Ab Herbst gibt es digitale Schulbücher

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Symbolbild.(c) Michaela Bruckberger
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861 auflagenstarke Schulbücher soll es ab kommendem Schuljahr als E-Books geben. Von „riesigen Vorteilen“ sprechen die zuständigen Ministerinnen. Die Finanzierung von Tablets ist dabei nicht geplant.

Wien. Der bislang letzte gemeinsame Auftritt von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP), bei dem sie ihre Pläne zu den digitalen Schulbüchern präsentiert haben, hat es wegen seiner Skurrilität in eine Satiresendung geschafft. So beherzt haben sich die beiden Ministerinnen vor den laufenden Kameras über die Verteilung von digitalen Schulbüchern gestritten. Gestern, Dienstag, wurde demonstrativ an einem Strang gezogen: Im Herbst sollen die ersten digitalen Schulbücher kommen.

Ab jetzt können sie bis 22. April gratis bestellt werden. 861 auflagenstarke Schulbücher aus der Sekundarstufe zwei, also der AHS-Oberstufe, berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, wird es auch als E-Book geben. Mit der Betonung auf auch. Denn als Ersatz für die herkömmlichen gedruckten Bücher wollen die beiden Ministerinnen die E-Books nicht verstanden wissen. Auch wenn sie „riesige Vorteile“ sehen. So seien E-Books für Schüler „unglaublich motivierend“, die Schultasche würde leichter, und die Medienkompetenz würde gefördert. Außerdem sei die Individualisierung dadurch einfacher und die Bücher ständig – auch offline – nutzbar.

Die Kosten der digitalen Schulbücher sind gedeckt. Denn jährlich wird die gesamte Schulbuchaktion mit mehr als 100 Millionen Euro aus dem Familienlastenausgleichsfonds (Flaf) finanziert. Tablets oder Laptops, mit denen die digitalen Bücher gelesen werden können, werden vom Staat aber nicht zur Verfügung gestellt. Dass es bislang an nicht einmal jeder zweiten höheren Schule eine Tablet- bzw. Notebook-Klasse gibt und lang nicht alle Schüler ein eigenes Tablet besitzen, stört die Ministerinnen dabei nicht. „Es braucht nicht pro Kind ein Tablet. Auch mit drei, vier pro Klasse kann man vorerst arbeiten“, sagt Bildungsministerin Heinisch-Hosek.

Interesse von Lehrern ist hoch

In den Ministerien geht man davon aus, dass das neue Angebot gut genutzt wird. Bei einer erst kürzlich durchgeführten Online-Umfrage an mehr als 700 Schulen hätten acht von zehn Direktoren bzw. Schulbuchreferenten das Interesse von Lehrern mittel bis hoch eingeschätzt. Jenes der Schüler wurde sogar noch höher bewertet. Die große Mehrheit, konkret 86,6 Prozent, ist übrigens von dem pädagogischen Potenzial digitaler Bildungsmedien überzeugt.

Vorerst wird es die digitalen Schulbücher nur für die Sekundarstufe zwei geben. Doch eine Ausweitung auf andere Schulstufen ist geplant. Ab Herbst 2017 soll es dann nicht nur die gewöhnlichen E-Books, also eine elektronische Form des gedruckten Schulbuchs, geben, sondern auch sogenannte E-Books +. Diese verfügen zusätzlich über multimediale Elemente wie etwa Videos, interaktive Feedbacktools und Zeichenfunktionen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2016)

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