Bregenzer Festspiele: Roland Geyer wird neuer Intendant

Bregenzer Festspiele Roland Geyer
Bregenzer Festspiele Roland Geyer(c) APA/Stiplovsek Dietmar (Stiplovsek Dietmar)
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Fliegender Wechsel von Wien nach Vorarlberg: Roland Geyer, Intendanten des Theater an der Wien, wird ab 2015 die Bregenzer Festspiele leiten.

Roland Geyer wird ab 2015 Intendant der Bregenzer Festspiele. Die Festspiele präsentierten den aktuellen Intendanten des Theater an der Wien am Dienstag als Nachfolger von David Pountney, der Bregenz allerdings bereits 2013 verlässt. Für den Sommer 2014 liegen "Lösungen vor", die allerdings erst beschlossen werden müssen. Formal erhält Geyer ab 2012 einen Werkvertrag in Bregenz und wird offiziell eine Beratungsfunktion übernehmen, ehe er 2015 die künstlerische Leitung des Festivals übernimmt und ab 2016 auch Geschäftsführer wird. Sein Vertrag mit den Bregenzer Festspielen läuft bis 2021.

Geyer betonte, dass er aber auch seinen Vertrag als Intendant des Theaters an der Wien erfüllen werde, der noch bis 31. August 2016 läuft. Er habe für die kommenden Jahre bereits viel Vorarbeit geleistet, außerdem beschäftige er sich 18 Stunden pro Tag mit Kunst und Kultur, gab sich Geyer zuversichtlich, das Pensum bewältigen zu können.

Geyer war Wunschkandidat

Festspiel-Präsident Günter Rhomberg nannte Geyer den Wunschkandidaten, um den man sich bereits in den vergangenen eineinhalb Jahren bemüht habe. "Er hat in der Praxis bewiesen, dass er das Ungewöhnliche sucht und auch findet", so Rhomberg. Mit der Verpflichtung von Geyer hoffe man auf neue Impulse und "eine dritte Pionierphase der Festspiele" nach 1950 und 1980. Für die Zeit ab 2015 habe man mit "14 oder 15 Bewerbern Gespräche geführt".

Seit 2006 ist Roland Geyer Intendant des als Opernhaus neupositionierten Theater an der Wien. Er hat sich als Festivalmacher schon mit "KlangBogen" und "OsterKlang" bewährt. Das Theater an der Wien machte er in den vergangenen Jahren zu einer der interessantesten Bühnen für barockes und zeitgenössisches Musiktheater.

Geyer, am 29. Dezember 1952 in Wien geboren, ist ein Multitalent mit ungewöhnlicher Karriere. Nach der Matura studierte er Wirtschaftsmathematik an der TU Wien, Sportwissenschaften an der Universität Wien sowie Kulturmanagement an der Wiener Musikhochschule. Er schrieb vier Lehrbücher über Software-Design und Programmierung. Ab 1977 war er fünf Jahre lang als EDV-Analytiker in einer Computerfirma und als EDV-Ausbilder am Wirtschaftsförderungsinstitut Wien tätig.

In seiner Freizeit organisierte er regelmäßig diverse Sport- und Kulturprojekte, bevor er 1982 das Kultur- und Sportwesen der Stadt Amstetten neu aufbaute. Er gründete die Amstettener Sommerfestspiele (1983) und machte die Stadt zum Musicalspielort.

Von 1987 bis 1996 war Geyer als alleiniger Geschäftsführer bzw. Generalsekretär der Jeunesse Österreich tätig, 1987 gründete er gemeinsam mit dem Dirigenten Manfred Honeck das Wiener Jeunesse Orchester. Daneben war Geyer als Kuratoriumsmitglied in den Internationalen Jeunesse Musicales tätig, von 1995 bis 1997 auch als Präsident des Jeunesse Weltorchesters.

1996 trat Geyer seinen Posten als Wiener Musikintendant an und war dabei für jährlich rund 70 Veranstaltungen (Konzerte und Musiktheaterproduktionen) verantwortlich. Kurz vor seiner Bestellung als Intendant des Theater an der Wien sollte er die Leitung der Grazer Oper übernehmen - brach die Verhandlungen allerdings ab.

Im Theater an der Wien sorgt Geyer seit der Wiedereröffnung als "Das Neue Opernhaus" im Jahr 2006 für Aufsehen: Mit den Schwerpunkten auf barockem und zeitgenössischem Musiktheater, der Einladung internationaler Koproduktionen und der Einbindung von RSO Wien und Symphonikern als Opernorchester wurde das gut dotierte Haus zum wesentlichen Player nicht nur der Wiener Musiklandschaft. Wagnisse im Programm goutierte nicht nur die Kritik - Auslastungszahlen jenseits der 95 Prozent und eine Vervierfachung der Abo-Zahlen zeugen auch von stetig wachsendem Publikumszuspruch. 2010 wurde Geyers Vertrag zuletzt bis 2016 verlängert.

1995 wurde Geyer mit dem "Ordre des Arts et des Lettres" des französischen Kulturministeriums für Verdienste um die französische Musik in Wien ausgezeichnet, 2002 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 2009 das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

(APA)

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