Schwimm-WM: Nur mit Leistung geantwortet

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Dinko Jukic zog ins Finale über 200 Meter Delfin ein und rechnet sich Medaillenchancen aus. Das EM- und auch das Olympia-Limit für London 2012 hat er jedenfalls in Shanghai bereits erbracht.

Shanghai/Dat. Dinko Jukic ist kein Mann der großen Worte, und derzeit hält sich der 22-jährige Schwimmer abseits des Beckens besonders bedeckt. Oft wurde Jukic in den vergangenen Tagen bei der WM in Shanghai auf die Doping-Causa, den angeblich verweigerten Test und das am 3. August in Wien stattfindende Verfahren vor der Nationalen Antidopingagentur angesprochen. „Das belastet mich nicht“, gab er stets als Antwort. „Ich bin gewohnt, Leistung zu bringen. Ich kann gut abschalten. Die andere Sache wird sich erst nach der WM klären.“

In Wahrheit kann er diese Fragen aber kaum noch hören. Auch ließ er provokant offen, ob er danach nochmals getestet worden sei. Am Dienstag antwortete er jedoch in der für ihn typischen Manier. Er ließ seine Leistung sprechen und zog ins Finale über 200 Meter Delfin ein. Im Vorlauf hatte er Bestzeit erzielt, im Semifinale schlug er nach 1:54,94 Minuten als Gesamtvierter an. Nur der Japaner Matsuda, der Chinese Yin und US-Superstar Phelps waren schneller.

Damit hat Jukic heute (Start 12.22Uhr, Eurosport) berechtigte Medaillenchancen. Es wäre sein erstes Edelmetall bei einer Langbahn-WM. Ob er heute auch über die 200 Meter Lagen antreten wird, ließ er offen.

„Es ist ein tolles Gefühl, bei den Top acht der Welt dabei zu sein“, jubelte Jukic am zehnten Jahrestag der ersten österreichischen WM-Medaille durch Maxim Podoprigora in Fukuoka. „In diesem Finale ist jeder ein Favorit. Ich werde mit warmem Herzen und kühlem Kopf schwimmen. Ich hoffe, dass noch eine Steigerung möglich ist.“

Auf einen Podestplatz fehlten ihm im Halbfinale neun Hundertstel Sekunden, rechnete Jukic vor und vergaß dabei aber nicht zu erwähnen, dass er erst zum zweiten Mal in seiner Karriere über 200 Meter Delfin überhaupt unter 1:55 Minuten geblieben ist. Im Endlauf muss er allerdings deutlich schneller schwimmen, womöglich um eine halbe Sekunde, will er sich seinen Traum von WM-Edelmetall erfüllen.

Das EM- und auch das Olympia-Limit für London 2012 hat er jedenfalls in Shanghai bereits erbracht. Vielleicht erobert er heute eine Medaille. Zurück bleibt aber die Erinnerung an das wartende Verfahren. Wird er gesperrt, hat er alles verloren.

Pfiffe und Buhrufe

Dem Verdacht konnte Jukic nicht enteilen, zumindest aber blieben ihm die Pfiffe und Buhrufe erspart, die sich der Brasilianer Cesar Cielo Filho gefallen lassen muss. Der Olympiasieger und Weltmeister war erst kurz vor der WM vom Internationalen Sportgerichtshof trotz eines positiven Dopingtests vom vergangenen Mai nur verwarnt und nicht gesperrt worden. In Shanghai gewann er über 50 Meter Delfin und vergoss noch im Pool Freudestränen. Viele Zuschauer und Kollegen werteten das als schlechte Show.

Der 24-Jährige machte vor den Richtern ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel für seine erhöhten Werte verantwortlich. Eine in Dopingprozessen durchaus übliche Vorgehensweise, auch Radfahrer Alberto Contador verfolgt sie. In Cielos Fall aber hat es einen Nachgeschmack: Bei ihm wurde das Arzneimittel Furosemid gefunden. Doper greifen gerne darauf zurück, um andere verbotene Substanzen zu maskieren. Für den Brasilianer, der sich übrigens allen Fragen stellte und sie auch beantwortete, ist der Fall abgehakt. „Ich bin unschuldig – und Weltmeister.“

Finalläufe, WM in Shanghai

Damen, 100 m Rücken: 1. Jing (CHN) 59,05. 100 m Brust: 1. Soni (USA) 1:05,05.

1500 m Kraul: 1. Friis (DEN) 15:49,59.

Herren, 100 m Rücken: 1. Lacourt und Stravius (beide FRA) je 52,76.

200 m Kraul: 1. Lochte (USA) 1:44,44, 2. Phelps (USA) 1:44,79.

Auf einen Blick

Dinko Jukic steht bei der Schwimm-WM in Shanghai im Finale über 200 Meter Delfin. Der 22-Jährige wurde im Semifinale in 1:54,94 Minuten Vierter. Schnellster war in 1:54,30 Minuten Takeshi Matsuda (JAP). Jukic blieb erst zum zweiten Mal unter 1:55 Minuten, rechnet sich aber heute im Endlauf trotzdem Medaillenchancen aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27. Juli 2011)

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