marko Arnautović einfach mehr Freiheiten als anderen Spielern einräumen muss. Andreas Herzog ist davon überzeugt, dass man den 21-Jährigen in keine Schablone pressen kann. „Mit Gewalt kannst du ihn nicht auf Kurs bringen. Man kann nur versuchen, viel Überzeugungsarbeit zu leisten." Wobei der Unter-21-Teamchef festgestellt haben will, dass es derzeit Arnautović ein wenig an Selbstvertrauen mangle. „Er hat nicht mehr den Mut zu Dribblings. Wenn Werder wieder oben mitspielen will, dann braucht es solche Spieler wie ihn."

("Die Presse", Printausgabe vom 18. November)

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