Dopingwirbel um Österreichs Steffi Graf

(c) Die Presse (Teresa Zötl)
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Die ehemalige Leichtathletin ist als Sporthilfe-Botschafterin unerwünscht. Einige Sportlerinnen und Sportler sollen sich gegen ihre Mitwirkung ausgesprochen haben, bestätigt Sporthilfe-Generalsekretär Schutti.

WIEN. Es soll ein kräftiger Schritt raus aus dem Dopingsumpf und zurück zu mehr Leistung, Fair Play und Miteinander sein, den die Österreichische Sporthilfe setzt. „Leistung, Fairplay, Miteinander“ heißt demnach auch die jüngste Initiative. „Wir kämpfen für die Integrität des Sports“, betont Sporthilfe-Generalsekretär Anton Schutti. Er spricht auch von einer „Imagekorrektur“. Denn in den vergangenen Wochen und Monaten ist es im heimischen Spitzensport weniger um sportliche Leistungen als vielmehr um Doping gegangen. „Leider ist auch – oder gerade – in Österreich einiges schiefgelaufen“, attestiert Sportminister Norbert Darabos (SPÖ).

Mit der neuen Kampagne sollen nun wieder die Leistungen der Ehrlichen ins rechte Licht gerückt werden. Als Werbeträger wurden Tischtennisweltmeister Werner Schlager, Skisprungweltmeister Wolfgang Loitzl und Schwimmass Mirna Jukic gewonnen. Viele aktuelle und ehemalige Spitzensportler waren bei der Präsentation der Kampagne. Eine fehlte allerdings: Steffi Graf.

Die frühere Weltklasseleichtathletin und Silbermedaillengewinnerin über 800 Meter bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney war als Botschafterin für die Sporthilfe-Kampagne offenbar nicht erwünscht. Einige Sportlerinnen und Sportler sollen sich gegen ihre Mitwirkung ausgesprochen haben, bestätigt Schutti. „Auf jeden Fall hat es hier Stimmen gegeben, die darauf hinwirken, dass Stephanie ihre Siege vielleicht nicht ohne Doping erreicht hat“, sagt er.

Vor allem Marathonläuferin Andrea Mayr sprach sich gegen Graf aus: „Da macht man ja den Bock zum Gärtner. Die Initiative ist ja völlig unglaubwürdig.“ Und plötzlich war kurz vor der Präsentation am Montag von Fair Play und Miteinander in der heimischen Sportlerriege keine Rede mehr. Da wurde hinter den Kulissen gegen Graf interveniert und intrigiert – bis Graf von ihrer Rolle als Sporthilfe-Botschafterin Abstand nahm. Jene Steffi Graf, die gleichzeitig aber im Vorstand der Sporthilfe sitzt.

Tatsächlich ist Graf in ihrer gesamten Karriere niemals des Dopings überführt worden. Freilich hat es immer wieder Gerüchte und Spekulation gegeben. Vor allem ihr völlig unerwartetes Karriereende mitten in der Vorbereitung für Olympia in Athen 2004 hat für Diskussionsstoff gesorgt.

Graf: „Mache Affenzirkus nicht mit“

„Einige haben nicht verstanden, dass es hier um Fair Play und um gegenseitigen Respekt geht“, sagte die 36-Jährige zur „Presse“. Dass sie nun fünf Jahre nach ihrem Karriereende wieder in Dopingverdacht gerät, nervt Graf sichtlich. „Den Affenzirkus mache ich nicht mit“, erklärte sie. Sie werde diese haltlosen Vorwürfe nicht kommentieren.

Um im Spitzensport wieder zur Tagesordnung übergehen zu können, bedarf es wohl mehr als einer Initiative der Sporthilfe. Die Aktion „Leistung, Fairplay, Miteinander“ ist ein Schritt in die richtige Richtung. Mit der Kampagne wolle man auch dafür sorgen, „dass der Sport nicht pauschal verurteilt wird“, sagte Peter Wittmann, Chef der Bundessportorganisation.

AUF EINEN BLICK




Die Sporthilfe setzt mit derInitiative „Leistung, Fairplay, Miteinander“ einen Akzent gegen Doping. Doch ausgerechnet kurz vor dem Start der Kampagne gab es Wirbel um Sporthilfevorstandsmitglied und Ex-Leichtathletin Steffi Graf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2009)

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