Telekom bündelt Festnetz und Mobilfunk

(c) APA (Barbara Gindl)
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Die Telekom Austria folgt dem europäischen Trend und fusioniert Festnetz- und Mobilfunksparte. Die Integration soll 2010 über die Bühne gehen und die Schlagkraft und Effizienz des Konzerns deutlich erhöhen.

Wien. Das am Donnerstag präsentierte Quartalsergebnis der Telekom Austria (TA) bestätigt den Trend, der vor Jahren eingesetzt hat: Das Festnetz verliert massiv Kunden, Umsatz und Ergebnis an den Mobilfunk. Auch wenn der Rückgang durch neue Angebote eingebremst werden kann, kommt die Festnetzsparte angesichts milliardenschwerer Investitionen in neue, auf Glasfasern basierende Netze schwer unter Druck.

Mehrfach wurde daher in den letzten Jahren über eine Trennung von Festnetz und Mobilfunk nachgedacht. Dabei sollten das Festnetz oder zumindest die Netzinfrastruktur – inklusive der Beamten – an den Staat zurückgehen. Die Pläne wurden verworfen. Jetzt schlägt die Konzernführung die entgegengesetzte Richtung ein: Festnetz und Mobilfunk, derzeit zwei Aktiengesellschaften unter einem Holdingdach, sollen zu einem Unternehmen verschmolzen werden. Am Mittwoch hat der TA-Aufsichtsrat deshalb dem Vorstand den Auftrag erteilt, Modelle für diese größte Strukturveränderung in der Unternehmensgeschichte der TA auszuarbeiten, erfuhr die „Presse“ aus Konzernkreisen. Die Entscheidung soll in sechs bis acht Wochen fallen – und es heißt, die Chancen auf eine Realisierung seien sehr hoch. Somit könnte die Fusion 2010 über die Bühne gehen.

Vor der Umsetzung müssten auch noch die Aktionäre der Telekom auf einer außerordentlichen Hauptversammlung grünes Licht geben. Für die Aktie würde sich nichts ändern, da der Gesamtkonzern an der Börse notiert.

Für die Fusion gibt es zwei gute Gründe:
Konvergenz: Die Zahl der integrierten Angebote für Festnetz, Mobilfunk und Fernsehen steigt ständig – und zwar nicht nur bei den Privatkunden, sondern inzwischen auch im Geschäftskundenbereich. Konvergenz sei der Trend der Zukunft, meinen Telekomexperten. Die TA wollte diesen Weg mit diversen Kombiangeboten für Festnetz, Mobilfunk und Internet sowie TV schon beschreiten. Sie wurden jedoch vom Regulator untersagt. Eine noch stärkere Bündelung der Kräfte würde zudem die Entwicklung neuer Produkte erleichtern und beschleunigen. Außerdem erwarten sich die Konzerne zusätzliche Möglichkeiten im Vertrieb und im Kundenservice.
Effizienzsteigerung: Da es auch im Handygeschäft immer enger wird, weil auch Kabelnetzbetreiber verstärkt ins Geschäft mit Telefon- und Internetanschlüssen drängen, sind Ergebnissteigerungen nur mit neuen Technologien und Produkten erreichbar. Die Telekom kündigte für das laufende Jahr einen weiteren Rückgang ihrer Festnetzanschlüsse von bis zu 40.000 an.

Zu viele Mitarbeiter im Festnetz

Deshalb drehen die Konzerne fest an der Kostenschraube. Synergieeffekte sind da mehr als willkommen. Das muss nicht gleich einen Kahlschlag beim Personal bedeuten. TA-Boss Hannes Ametsreiter hat allerdings wiederholt darauf hingewiesen, dass die TA zu viele Mitarbeiter im Festnetz habe. Heuer sollen 1250 Stellen abgebaut werden, 520 Mitarbeiter haben schon ein Angebot mit „Golden Handshake“ angenommen. Zur Jahresmitte hatte die TA 8216 Mitarbeiter im Festnetz und 8643 im Mobilfunk (inklusive Auslandstöchter). Die Kosten der Verschmelzung dürfen jedenfalls viel geringer sein als die Spareffekte.

Die TA, an der die Staatsholding ÖIAG noch 28,42 Prozent hält, folgt bei der Integration einer europaweiten Entwicklung. In so gut wie allen europäischen Ländern – von Finnland bis Italien – haben die einstigen Telekom-Monopolisten bereits die Integration durchgezogen. Die Deutsche Telekom hat im Februar den Konzernumbau angekündigt und will ihn Anfang 2010 umgesetzt haben. Damit ist die TA der einzige europäische Telekomkonzern, in dem Festnetz und Mobilfunk – noch – getrennt agieren. Anders ist die Situation in Großbritannien, weil British Telecom ein reiner Festnetzanbieter ist.

Analysten erwarteten einen hohen Ergebnisrückgang um rund 18 Prozent im dritten Quartal, weil Festnetz und Mobilfunk im Inland Umsatz einbüßen. Für das Gesamtjahr hat die TA ein Ergebnis vor Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) von 1,9 Mrd. Euro prognostiziert. Die Experten rechnen im Schnitt mit einem Ebitda von 1,8 Mrd. Euro. Der Umsatz soll knapp über fünf Mrd. Euro liegen. Ametsreiter kündigte eine Dividende von mindestens 75 Cent je Aktie an.

AUF EINEN BLICK

Die Telekom Austria folgt dem europäischen Trend und fusioniert Festnetz- und Mobilfunksparte. Die Integration soll 2010 über die Bühne gehen und die Schlagkraft und Effizienz des Konzerns deutlich erhöhen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2009)

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