Let's make money: Fiskalklippe

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Bis zum Schluss hat sie gehalten, die Jahresendrallye. Zumindest beim deutschen DAX und in dessen Schlepptau beim heimischen ATX. In dem Stil wird es wohl nicht weitergehen.

Für Anleger hierzulande (die traditionell schwerpunktmäßig an diesen beiden Börsenplätzen unterwegs sind) war es ein ausgeprägt gutes Börsenjahr mit Indexsteigerungen um die 30 Prozent.

In dem Stil wird es wohl nicht weitergehen, aber dass die Börsen in Frankfurt und Wien im kommenden Jahr Federn lassen müssen, glaubt eigentlich kaum jemand. Im Gegenteil: Es sieht derzeit ein bisschen so aus, als würde der deutsche Leitindex geradewegs auf sein jenseits von 8100 Punkten liegendes Allzeithoch losstürmen wollen.

Etwas weniger freundlich sieht es derzeit jenseits des Atlantiks aus. Dort fährt der Politzug ja gerade mit Volldampf auf die gefürchtete Fiskalklippe zu. Und die Mannschaft im Führerhaus übt sich in politischem Bassenastreit, statt auf die herannahende Gefahr adäquat zu reagieren. Die meisten Analysten gehen zwar davon aus, dass die Lokführer doch noch die Notbremse finden werden, bevor der Zug über die Kante rauscht. Aber in der völlig verfahrenen und ideologisch überfrachteten politischen Situation in Amerika ist alles möglich.

Das sieht man den US-Indizes derzeit an. Denn viele Großanleger haben vorsichtshalber die Ernte eingefahren, statt den Absturz über die Fiskalklippe zu riskieren.

Das hat natürlich besonders jene Werte getroffen, die zuvor stark gestiegen sind und wo sich Gewinnmitnahmen mithin geradezu angeboten haben. Etwa bei Apple(ISIN US0378331005). Bisher haben die charttechnischen Unterstützungen einigermaßen gehalten, aber der letzte Ausbruch nach oben war ein klarer Fehlschlag. Jetzt hängt das Papier ein wenig in der Luft und macht charttechnisch einen ausgesprochen jämmerlichen Eindruck. Und von der fundamentalen Seite kommt auch wenig Unterstützung. Denn während der Mythos Steve Jobs langsam verblasst, kommen die Innovationen plötzlich von Konkurrenten wie Samsung(ISIN US7960502018) und Nokia(ISIN FI0009000681).

Die Kursbewegungen in der umsatzschwachen Weihnachtszeit, in der man „Big Money“ in Aspen und St. Moritz findet und nicht an der Wall Street, sind zwar nicht sonderlich relevant. Aber wenn Apple die 500-Dollar-Marke noch einmal nach unten durchbricht, dann wird aus der einstigen Star-Aktie ein klassischer Short-Kandidat. Denn unter 500 befindet sich charttechnisch sehr viel Luft und sehr wenig Halt.

Wenn es schon Amerika (und damit eine Spekulation auf einen positiven Ausgang der Fiscal-Cliff-Gespräche) sein muss, dann bietet sich derzeit ein Überraschungskandidat an: Der Versicherungskonzern American International Group, kurz AIG (ISIN US0268747849), der in der Finanzkrise 2008 beinahe in die Pleite geschlittert wäre und mit vielen Steuerzahler-Milliarden aufgefangen werden musste, ist auf dem Weg zurück. Die Sanierung ist weit fortgeschritten, die mittelfristigen Aussichten stehen hervorragend, und das Papier ist trotz einer mehr als 50-prozentigen Kurssteigerung in diesem Jahr mit einem KGV von etwas mehr als sieben ein ausgesprochenes Schnäppchen. Das könnte etwas werden.

Derzeit muss man bei US-Investments freilich damit rechnen, dass einem die Eurostärke (beziehungsweise, was die Lage eher trifft, die Dollarschwäche) einen größeren Teil der Gewinne auf Eurobasis gleich wieder wegfrisst. Aber das wird sich ändern, wenn die Amerikaner ihre Fiskalklippe umschifft haben.

In Europa scheint die in Frankfurt notierende Sportartikelaktie Adidas(ISIN DE000A1EWWW0) einen ausgesprochen guten „Lauf“ zu bekommen. Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer bekräftigte jedenfalls am Donnerstag in einem Zeitungsinterview die ambitionierten Wachstumsziele, die sich der Konzern nach dem Rekordergebnis 2012 vorgenommen hat. Der Aktie wird das guttun.

Sehr flott unterwegs ist zur Zeit auch die an dieser Stelle vor Kurzem empfohlene deutsche Versicherungsaktie Allianz(ISIN DE0008404005). Die zeigt seit ein paar Wochen ein nahezu perfektes Luro-Muster (Luro steht für „von links unten nach rechts oben“, der Traum jedes Aktionärs) und stößt jetzt knapp unter 109 auf einen kräftigen Widerstand. Kommt sie da durch, dann ist der Weg frei für einen weiteren Aufschwung.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2012)

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