Salzkammergut: Erfolg mit dem Sisi-Faktor

Attersee
Attersee(c) APA (Ferienregion Attersee)
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Mit neuen Zugpferden und mit viel finanzieller Hilfe gedeiht die touristische Mitte Österreichs so gut wie noch nie.

linz. Seit knapp zehn Jahren wird das Salzkammergut als Tourismus-Destination immer wichtiger. Um rund elf Prozent hat sich die Zahl der Nächtigungen in dieser Zeit nach oben entwickelt, noch immer gibt es eine satte Aufwärtsbewegung: Zwischen zwei und vier Prozent soll das Plus in diesem Jahr liegen – vorsichtig geschätzt, fügt Johann Panhuber, Vorsitzender des Salzkammergut-Tourismus und Vizebürgermeister von Bad Ischl, im Gespräch mit der „Presse“ hinzu.

Warum die Region nach dem Niedergang des Fremdenverkehrs seit den 1970igern wieder Oberwasser bekommt? Es gibt viele Gründe. Einer ist der Sisi-Faktor. Die Wiederentdeckung der Kaiserin, der Boom der Elisabeth-Biografien und die neu entfachte Liebe zum historischen Kakanien haben das Image ihrer bevorzugten Sommerfrischendestination aufpoliert.

Es steht 1:10 zwischen Kaiser Franz Josef und Elisabeth. Der etwas altväterisch wirkende Backenbartträger ist weit abgeschlagen, wenn es um seinen Marktwert geht. „Egal ob das jetzt ein Kaffeehäferl, ein Regenschirm oder sonst was ist, mit einem Bild der Sisi drauf verkauft es sich zehnmal besser“, erklärt Panhuber. Man habe lange Jahrzehnte auf den Kaiser als touristisches Zugpferd gesetzt und zu wenig darauf geschaut, was die Leute wollen. Dass man jetzt sehr wohl darauf schaut, sei auch Teil des Erfolgsgeheimnisses der Salzkammergut-Renaissance.

Erfolg durch neue Strukturen

Auf dem Weg zur bedeutendsten Sommerdestination nach dem Zillertal gab es auch einen markanten Schnitt in der Organisationsstruktur: 2002 erfolgte die Zäsur. Seitdem tritt das Salzkammergut geschlossen unter einer Marke auf: die Salzkammergut Tourismus-Marketing GmbH (STMG) plant nicht nur Wording, Bildsprache und Printsujets. Die bundesländerübergreifende Holding erledigt auch Consulting, Positionierung und Entwicklung der Marke Salzkammergut.

Das „Mission Statement“: „Das Salzkammergut erfüllt die Sehnsucht nach Lebenskraft und Lebensfreude.“ Das „oberste strategische Ziel“ lautet: „Wir entwickeln das Salzkammergut zur Ganzjahresdestination.“

Für Ronald Felder, Geschäftsführer der STMG, hat die Koordination aller touristischen Vorhaben auch dazu beigetragen, dass die Cash Cow Salzkammergut immer besser funktioniert: „Dass es eine koordinierte Abstimmung und ein funktionierendes Gesamtkonzept gibt, ist natürlich auch für Investoren interessant.“

Wie interessant das ist, zeigt der Geldregen, der über der sprichwörtlichen Mitte Österreichs niedergeht: 500 Mio. Euro sind für Investitionen vorgesehen. 270 Mio. davon wurden erst kürzlich in Projekte gesteckt. Ein großer Brocken ist die Landesausstellung (über 20 Mio. Euro hat das Land investiert), die dieser Tage ihren 300.000 Besucher in Ebensee feierte.

Vor allem sorgen aber Hotelprojekte im Vier-Stern-Plus-Bereich für einen kräftigen Investitionsschub. „Das ist genau die Kategorie, für die wir dringenden Bedarf haben“, erklärt Felder. Der Bedarf nach mehr Betten ist da: Einerseits seien in vielen Gemeinden Privatzimmer rar geworden. Andererseits gebe es zu wenig im gehobenen Bereich.

Mit der Villa Seilern, zusätzlichen Suiten im frisch renovierten Thermenhotel und einem geplanten Projekt eines privaten Investors in Bad Ischl, der Erweiterung des Weißen Rössls und dem Projekt Rösslwiese in St. Wolfgang, der Adaptierung des Schlosses und des Jagdhofs in Fuschl und der Wasnerin in Bad Aussee tut die Hotellerie meist mit Hilfe kräftiger Landesförderungen viel, um die gestiegene Nachfrage durch den Tourismus zu befriedigen.

Vier-Stern-Betten nachgefragt

Nicht immer und überall zur Zufriedenheit der Anrainer und Kritiker, die wie bei der Rösslwiese Verbauung der Ufer und nicht ins Landschaftsbild passende Bettenburgen fürchten. Ähnliche Argumente haben die Gegner des „Lacus Felix“-Projekts in Gmunden. Ankettung und Anzeigen wurden erwogen, um das Projekt des Industriellen Asamer zu kippen.

Bis jetzt in der Serie erschienen: Das Mühlviertel (26.7.) und das Südburgenland (4.8.).

Auf einen Blick

Die Marke Salzkammergutbesteht aus zehn Regionen (Almtal, Attergau, Attersee, Bad Ischl, Inneres Salzkammergut, Traunsee, Wolfgangsee, Mondesee-Irrsee, Fuschlsee, Ausseerland-Salzkammergut) und 52 Orten in drei Bundesländern (Oberösterreich, Steiermark und Salzburg). Die Region hat 179.000 Einwohner und zählt 4,3 Mio. Nächtigungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2008)

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