Ivica Vastic: Vollblutprofi, Genie, Edeltechniker

(c) GEPA (Josef Bollwein)
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Nach 20 Jahren beendet der 39-jährige Ivica Vastic am Donnerstag seine Karriere. „Er ist ein Genie und für einen genialen Zug immer gut“, sagte etwa der kroatische Teamchef Slaven Bilic über den Spielmacher Vastic.

LINZ (mal). Einmal noch können die Fans Ivica Vastic live erleben: Am kommenden Donnerstag empfängt der Lask die Wiener Austria. Danach ist für „Ivo“ endgültig Schluss: „Irgendwann sagt der Körper, das war's. Zu diesem Schluss bin ich gekommen.“ Mit diesen Worten gab der 39-jährige Lask-Kapitän am Montag in Linz offiziell sein Karriereende bekannt. Das letzte Saisonspiel gegen Mattersburg wird er schon als „Penionist“ erleben: „Ich wollte immer vor eigenem Publikum aufhören.“ Gefallen sei die Entscheidung im Lauf der Saison. „Ich habe heuer die Erwartungen, die ich mir selbst gesetzt habe, nicht erfüllt“, meinte Vastic, der 2008/09 nur drei Tore erzielt hat. „Ich war es gewohnt, dominant zu sein und meine Schnelligkeit und Technik auszuspielen. Aber in letzter Zeit habe ich gemerkt, ich kann meine Ideen nicht mehr umsetzen.“

Teil des „magischen Dreiecks“

Mit spielerischer Kreativität und technischer Finesse zeigte Vastic vor allem in der Bundesliga auf. Seltener im ÖFB-Team: Dennoch brachte er es seit seiner Einbürgerung 1996 auf 50 Länderspiele und 14 Tore. Unter anderem beim 1:1 gegen Chile bei der WM 1998. Bei der Euro 2008 verwandelte er gegen Polen einen Elfmeter zum 1:1. Damit ist Vastic nicht nur Österreichs einziger EM-Torschütze, er ist auch der älteste Spieler, der jemals bei einer EM getroffen hat.

Vollblutprofi, Vorzeigeathlet, Edeltechniker sind nur drei der Attribute, mit denen der vierfache österreichische Fußballer des Jahres (1995, 1998, 1999, 2007) in den vergangenen Jahren geschmückt wurde. „Er ist ein Genie und für einen genialen Zug immer gut“, sagte etwa der kroatische Teamchef Slaven Bilic über den Spielmacher Vastic.

Seine technischen Fähigkeiten konnte Vastic bei Sturm, wo er mit Hannes Reinmayer und Mario Haas das „magische Dreieck“ bildete, unter seinem „Lieblingstrainer“ Ivica Osim am besten ausspielen. Von 1994 bis 2002 drückte er den Grazern als Kapitän und Torjäger seinen Stempel auf. Unter seiner Regie holte Sturm 1998 und 1999 den Meistertitel, außerdem gehen drei Cup-Titel auf das Konto von Vastic und Co. (1996, 1997, 1999). Internationale Erfolge feierten er mit den „Blackies“ in der Champions League: Dreimal in Folge zog Sturm in die Gruppenphase der Champions League ein. Der Gruppensieg 2000 und der Aufstieg in die Zwischenrunde war der größte Triumph auf internationaler Ebene. Noch heute sagt er: „Sturm war meine schönste Zeit“.

Trotzdem hat Vastic Sturm Graz nicht ohne Groll verlassen. Nach Streitereien mit dem damaligen Vereinszampano Hannes Kartnig wechselte Vastic enttäuscht nach Japan. Der Plan sah vor, seine Karriere bei Nagoya Grampus Eight ausklingen zu lassen. 2003 kam aber der Wechsel zu Austria Wien und 2005 das Angebot aus Linz dazwischen. 2006/07 war Vastic die treibende Kraft hinter dem Aufstieg der Linzer in die höchste österreichische Spielklasse.

Zukunft im Betreuerteam

Der Fanliebling dürfte dem Lask erhalten bleiben, Vastic möchte ins Trainerfach wechseln. „Wenn Krankl bleibt, ist Vastic ein Teil des Betreuerteams“, sagte Lask-Präsident Peter Michael Reichel, der Vastic überzeugen wollte, noch ein Jahr dranzuhängen.

Mehr Zeit will Vastic nun auch seiner Familie widmen. Er ist seit über 20 Jahren mit seiner Jugendliebe Anni verheiratet, mit der er drei Kinder hat: Toni, Lara und Tin. Das väterliche Fußballgen scheint Toni, der älteste Sohn, geerbt zu haben. Das Jungtalent spielt derzeit für Österreichs U16-Nationalteam. Gut möglich, dass bald ein anderer Vastic der Bundesliga seinen Stempel aufdrücken wird. Im Sucher Seite 27

ZUR PERSON

Ivica Vastic wurde am 29.September 1969 in Split, Kroatien, geboren, österreichischer Staatsbürger ist er seit 1996. Die größten sportlichen Erfolge feierte er mit Sturm Graz (1994–2002). 50-mal spielte Vastic für das ÖFB-Team, er erzielte dabei 14 Tore.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2009)

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