Wiener "Heckenschützen": Zwei 20-Jährige verhaftet

Die Tatwaffe, präsentiert bei einer Pressekonferenz im Innenministerium.
Die Tatwaffe, präsentiert bei einer Pressekonferenz im Innenministerium. (c) APA/ANDREAS PESSENLEHNER (ANDREAS PESSENLEHNER)
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Mit einer Luftdruckpistole sollen die beiden jungen Männer in den vergangenen Wochen in Wien wahllos 21 Menschen beschossen haben. Sie haben offenbar aus einem Auto gefeuert, das der Mutter eines Verdächtigen gehört.

Die Wiener Heckenschützen sind gefasst. Am Donnerstagabend wurden zwei verdächtige Männer im Alter von 20 Jahren in Wien festgenommen, berichtete die Polizei am Freitag. Die Männer sollen seit 25. August ihr Unwesen getrieben haben. Sie schossen Passanten offenbar wahllos mit einer Luftdruckpistole an. Insgesamt 21 Personen wurden Opfer der Attacken.

Ausgeforscht wurden die beiden Männer über das Auto, aus dem die Schüsse abgegeben wurden: Der Opel Astra soll der Mutter eines der beiden Verdächtigen gehören. Das gaben die Ermittler am Vormittag bei einer Pressekonferenz bekannt.

Mehr als 800 Autos kontrolliert

Der entscheidende Hinweis auf das Fahrzeug kam von mehreren jungen Männern, die beschossen, aber nicht getroffen wurden. Durch ihre Beobachten konnten Automarke und Typ eingeschränkt werden. Mehr als 800 Opel Astras kontrollierte die Polizei mit Fokus auf jene Bezirke, in denen die Tatorte der Schützen lagen. 50 Zulassungsbesitzer wurden schließlich unter die Lupe genommen.

Schließlich stießen die Ermittler auf einen 20-Jährigen, der mit dem Auto seiner Mutter unterwegs gewesen sein soll. Bei der Durchsuchung des Pkw fand die Polizei Munitionsteile. Der junge Mann wurde daraufhin ins Landeskriminalamt gebracht. Dort gestand er, dass er der Fahrer des eigentlichen Schützen gewesen sei und nannte den Namen seines Komplizen.

Die Beamten suchten den Mann auf und brachten ihn ebenfalls zum Verhör ins Landeskriminalamt. Dort legte der Verdächtige ein Geständnis ab. Die Verdächtigen waren bisher polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Einer ist berufstätig, der andere im Moment beschäftigungslos. Die jungen Männer seien "durchaus sympathisch", so einer der Ermittler am Rande der Pressekonferenz.

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Die sichergestellte Tatwaffe wurde bei der Pressekonferenz präsentiert. Die Luftdruckpistole kann ab einem Alter von 18 Jahren legal erworben werden, weitere Waffen besitzen die Verdächtigen nicht. Es gibt keine Angaben zum Motiv, die beiden Festgenommenen schweigen zu diesem Punkt.

>> Stadtplan: Die Tatorte der Heckenschützen <<

Erste Schüsse sofort nach Kauf der Waffe

Die Burschen bekannten bei der Einvernahme, die Tatwaffe Ende August in einem Waffengeschäft erstanden und gleich 100 Meter weiter, am Gürtel im Bereich des Matzleinsdorfer Platzes, das erste Mal geschossen zu haben, sagte Oberstleutnant Gerhard Haimeder vom Landeskriminalamt.

Die Angaben der 20-Jährigen bestätigten die Annahme der Polizei, dass die Opfer völlig willkürlich ausgewählt wurden, ausschlaggebend für die Täter waren vielmehr die Fluchtmöglichkeiten. Geschossen haben anscheinend beide, vermutlich jeweils der, der gerade nicht am Steuer saß, und öfter als bisher bekannt. Da die Angaben der Festgenommenen noch überprüft werden, nannte Haimeder dazu keine Zahlen.

(c) Polizei

Neben den Geständnissen dürften die Ermittler auch über Sachbeweise verfügen: An Tatorten wurden sechs Projektile gefunden, an drei davon wurden DNA-Spuren gesichert, deren Auswertung allerdings noch nicht abgeschlossen ist. Noch offen ist vorläufig, ob die 22.000 Euro ausbezahlt werden, die als Belohnung für Hinweise ausgesetzt waren. Bei der Polizei waren mehr als 300 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen.

Opfer kamen relativ glimpflich davon

In 18 der 21 bekannten Fälle dürften Menschen getroffen worden sein. Diese erlitten teilweise Verletzungen wie Hämatome und Blutungen. Zweimal wurden keine Personen verletzt, sondern Autos beschädigt. Eine Person gab an, von einem Projektil verfehlt worden zu sein.

Bei den Projektilen handelt es sich um sogenannte Diabolos vom Kaliber 4,5 Millimeter. Die erste Attacke wurde am 25. August registriert. Damals wurde in Hietzing ein Pkw beschädigt. Am Abend des 15. Septembers wurden die meisten Fälle (17) gezählt. An mehreren Tatorten wurde angeblich jener Pkw gesehen, der die Ermittler nun zu den Verdächtigen geführt hat.

Chefinspektor Ewald Schneider vom LKA Wien, Abteilungsinspektor Helmut Fischer vom LKA Wien mit der Tatwaffe, Innenministerin Johanna Mikl- Leitner und Oberstleutnant Gerhard Haimeder, anlässlich einer Pressekonferenz der Bundespolizeidirektion Wien und des Innenministeriums nach Festnahme von zwei Verdächtigen im Fall des Wiener Heckenschützen.
Chefinspektor Ewald Schneider vom LKA Wien, Abteilungsinspektor Helmut Fischer vom LKA Wien mit der Tatwaffe, Innenministerin Johanna Mikl- Leitner und Oberstleutnant Gerhard Haimeder, anlässlich einer Pressekonferenz der Bundespolizeidirektion Wien und des Innenministeriums nach Festnahme von zwei Verdächtigen im Fall des Wiener Heckenschützen.(c) APA/ANDREAS PESSENLEHNER (ANDREAS PESSENLEHNER)

(APA/red.)

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